Reisebericht USA 2010/11 Oklahoma

Geschrieben von: Conny Beckötter, den 17. Februar 2011

 

Anmerkung:

In den alten, migrierten Reiseberichten (wie diesem) sind nur relative kleine Bilder eingebunden. Wer sich mehr für die Fotos interessiert, sollte in der zugehörigen Fotogalerie fündig werden.

Zum Jahreswechsel 2010-2011 besuchen wir unseren Sohn Christian in den USA, genauer gesagt im Mittleren Westen – Oklahoma. Er ist nun schon seit Mitte Aug. 2010 im fernen Amerika unterwegs und nun können die Eltern es nicht mehr aushalten – müssen unbedingt mal nach dem Rechten schauen.

In erster Linie möchten wir natürlich Christians neues Umfeld in Norman, einer 100.000 Einwohner-Studentenstadt südlich von Oklahoma City kennen lernen.

Da es aber hier nur wenige Tage etwas zu erkunden gibt, werden wir mit ihm einen Roadtrip machen (kommt uns ja entgegen, da wir ja nicht die rechten Wanderer, sondern eher Autowanderer sind).

Oklahoma ist ein relativ junger Bundesstaat im Süden der USA nördlich von Texas. Er trat am 16. November 1907 als 46. Bundesstaat der Union bei. Mit fast 7 % der Bevölkerung sind hier die „native americans “ weitaus stärker vertreten als in den anderen Bundesländern. Der Name des Staates entstammt der Choctaw –Sprache und bedeutet so viel wie „ Das Land des roten Mannes“ (okla = Mensch, humma = rot).
Die Flagge Oklahomas wurde im Jahr 1925 angenommen, sie hat einen blauen Hintergrund, der an die Uniform indianischen Choctaw-Soldaten erinnert. In der Mitte ist ein Büffelschild der Indianer abgebildet, auf dem eine Friedenspfeife und ein Palmzweig abgebildet sind, daran hängen sieben Adlerfedern herab. Direkt unter dem Schild steht in weißen Großbuchstaben der Name Oklahoma.

Oklahoma nimmt in den USA eine Sonderstellung an. Zuerst erkannte man den Wert des Landes nicht und trieb Indianerstämme aus den östlichen Staaten dorthin. 1834 wurde Oklahoma als Indianer-Territorium deklariert.

1880 untersagte die Regierung offiziell die Besiedelung durch die Weißen, da es aber immer wieder zu Übertretungen kam, nahm man 1885 neue Verhandlungen auf. Die führten dazu, dass 1889 ein großer Teil des Landes frei gegeben wurde. Es kam zum „Oklahoma Land Run“, bei dem innerhalb kürzester Zeit viele Siedler in das Land strömten.

Die Hauptstadt Oklahoma City entstand praktisch über Nacht. Viele der neuen Siedler, die sogenannten „Sooners“ („soon“ = „früh“), hatten ihre Claims schon vorher abgesteckt, was dem Staat den Beinamen „Sooner State“ einbrachte.

Start und Anreise

Wegen des frühen Wintereinbruchs mit viel Schnee in Deutschland haben wir uns entschlossen am Abend vor unserem Flug nach Frankfurt zu fahren und im Park Inn (direkt hinter Terminal 2) zu übernachten, da American Airline morgens schon um 10.30 Uhr nach Dallas startet. Eine kluge Entscheidung – so war die Anfahrt völlig stressfrei und dank des Goldpoint-Kontos auch nicht teuer.

Die Abfertigung in Frankfurt ging super schnell und am Flughafen hatte sich nach den chaotischen Verhältnissen der letzten Tage wieder alles eingependelt. Die Flieger an die amerikanische Ostküste wurden reihenweise gestrichen wegen eines Schneesturms in Amerika, aber wir fliegen ja darüber weg. Beim Einchecken haben wir vergessen Wünsche zu Sitzreihen anzugeben, es ging einfach alles zu schnell. Wir haben Sitz 20H und 20J und suchen uns schon wieder den dicksten Sitznachbarn aus der verfügbar ist, aber oh Wunder wir haben ‚Traumplätze’ direkt am Übergang zur Business-Class mit super Beinfreiheit. Diese Plätze haben wir uns wahrlich auch mit einigen stark Übergewichtigen als Platznachbarn auf vielen Flügen verdient.

Mit einer halben Stunde Verspätung geht es um 11 Uhr los, Flugzeit knapp 11 Stunden für die 8250 km von Frankfurt nach Dallas. Die Einreise- und Zollformalitäten sind viel einfacher als in den vergangenen Jahren und die ‚Beamten’ viel freundlicher, vielleicht haben die Amerikaner ja ihren 11’ten Sep. Schock und die damit verbundene Hysterie langsam überwunden.

Christian empfängt uns am Ausgang und wir fahren mit seinem super SUV, einem 11 Jahre alten roten Fort Explorer, nach Norman. Die 7 Stunden Zeitverschiebung machen sich leicht bemerkbar und wir sind froh, als er uns um 21 Uhr (nach MEZ ist es jetzt 4 Uhr morgens) im Hotel abliefert.

University of Oklahoma (Norman) – Christians Heimat für ein Jahr ‚abroad’

29.12.2010 Erkundung des Campus und des Universitätsumfelds

Wir starten mit Frühstück in Christians Apartment. Er lebt in Traditions Square, einer Apartmentanlage direkt auf dem Campus. Schon der erste Eindruck zeigt, dass hier wirklich ein perfektes Universitätsumfeld für die Studenten geschaffen wurde. Die Wohnung ist für 4 Bewohner ausgelegt, jeder hat sein eigenes Zimmer und zu zweit teilt man sich ein Bad. Die Mitbewohner (ein Koreaner, zwei Franzosen) sind ausgeflogen, wie fast alle hier – denn es sind Semesterferien. Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler es ist alles da, fast geht das Flair einer Studentenbude verloren.

Christian hat sich äußerlich überhaupt nicht verändert, nicht mal zugenommen, trotz Burger und ‚all you can eat’ Studentenrestaurant. Sein bisher hoher Grad an Selbstständigkeit wurde hier noch erweitert und seine Begeisterung für Amerika, speziell für die OU (Universität of Oklahoma) kennt keine Grenzen.

Der Campus für ca. 25.000 Studenten verschiedenster Fachrichtungen ist eine eigene Stadt für sich. Selbst Dieter, der USA-Kritiker, ist tief beeindruckt, alle Gebäude sind in einem ähnlichen Stiel gehalten und die Häuser, Gärten, Infrastruktur in einem Topzustand.

Städtische Einrichtungen, wie zum Beispiel das Naturhistorische Museum mit sehr interessanten Exponaten und einem vorbildlichen Museumsaufbau, sind auf dem Campus integriert. Neben den eigentlichen Hörsaalgebäuden und Instituten gibt es viele ‚Supportgebäude’, Bibliothek, Uniongebäude mit Ballsälen und Aufenthaltsräumen vom Feinsten, Kantinen, Pools … Obwohl wir nie dagewesen sind, so stellen wir uns Oxford oder Cambridge vor.
Der Uni-Sport hat natürlich eine herausragende Bedeutung, das Football-Station der Uni-Mannschaft (The Sooners) ist für 80.000 Besucher ausgelegt und die 5-6 Heimspiele der Saison sind die absoluten Highlights für ganz Oklahoma. Der gesamte Campus wird zur Partyfläche und Tausende campen mit ihren Wohnmobilen auf dem Campus und feiern Pre-Parties.

Christian gibt uns einen sehr guten Einblick ins Unileben und berichtet mit riesiger Begeisterung – für uns ist es natürlich toll zu sehen, wie wohl Christian sich hier fühlt.

30.12.2010 Wichita Wildlife Refuge, den größten Nationalpark Oklahomas und ältesten der USA.

Christian hat diese Tour mit den Gasteltern einer anderen Austauschschülerin bereits einmal gemacht und macht den „guide“. Die Tour führt in die Berge, eine Besonderheit hier, sonst ist alles flach, eben die White Plains.

Zwei Highlights in dieser Gegend
1. ein Nationalpark, in dem die Bisons besonders geschützt sind und
2. das nach amerikanischen ‚Michelinführer’ das 7. beste Burgerlokal in den gesamten Vereinigten Staaten ‚Hamburger Heaven’ in Meers.

Fangen wir mit dem Mittagessen an. Wir sind schon um 11:30 Uhr da und müssen nicht warten und werden gleiche ‚geseated’, was wohl nicht selbstverständlich ist, eine halbe Stunde später steht hier eine Schlange von 50 Leuten und wartet auf Einlass. Der Laden an sich ist ein Unikum, er macht einfach den Eindruck eines nicht ganz vollständig umgebauten Stalls. Die deutsche Gewerbeaufsicht hätte nur 2 Schritte in das Restaurant gemacht, um 10 Gründe für eine sofortige Schließung zu finden.

Es passt aber einfach alles zusammen und dass Getränke hier in Einmachgläser serviert werden gehört einfach dazu. Die Burger sind riesig und aus feinstem Fleisch der Longhorn-Rinder.

Mit McDonalds hat das nun wirklich nichts mehr zu tun. Was die Größe angeht sind Conny und ich vorgewarnt, wir bestellen für uns einen gemeinsamen Burger, er ist köstlich und reicht völlig aus.
Draußen wird die Schlange immer länger und der Parkplatz füllt sich mit Pickups und Motorrädern. Wir machen uns auf den Weg in den Nationalpark, Buffalos und Longhorns suchen.

Es ist ein bisschen wie Namibia oder Krügerpark, unser Sohn weiß eben was uns gefällt. Der Park hat eine Rangerstation mit gut aufbereitetem Info-Material, speziell über die Entwicklung der Bison und Elk Population. Nach dem großen „Abschlachten“ in den Great Plains sind hier im Wichita Mountains Wildlife Refuge 1907 wieder 15 Bisons angesiedelt worden. Heute umfasst die Herde 650 Bisons. Wir haben Glück und können diese riesigen Tiere aus der Nähe fotografieren.

Am Abend treffen wir uns mit Christians Gasteltern (Mike und Mary) im Outback Steakhouse. Obwohl alle Studenten ihre eigene Unterkunft haben, wird von der Uni ein Gastelternprogramm angeboten, um Bezugspersonen zu schaffen und die amerikanische Gesellschaft besser kennenzulernen. Die beiden sind super nett und wir verbringen einen interessanten Abend.

Es gibt viele Anknüpfungspunkte, Mike hat vor seinem Retirement als Teacher für das Project Management Institute, einer unabhängigen PM Organisation, gearbeitet, bei der auch Dieter zertifiziert wurde als PMP. Mary arbeitet in einem Architekturbüro und lehrt zusätzlich an der Uni Architektur.

Wir sind wirklich sehr froh, dass speziell Mike und Mary sich so nett um Christian kümmern, das passt perfekt zusammen und die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit. Christian hat sogar die Nummer von Mike unter ICE (in case of emergency) gespeichert, weil der in jedem Fall Rat weiß.
Wir bekommen noch viele Tipps für unseren Roadtrip nach Westen und hoffen uns irgendwann wiederzusehen.

31.12.2010 (Silvester) Unser letzter Tag in Norman.

Nach dem obligatorischen Frühstück in der Studentenbude erkunden wir Oklahoma City (20 Meilen von Norman entfernt).

Das Kapitol und die Museen sind geschlossen, sodass wir zunächst Bricktown, den Unterhaltungsbezirk im historischen Bereich Oklahoma City, besichtigen und dann eine große Shoppingmall ansteuern.

Christians neue Leidenschaft ist Kaffeetrinken, an einem Starbucks Shop kommen wir nicht vorbei, ohne einen Grande Americano (mit 2% milk, cold) mitgenommen zu haben. Gan und Nancy (Gasteltern einer anderen Austauschschülerin) schlagen für abends ein Treffen vor, das wir natürlich gern annehmen. Wir treffen uns in einem TexMex Restaurant in Norman und haben noch einmal die Chance uns mit Amerikanern auszutauschen.
Gan und Nancy beteiligen sich schon 10 Jahre am „Gasteltern“-Programm und unterstützen alle deutsche Studenten die aus Chemnitz an der OU studieren. Nancy arbeitet als Mathelehrerin und Gan als Journalist und Newsreporter für lokale Fernsehstationen. Er ist mit 63 bereits in einen Alter, in dem man in Deutschland oft schon im Ruhestand ist, aber voller Energie, noch fit, und plant weitere 5 Jahre zu arbeiten.

An der Aufgeschlossenheit und dem freundlichen Umgang mit Ausländern können wir uns als Deutsche ein Beispiel nehmen. Gemeinsame Essen in Restaurants sind in Amerika immer schnell beendet, man sitzt nicht gemütlich zusammen, sondern isst nur und verlässt dann das Lokal. Erst müssen wir noch ein paar Weihnachts-Aufnahmen für Conny machen (Achtung: Vielleicht sieht der Kurt-Degener-Ring Nr. 8 nächstes Jahr auch so aus),
dann verbringen wir den Rest des Abends in Christians Apartment mit Cola, Whisky und Bier und stoßen auf ein Gutes Neues Jahr an.

Prost 2011 !!

Roadtrip im Mittleren Westen der USA

01.01.2011 Start in Oklahoma

Der erste Tag des Jahres 2011 beginnt wunderbar, wir packen unsere Sachen und genießen ein ausgiebiges Frühstück im IHOP (International House of Pancake). Christian behauptet so etwas gäbe es nur in Amerika und Dieter verpflichtet sich den Gegenbeweis anzutreten wenn Christian wieder zurück ist, also Ei, Hashbrowns, Pancake, Sirlonsteak geschnetzelt mit Zwiebeln, Pilzen …. Es ist schon fast Mittag als wir uns nach Amarillo aufmachen.

Wir fahren auf der Interstate 40 oder romantischer ausgedrückt ‚on the Mother of roads‘ – der Route 66. Immer wieder hat man auch auf Teilstrecken die Möglichkeit auf historische Teilstücke der Route 66 auszuweichen. Das National Route 66 Museum hat leider geschlossen, aber wir können die historischen Gebäude anschauen und das Museum selbst sieht von außen eher wie ein Giftshop aus.

Das Wetter meint es mit uns sehr gut, es ist zwar kalt, aber immer sonnig mit blauem Himmel. Das hatten wir so gar nicht zu hoffen gewagt, nachdem Blizzards und Eisstürme ebenso möglich wären.

Ein ‚Muss’ in Amarillo ist das Big Texan Steakrestaurant. Es ist bekannt für seine 72 oz. Wette. Wer ein Steak der Größe 72 oz (ca. 2 kg) plus Beilagen in 60 Min. schafft, muss nichts bezahlen, sonst kostet es 50 $. Am Eingang ist diese Portion ausgestellt und man kann sich kaum vorstellen, dass jemand das allein aufessen kann. Als wir das Restaurant besuchen startet gerade ein ‚Hämpfling’ (ein schlanker Mann Mitte 30, ganz anders als man sich die Kandidaten vorstellt) die Wette. Es gibt eine große Ankündigung, der Delinquent sitzt auf einem erhöhten Podium und alle sind eingeladen Fotos zu machen.

Auch wir können uns nicht zurückhalten und befriedigen unsere Sensationsgier. Die Vorgehensweise des Kandidaten erinnert eher an eine Fressmaschine als an kultiviertes essen. Er kann gar nicht so schnell das Fleisch abschneiden, wie er es verschlingt.

Ist offensichtlich eine gute Idee, er schafft alles Fleisch und Beilagen in 35 Min. >> Unglaublich. Auch wir schaffen unsere Steaks, Conny 9 oz. und Dieter und Christian 18 oz. Sie waren echt lecker, aber bei diesen Mengen müssen wir bezahlen.

Der Tag geht langsam zu Ende und wir suchen uns ein Comfort Inn.

02.01.2011 Amarillo, Palo Duro Canyon, Weg nach Taos

Gestern haben wir auf gut Glück direkt das Restaurant gefunden, heute wollen wir strukturierter vorgehen und suchen zunächst mal ein Texas Visitor Center auf. Die Dame versorgt uns perfekt mit allen Informationen und wir besuchen als Erstes den Palo Duro Canyon (zweitgrößter Canyon in USA, die Nummer 7 in der Welt), „Texas’ best kept secret“. Der Tipp, hinter dem Trading Postoffice sind Vogelbeobachtung am erfolgreichsten, stellt sich als ein wirklich heißer Tipp raus.

Auf dem Weg zum Nationalpark leuchtet in Christians Auto eine zusätzliche Kontrollleuchte (check engine)auf zu den anderen, die seit Übernahme des Autos leuchten. Nachdem wir keine offensichtlichen Schäden feststellen können (um die Motorhaube zu öffnen muss man unter das Auto klettern), ignorieren wir die Anzeige und fahren einfach weiter. Der rote Ford Explorer ist ja auch nicht mehr der Jüngste, hat 11 Jahre und 160.000 Meilen hinter sich und läuft trotzdem wie geschmiert.

Wir durchfahren den Nationalpark zunächst, machen viele Fotos und müssen uns entscheiden, ob wir 2 Stunden (10 km Wanderung) zur Attraktion des Parks (the lighthouse) investieren wollen. Die „Autowanderer“ entscheiden sich aus Zeitplangründen dagegen und machen sich auf zu Cadillac Ranch.

Auf einem freien Feld hat 1974 ein Künstler aus San Francisco 10 Cadillacs verschiedener Baujahre in einer Reihe eingegraben. Cadillacs waren zu der Zeit das Statussymbol in Amerika und der Künstler wollte mit seinem Werk den Gegensatz zwischen Technologie und Feldanbau demonstrieren. Heute ist das Werk zum Sprayen freigeben und jeder kann sich als Künstler betätigen. Deshalb kaufen wir uns im nahegelegen Baumarkt eine weinrote Spraydose (Farbe der University of Oklahoma) und Gummihandschuhe. Nun zieren verschiedene OU Symbole, TU Braunschweig und Beckis 2011 diese Cadillacs – mindestens für 2 Stunden, denn in dieser Zeit erhalten die Autos eine neue Lackierung. Die Lackschicht ist wahrscheinlich 10-mal so stark wie das Metall.

Danach verlassen wir Texas und fahren nach New Mexico, unser Ziel ist Taos, ein Künstlerdorf und ein Standort der Pueblo Indianer.
Mike hat uns diesen Ort wärmstens ans Herz gelegt. Dieter darf das erste Mal fahren, ansonst übernimmt Christian das – für Dieter eine ungewohnte Rolle des Beifahrers. Es wird sehr früh dunkel und wir schaffen es nicht bis Taos.

Zudem verpassen die beiden navigierenden Männer noch die günstigste Strecke, sodass wir Cimarron erst gegen 20:15 Uhr erreichen – einer Frau wäre das sicher nicht passiert. In Cimarron ist nicht viel los und wir sind froh, schnell ein Hotel (das historische St.James) gefunden zu haben, die erste Übernachtung, die qualitativ ‚etwas’ verbesserungswürdig war.

Leider ist die Klimaanlage nicht wie gewohnt gleichzeitig Heating, trotzdem ist es bullenheiß im Zimmer. Wir essen im Hotel eine Kleinigkeit, denn im Ort hat nicht mal ein McDolnald auf. An der Bar sitzen alternde Cowboys (behauptet Conny) und die ganze Ausstattung ist Jessy James mäßig aufgebaut – überall Pistolen, Sporen, alte Tresore ….. richtige Westernatmosphäre.

Als wir ins Zimmer zurückkommen, haben wir locker die 30 Grad Celsius erreicht, lüften und Aircondition ändern nichts wesentliches an der Temperatur, also gehen wir leicht bekleidet ins Bett. Nach einer nicht so erholsamen Nacht im Brutkasten entdeckt am nächsten Morgen Dieter das Thermostat neben der Toilette, nach dem Runterdrehen wird es schnell kühler – wie blöd kann man doch sein.

03.01.2011 Taos, Rio Grande

Über die Bergstraße fahren wir das letzte Stück nach Taos. Plötzlich sind wir im Schneegebiet, aber die Straßen sind alle perfekt befahrbar. Taos, ein Künstlerdorf, in dem jede Art von Kunst produziert wird, ist geprägt durch die Pueblo Indianer. Mike hatte schon Recht, als er uns diese Route als besonders ‚scenic’ empfohlen hat.

In Taos besuchen wir zunächst das Indianderdorf, es gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Hier leben Pueblo Indianer seit mehr als 1000 Jahren in den alten, typischen Gebäuden und nach ihren alten Gebräuchen. Das Pueblo wurde von Spaniern im Jahr 1619 erobert und missioniert. Es ist das älteste kontinuierlich bewohnte Pueblo in den USA. Alle Häuser bestehen aus Adobe, einer Mischung aus Erde, Stroh und Wasser.

Die Winterlandschaft mit den Adobegebäuden ist einfach märchenhaft. Zusätzlich sorgen die Sonne und der tiefblaue Himmel, der uns schon seit Tagen begleitet, für die perfekte Fotosituation.

Die Eintrittsgelder und die wenigen Produkte, die hier verkauft werden, erlauben den Indianern ein bescheidenes Leben. In einem ‚Raum’ werden wir eingeladen ein ‚frybread’, in Fett gebratener Teig, mit Honig zu probieren, echt lecker. Eine Einheimische erzählt, dass sie mit ihrer Familie hier seit 60 Jahren lebt und völlig zufrieden ist mit ihrem Leben. Die Häuser werden den Indianern kostenlos zur Verfügung gestellt, was ihre finanzielle Situation stark erleichtert.

Ein weiteres Highlight in der Nähe von Taos ist die Royal Georg Bridge über den Rio Grande. Von der Brücke aus hat man einen gigantischen Blick in die Schlucht, die 350 m unter uns liegt und einen guten Überblick über das Land. Jeden Moment muss Winnetou und Old Shatterhand über das Plateau geritten kommen – meinen wir zumindest.

Mittags essen wir im Doc Martin’s Restaurant (Empfehlung von Mike) – passt wie immer. Wie stets werden wir an der Sprache als Ausländer erkannt, man fragt wo man herkommt und kommt fast immer ins Gespräch.
Der Besitzer ist ein Engländer und hat lange vorher in Berlin gelebt. Er schwärmt von dem Ort als die Stadt in den USA in der es sich am Besten leben lässt. Uns erscheint es etwas wie das Worpswede von New Mexico. Julia Roberts soll hier wohnen (laut Mary), aber wir treffen sie nicht oder haben sie nicht erkannt.

Anschließend brechen wir auf zu einer einsamen Stadt im Nichts, Los Alamos, die durch das Manhattan Projekt weltberühmt wurde – der Entwicklung der Atombombe.

04.01.2011 Los Alamos Santa Fe

04.01.2011 In Los Alamos übernachten wir wieder in einem Best Western, das scheint unsere Ansprüche an Qualität der Übernachtung und ein vernünftiges Preis / Leistungsverhältnis am besten zu treffen. Best Western gibt auch Discount auf die AAA Karte (ADAC), wobei auf dieser Karte nicht wirklich etwas draufsteht, sondern eher als Anknüpfungspunkt für Discount dient.
Heute habe ich auch eine Membercard beantragt, also haben wir die Diskussion, wo zu übernachten ist, in Zukunft abgekürzt. Für Conny hat es den entscheiden Vorteil, dass sie sich nicht ins Hotel schleichen muss, da der Zimmerpreis pauschal unabhängig von der Personenanzahl berechnet wird.

Bei der ersten Übernachtung hat unser Optimierer darauf bestanden nur 2 Personen anzumelden (das macht man so, man wirft den großen Hotelketten doch die Kohle nicht hinterher) und wir haben den Seiteneingang genutzt. Ersparnis 5 Dollar – solche Strategien sind uns eigentlich fremd.

Gegen 8 Uhr starten wir und fahren zunächst zum Viewpoint White Rock, um einen weiteren Blick auf den Rio Grande zu werfen, denn das Visitor Center macht erst um 10 Uhr auf. Eine Lady, ich schätze mal über 75, gibt sich viel Mühe uns alle Informationen zu geben. Es fällt immer wieder auf, dass die älteren Herrschaften in den Visitor Centern mit großer Begeisterung dabei sind und die jungen Mitarbeiter das eher als Job betrachten.

Das Bandelier National Monument erwandern auch die ‚Autowanderer’ zu Fuß
– geht auch gar nicht anders.

Ein Rundweg von 1,5 Meilen führt durch den wunderschönen, verschneiten Frijoles-Canyon, doch eigentlich geht es hier um die Ausgrabungen und Wohnstätten der Vorgänger der Pueblo Indianer, der Anasazi, die hier von 1200 bis 1600 nach Christus gelebt haben.

Sie haben ihre Behausungen als Höhlen in die Felsen und auch als mehrstöckige Häuser vor die Felsen gebaut. Vorne, der Sonne zugewandt, liegen die Wohnräume (sehr bescheidene 4 Quadratmeter für eine ganze Familie) und hinten die kühlen Vorratsräume.
Besondere Bedeutung kommt den religiösen Stätten zu. Von den mehrstöckigen Kivas (runde unterirdisch angelegte Gebäude) sind die Grundmauern noch gut zu erkennen, den Rest haben die Historiker ‚hinzugedichtet’.

Danach fahren wir in die Innenstadt von Los Alamos zurück, um das Bradbury Science Museum zu besichtigen. Das ganze Umland von Los Alamos ist auch heute noch praktisch ein Forschungszentrum, es sind überall Laboratorien und Forschungsstätten ausgewiesen, die natürlich eingezäunt und abgeschottet sind.

Im Museum wird neben der Geschichte der Entwicklung der Atombombe auch die weitere Entwicklung der Nuklearwaffen dargestellt. Im Eingangsbereich sind die beiden Leiter des Manhattan-Projekts lebensgroß nachgebildet – General Leslie Groves für das Militär und Robert Oppenheimer für die Wissenschaft. Ausgelöst wurde das Projekt durch einen Brief, den Albert Einstein gemeinsam mit einigen Wissenschaftlern an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt geschickt hat, der die Möglichkeiten von Atombomben darstellt und auf die Gefahr hinwies, die Deutschen könnten diese Waffe zuerst haben.

Roosevelt hat dann, nach Abstimmung mit Winston Churchill, das Projekt gestartet (Projektsponsor). Es wurde eine riesige Organisation, sowohl zivil und militärisch, etabliert, an der Universitäten, Forschungseinrichtungen und zivile Firmen beteiligt waren. Als Projektlokation wurde die Abgeschiedenheit von Los Alamos gewählt und als erstes Gebäude eine private Schule requiriert. Es entstand eine Forschungsstadt, die völlig von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde („The town that never was“) und nur ein Ziel verfolgte:

die Entwicklung der ersten Atombombe.

In diesem Projekt wurden erstmals im großen Stil Projektmanagement-Methoden angewendet. Die gesamte Darstellung ist amerikanisch positiv und uns wird suggeriert, nur durch die beiden Bomben auf Hiroshima und Nagaski konnte der zweite Weltkrieg beendet werden.
Auch die weitere Entwicklung der Atomwaffen wird positiv dargestellt, die Nachricht ist:
Die Waffen sind unbedingt notwendig und die USA haben alle Sicherheitsprobleme fest im Griff, auch wenn man ja seit 1992 leider keine Atomtests mehr durchführen darf. Die Präsentation ist gut gemacht und unterm Strich ein Besuch empfehlenswert.

Unsere nächste Station heißt Santa Fe.
In Sante Fe ist ein „Muss“ der Besuch der Loretto Chapel (steht so in jedem Reiseführer). Berühmt ist die Kirche durch einen Konstruktionsfehler, man hatte vergessen eine Treppe auf die Empore zu bauen.
Diese musste immer mit Leitern erklommen werden, bis, so sagt es die Geschichte, ein Zimmermann eine freitragende Treppe gebaut hat und nach Fertigstellung ohne Lohn und Dankesworte verschwunden ist.

Heute ist das wohl die genialste Einnahmequelle (3 Dollar pro Person). Wir besichtigen auch die Nachbarkirche, die St. Francis Cathedral Basilica mit der ältesten Madonna in den USA, die Kirche ist unserer Ansicht nach viel spektakulärer – kostet aber keinen Eintritt.

Danach erkunden wir noch die Plaza, den Mittelpunkt des historischen Bezirkes. Im Sommer muss hier das Leben toben. Heute ist es eisigkalt, da es windig ist. Selbst den Indianer, die unter den Arkaden des Gouverneurs-Palasts ihre Waren anbieten, ist es zu kalt und sie packen frühzeitig ihre Schmuckangebote, meist Silber und türkisfarbene Steine, ein.

Santa Fee ist durchgängig im Stil der ursprünglichen Pueblo Häuser gebaut und gilt deshalb als die schönste Hauptstadt der USA.

Nach dem Bezug unseres Best Western fahren wir am Abend noch mal in die Innenstadt zurück, um die „farolitos“ zu sehen. In der Weihnachtszeit sind überall Papiersäcke mit Sand aufgestellt, in denen eine Kerze brennt (heute meist elektrisches Lichter). Fast auf allen Dächern und Überständen sind die farolitos zu sehen (Winter Wonder Land).
Heute genießen wir ein ‚richtiges’ Essen im Hotel La Fonda, nur Burger und Sandwiches ist auf Dauer auch nichts.
Das Hotel ist bekannt für ihre Margaritas (Hauptbestandteil ist Tequila mit Limette / Zitrone, typisch ist der Salzrand am Glas) – echt lecker – das Bier ist nicht toll, aber deutsches Bier ist ja eh nicht zu schlagen.

05.01.2011 Tent Rocks

Frühstück ist in unseren Motel-Übernachtungen natürlich immer mit drin. Es variiert in der Qualität ziemlich, mal mit Eiern und Speck, mal nur Toast und harte Eier, aber immer hinterlässt jeder Gast einen unvorstellbaren Haufen Müll, alles Plastik vom Teller bis zur Gabel, vom Becher bis zum Löffel – Wahnsinn.

In Santa Fee gibt es Burritos, sieht nicht besonders appetitlich aus, aber Dieter probiert sie trotzdem, er muss seinem ‚mexikanischen IBM Kollegen‘ berichten. Sie schmecken unerwartet gut. Auf einen zweiten Burrito verzichtet er aber.

Das nächste Ziel, Tent Rocks, ca. 20 Meilen südlich von Santa Fe, ist ein absoluter Geheimtipp (zumindest noch vor 10 Jahren).

Tent Rocks oder „Kasha Katuwe“ sind Felsformationen, die sehr an Zeltformen erinnern. Für bescheidene 5 $ können wir in den Park einfahren. Anfang Jan. ist hier natürlich keine Hochsaison, aber das wir ganz alleine sind hätten wir nicht erwartet – ist aber total angenehm.

Alles ist verschneit und mit einer weißen Schicht überzogen. Nachdem Christian den freien Busparkplatz ‚umgepflügt’ hat und ausreichend seinen Schleuder-Spaß genossen hat, machen wir uns auf den Trail (wieder wird gewandert) natürlich mit Aufstieg in die Mountains.

Ein fantastischer Ort um zu fotografieren, die Landschaft ist malerisch und die Canyon Teile erinnern etwas an den Antelope Canyon in Arizona. Die weißen Schneestreifen auf den Tent Rocks bilden einen schönen Kontrast zu dem gelb-rötlichen Gestein.

Die erste Meile ist ein normaler Spaziergang, manchmal mit engen Stellen, die für stark Übergewichtige evtl. problematisch sein könnten.

Der Aufstieg, die letzten 0,7 Meilen sind anstrengender, es geht steil bergan und die Wege sind z.Z. vereist. Conny hat nur Turnschuhe an, praktisch ohne Profil, hier sind jedoch schon feste Boots mit Profil empfehlenswert (sogenannte „Überlebensschuhe“). Die Mühe wird durch einen amazing view auf die Tent-Rocks belohnt.

Am Vormittag, um 11:00 Uhr stehen wir auf der Mesa (dem Gipfel). Die beste Zeit zum Fotografieren ist sicher am späten Nachmittag, dann steht die Sonne richtig und scheint auf die schönsten Formationen. Dieter’s Vorschlag heute Abend doch nochmal wiederzukommen stößt nicht auf eine Mehrheit bei den Mitreisenden. In Summe hat die Tour 2,5 Stunden gedauert und ist unbedingt zu empfehlen – awesome (sagen Amerikaner gern, immer wenn sie uneingeschränkt zustimmen).

Es geht weiter in Richtung mexikanische Grenze. Wir machen einen Umweg von 80 Meilen und besuchen die Stelle, an der Amerika ins Weltall lauscht (VLA Very Large Array Radio Teleskop). 20 Meilen östlich der Stadt Magdalena sind 27 riesige Satellitenschüsseln in Form eines Y aufgestellt.

Jede Schüssel wiegt 100 Tonnen und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Diese Anlage ist Teil eines Gesamtsystems, das aus drei Standorten besteht. Hier werden Licht- und elektromagnetische-Wellen aufgefangen von Sternen, die schon vor Millionen Jahren erloschen sind. Von den Auswertungen erhofft man sich Erkenntnisse über die Entstehung des Universums. Es gibt ein bescheidenes Visitor-Center auf dem Gelände von dem aus ein kleiner Rundweg startet, der zu einigen der Antennenanlagen führt.

Wie alles in Amerika ist auch dies „bigger“ als anderswo. Nach ein paar Versuchen die Anlage im Abendlicht zu fotografieren, machen wir uns wieder auf den Weg.
5:30 Uhr beginnt die Dämmerung und bereits eine halbe Stunde später ist es stockdunkel.

Ab jetzt müssen wir uns im Auto etwas wärmer anziehen, die Heizung ist nämlich ausgefallen.

06.01.2011 White Sands National Monument, El Paso

Heute geht es in die Wüste – White Sands National Monument. Die Gegend besteht aus weißem Sand, mit Sanddünen und sehr spärlichem Bewuchs, nur vereinzelte Pflanzen unterbrechen die weiße Pracht.
Es handelt sich aber nicht wirklich um Sand, sondern um kleine Körner aus Calciumsulfat (Gips). Geologisch existierte in diesem Gebiet vor Millionen Jahren ein riesiger See, in dem sich Kalkablagerungen sammelten. In der Phase der tektonischen Verschiebungen, in der auch die Rocky Mountains entstanden, hob sich dieses Gebiet und der Wechsel von Feuchtigkeit – Trockenheit und Hitze – Kälte ließ diese ‚Sandwelt’ entstehen. In einer späten Phase senkte sich das Gebiet wieder und der heute in der Mitte liegende ausgetrocknete ‚Gips-See’ entstand.

Ein Paradies für Fotografen, besonders morgens und abends. Leider ist dies unser erster bedeckter Tag und die fotografischen Ergebnisse sind weit von einem Optimum entfernt.
Vielleicht können wir mit Photoshop etwas nachhelfen.
Die freien Flächen und die völlige Abgeschiedenheit lädt junge Männer mit SUV’s ein, sich auf wilde Schleudertouren zu begeben. Das Auto sieht anschließend aus wie ‚Sau’ und der Gips hält noch einige Tage.

Unsere Tour (genauer unser Tour-Guide Conny) führt uns nach El Paso, die Grenzstadt nach Mexiko. Auf dem Weg über Las Cruces, hält Christian noch kurz an einem ‚Jack in the Box’ und holt sich einen Burger. Wenn wir (Conny und Dieter) allein unterwegs sind, gibt es mittags nie was zu Essen, aber unser Sohn hat uns gleich zu Anfang erklärt, dass 3 Mahlzeiten am Tag das abs. Minimum sind und er sonst schlechte Laune bekommt.

Also sorgen wir für 3 Mahlzeiten und haben immer einen bestens gelaunten Christian.

Von der Rimroad in El Paso hat man einen guten Überblick über die Stadt und man sieht deutlich wo die Grenze verläuft. In El Paso dominieren die Hochhäusern, auf der mexikanischen Seite in Ciudad Juarez sieht es eher dörflich aus. Wir nutzen den Border Highway, um ein Stück an der Grenze entlangzufahren. Eine wirklich stark gesicherte Grenze mit Stacheldraht, hohen Mauern, tiefen Betongräben, einer Beleuchtung wie im Stadion und alle 500 Meter ein Auto der Border Control (hiermit werden wir selbst heute auch noch Bekanntschaft machen). 2001 konnte man das letzte Mal relativ einfach als Besucher in Mexiko einreisen und ohne Formalitäten zurückkommen. Das ist heute vorbei, die Grenze erinnert doch etwas an die ehemalige Grenze zur DDR.

Die Entfernungen in Texas sind riesig (Texas ist so groß wie Deutschland und Polen zusammen), entsprechend hoch ist der Zeitbedarf und wir wollen heute noch ein Stück in Richtung San Antonio schaffen. Neben dem im Kopf nicht immer präsenten Umrechnungsfaktor 1 Meile gleich 1,6 km kommt natürlich noch die Geschwindigkeitsbegrenzung hinzu, auf Highways / Interstaats max. 85 Meilen pro Stunde, oft weniger, meist 75 und nachts generell 65. Es gibt keine stationären Radarfallen, aber genügend State-Trooper und Highway-Police, so dass sich alle im Wesentlichen daran halten. Die Police ist hier so gefürchtet, dass sogar unser Sohn sich dran hält.

50 oder 70 Meilen nach El Paso gibt es eine Sonderkontrolle, zunächst werden alle Trucks auf eine separate Kontrollspur geleitet. Wir machen noch Witze, wäre doch eine lustige Erfahrung wenn die auch uns nach illegalen Mexikanern durchsuchen würden. Auch die PKW Spur verengt sich und wir kommen an eine Kontrollstation von Border Control mitten in Texas, 80 Meilen von der nächsten Grenze weg. Eine mit Waffen ausreichend ausgestattete Lady fragt, ob wir US Citizen wären und möchte unsere Pässe mit Einreisepapieren sehen. Für Conny und Dieter sind die Dokumente ok, Christian hat seine US Oklahoma State ID dabei, das reicht Border Control aber nicht. Wir dürfen rechts ranfahren und haben die Erfahrung über die wir noch vor 5 Minuten gewitzelt haben. Christian erklärt, dass wir die USA nicht verlassen haben und das Exchange Office der Uni immer darauf hingewiesen hat nie mit den Migrationsunterlagen rumzureisen, damit sie nicht gestohlen/verloren gehen können.

Das sieht der Officer ganz anders und macht schnell klar, wer die Strategien vorgibt. Inzwischen ist die Anzahl seiner Kollegen auf 4 angestiegen, die sich um diesen Illegalen kümmern. Christian wird ‚abgeführt’ in das Office, intensiv nach Waffen untersucht und man wird versuchen seine Aufenthaltsgenehmigung auf anderen Wegen festzustellen.
Auf die Frage: Wie lange das denn dauern wird, erhalten wir die Antwort: it depends.

Nach 5 Minuten kommt unser Sohn wieder und wir können weiterfahren.
In Zukunft wird er mindestens Kopien des Passes und des Visums dabei haben, da sind wir uns sicher.

07.01.2011 San Antonio

Heute Vormittag machen wir den Sprung nach San Antonio, ca. 300 Meilen. Wir fahren mitten durch Texas, durch No-Where – hier ist absolut nichts, stellenweise gibt es nicht mal einen einzigen Radiosender!!! Christian fährt und wir vertreiben uns die Zeit mit schreiben und Fotos auswerten. Es geht immer geradeaus, gut ausgebaute Straße, nicht zu schnell, dann kann man super am neuen Mac-book pro arbeiten.

Inzwischen arbeitet die Wasser-Temperaturanzeige in Christians Auto wieder und auch die ‚check Engine’ Leuchte ist aus, dafür funktioniert ja inzwischen die Heizung nicht mehr, aber wir haben ja warme Sachen mit.

In regelmäßigen Abständen suchen wir einen Starbucks auf – wegen des super Kaffees (ich kannte das bisher nur von meiner super lieben Nachbarin mit Cappuchino). Im Starbucks, wie an vielen anderen Stellen, gibt auch immer WiFi ohne Password. Wir checken kurz die Preise und buchen online ein Comfort Inn (weil das billiger ist).

Blöd nur, dass das Navi die angegebene Adresse nicht kennt. Wir helfen uns mit Hilfsadressen, auch die tel. Auskunft des Hotels, an welcher Kreuzung es liegt, hilft auch nicht weiter. An einer Tankstelle kennt ein Pakistani offensichtlich das Problem, er erklärt uns den Weg und schwupp, schon mit 1 Stunde Verzögerung, haben wir das Hotel gefunden. Es liegt an der Vance Jackson Street 1304, das kennt dann auch das Navi, vielleicht sollten wir dem Hotel das mal mitteilen. Conny ist etwas (wirklich nur etwas) abgenervt und nach dem Einchecken machen wir uns auf den Weg zum Riverwalk.

Am Riverwalk, die Restaurant- und Flaniermeile entlang des Rivers, genießen wir unser Steak im Hard-Rock-Cafe. Hier ist richtig was los, Klima hat eben doch einen wichtigen Einfluss auf das Lebendgefühl, alle sitzen rel. leicht bekleidet draußen und die aufgestellten Heizpilze sind nicht in Betrieb. Es ist 67 Grad Fahrenheit, das sind ca. 20 Grad Celsius – heute am 7. Jan. 2011.

Aus dem San Antonio River ist leider das Wasser abgepumpt worden, hier finden momentan Renovierungsarbeiten statt, ansonsten sind Bootsfahrten auf dem Fluss eine angesagte Aktivität, auf die wir nun verzichten müssen.

08.01.2011 San Antonio, Outlet Center – Kaufrausch

Morgens um 8 Uhr: rush hour im Frühstücksraum, die Baptist Church and School scheint einen Ausflug zu machen.

Wir gehen nochmal in die Innenstadt und besuchen ‚The Alamo’, eine ehemalige Missionsstation in San Antonio. Hier fand vor 175 Jahren am 6. März 1836 die entscheidende Schlacht der texanischen Revolution gegen die Mexikaner statt. Es gilt als die Geburtsstunde der texanischen Unabhängigkeit und der späteren Integration in die USA.

Auf dem Weg zum Tower of the Americas kommen wir am Alamodome vorbei, in dem heute ein besonderes Footballspiel, der „U.S.Army All American Bowl“ stattfindet.
Im Tower, gönnen wir uns eine Fahrstuhltour, und haben einen tollen Blick über die Stadt.

14 Uhr erreichen wir die Outletcenter in San Marcos, Tanger Outlet und Premium Outlet, beide gehen ineinander und sind riesig. Diese Kaufrauscherfahrung muss man einfach machen. Es ist wirklich gegenüber Europa sehr viel preiswerter und obwohl wir den Anzug für Christian und die Jeans für Dieter (die Körperkonstruktionen lang und rel. dünn kennt man hier nicht) nicht bekommen, erleichtern wir unser Konto doch ausreichend.

Bei den Preisen ist eine Besonderheit zu berücksichtigen, alles wird ohne Tax angeboten. So kommt abhängig vom Staat, Stadt und dem Produkt ca. 8,5% oben drauf, manchmal erscheint es günstiger als es ist.

Entgegen den üblichen Vorurteilen gegenüber Frauen, ist Conny die Erste, die nach 5,5 Stunden schlapp macht.

09.01.2011 Austin, Dallas

Nach einem echt bescheidenen Frühstück im Hotel, fahren wir in die Innenstadt von Austin (nur 30 Meilen San Antonio entfernt). Heute ist es zur Abwechslung mal bedeckt und es regnet in Texas, das kennen man hier sonst selten. Das Wetter wechselt unheimlich schnell, in Oklahoma soll es mal an einem Tag morgens Frost gegeben haben und mittags 40 Grad heiß gewesen sein, nicht Fahrenheit sondern Celsius.

Wir fahren über die 6’te Straße, die absolute Party- und Musik-Meile von Austin. Morgens um 9:30 Uhr ist die natürlich ausgestorben, aber es gibt eine Kneipe, Club und Restaurant neben dem nächsten. Auf die Congress-Ave fahren wir direkt auf das State-Capitol von Texas zu.

Ist schon etwas anderes als unser niedersächsischer Landtag. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert, nicht nur die äußeren Ausmaße, auch die Innenausstattung ist beeindruckend. Nach einer kurzen Sicherheitsüberprüfung konnten wir am Sonntag alle Räume besichtigen, Inch. dem Konferenzraum der Senatoren und Versammlungsort der Repräsentanten. Das ganze Gebäude ist ausgestattet mit Porträts der vergangenen Governers, auch George. W. Bush ist verewigt als einer der ehemaligen Texaschefs. In dem Repräsentantenraum hängen Übersichten der Abgeordneten der jeweiligen Regierungsperioden. Neben den Abgeordneten sind auch viele Kinder abgebildet und wir fragen uns was das soll.

Einer der Sicherheitsbeamten gibt gerne und wortreich Auskunft. Jeder Abgeordneter benennt ein ‚Maskottchen’ aus seiner Familie das jünger als 11 Jahre sein muss, z.B. Enkel, Tochter ….. Das könnte sich für uns ein bisschen verrückt und blöd anhören, hat aber einen sehr sinnvollen ernsten Hintergrund. Die Abgeordneten sollen daran erinnert werden, dass ihre Entscheidungen nicht am hier und heute zu orientieren sind, sondern an der Zukunft Texas und ihrer Kinder. Wer keine eigenen Kinder in seiner Familie hat, wählt ein Kind aus der Familie der Sekretärin oder eines Wachmanns. Amerika mit einer Idee von Nachhaltigkeit, das ist für uns eine neue Sichtweise.

Das ganze Gebäude strahlt den Stolz auf den Staat Texas aus, sogar die Scharniere der Türen haben Texas Aufdrucke.

Nach einen zweiten Frühstück um 11:30 bei Cheddar’s (mit einem 12 oz. Steak!) fahren wir weiter nach Dallas, unserer letzten Station. 50 km vor Dallas wird es, wie vom Wetterbericht angekündigt, weiß – unglaublich 15 cm Schnee in Texas, das gibt es nur alle 5 Jahre. Die Fahrer sind offensichtlich auf so etwas nicht eingestellt, wir sehen mehrere Autos, die in den Graben ‚abgebogen’ sind.

Texas und Schnee, das passt nicht zusammen.

10.01.2011 Dallas – berühmt durch die JFK Ermordung und natürlich den Ewings

Unser letzter Tag in Dallas ist weiterhin verschneit. In Erinnerung an die berühmte TV Serie Dallas besuchen wir die Southfork Ranch.
Auf Grund des Wetters oder der Jahreszeit sind wir wieder die einzigen Gäste und erhalten eine VIP- Behandlung.

In der Ranch macht die Lady, die uns herumführt, gefühlte 100 Fotos von uns, sie hat immer wieder super Foto-Opportunities für die nice family from Germany.
Die Absperrungen werden weggenommen und Dieter wird als Jock vor dem Kamin positioniert oder die Familie muss die Treppe runtergehen, die immer John Ross „J. R.“ Ewing runtergekommen ist.

Außerdem wird heute auf der Southfork Ranch Schnee geräumt, das hat es in keiner der 357 Sendungen von 1978–1991 je gegeben.
Alle Räume sind erstaunlich klein im Vergleich dazu wie sie im Fernsehen ‚rüberkamen’.

Der Pool, in dem die leichtbekleideten Ewing- Damen (Sue Ellen, Pamela und Lucy) geschwommen sind, ist eher eine Pfütze, in der Serie sah es nach Olympiamaßen aus
– erstaunlich, was man mit Weitwinkeln alles erreichen kann.

Nach 2 Stunden kann Conny sich doch noch losreißen und wir fahren in die Innenstadt von Dallas, suchen einen Parkplatz – nie wirklich ein Problem- und laufen zum 6. Floor Museum.

Das Museum ist in dem Gebäude, aus dem am 22. Nov. 1963 die Schüsse auf John Fritzgerald Kennedy (JFK) abgefeuert wurden. Im Museum sind hunderte von Fotos, Dokumentationen und Filmausschnitte fantastisch aufbereitet. Es zeigt die Geschichte JFKs von seiner Präsidentschaft bis hin zu seinem Tod mit familiären Rückblicken. Die Audiotour durch das Museum ist toll gemacht und frischt einige bekannte Bilder wieder auf, zeigt aber auch vergessene Aspekte der gesamten Kennedy-Geschichte auf. Schwerpunkt der Ausstellung ist Kennedys Texas-Reise, die ihn nach Houston, Fort Worth und Dallas führen sollte, und im September 1963 angekündigt wurde.

Der Präsident hatte drei Ziele im Auge:

– Stimmung für seine Wiederwahl 1964 zu machen
– Spenden für den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf zu sammeln
– die notorischen Streitereien unter den texanischen Demokraten zu schlichten.

Die Stimmung war aufgeheizt und in keinster Weise pro Kennedy.

Als die Autokolonne des Präsidenten nur noch fünf Minuten vom Veranstaltungsort entfernt war, fuhr sie auf halber Höhe zwischen dem Schulbuchdepot (heute Museum) und einem Grashügel am Nordrand der Dealey Plaza vorbei. Hier stand ein Amateurfilmer aus Dallas, und filmte den vorbeifahrenden Wagen des Präsidenten auf 8 mm Film. Kurz zuvor hatte sich Nellie Connally, die Frau des Gouverneurs, angesichts der vielen freundlich winkenden Menschen am Straßenrand an den schräg hinter ihr sitzenden Präsidenten mit den Worten gewandt:
„Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas Sie nicht liebt“, und Kennedy hatte zugestimmt:
„Nein, das kann man ganz sicher nicht sagen“.

Das waren seine letzten Worte, denn kurz darauf fielen gegen 12:30 Uhr mehrere Schüsse.

Danach muss alles sehr schnell gegangen sein:

– 13:00 Uhr wurde JFK für tot erklärt
– 14.20 Uhr wurde sein Sarg ins Flugzeug gebracht
– 14:38 Uhr wurde L.B. Johnson, bisher Vizepräsident, als Präsident im Flugzeug vereidigt

Die Bilder der Vereidigung von Johnson bei der Jacky, mit Blut ihres Mannes auf ihrem Kostüm neben ihm steht, gingen um die Welt.

Dies Ereignis von 1963 ist sicher nur vergleichbar mit dem 11. Sep. 2001 und dem Terrorangriff auf verschiedene Ziele in den USA.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz kommen wir zufällig an den Longhörnern vorbei. Es ist das weltgrößte (ja praktisch immer in USA, zumindest in Texas) Bronzemonument in Form von 40 Longhorn-Stieren, die von 3 Cowboys den Hang hinunter getrieben werden. Es soll an die früheren Viehtriebe erinnern. Die drei Cowboys stellen die drei ethnischen Gruppen des Landes dar, Afroamerikaner, Hispanoamerikaner und Weißer. Die Indianer wurden irgendwie vergessen.

Am Abend treffen wir uns mit Nicoles Familie, einer Studentin der OU, bei der Christian Weihnachten verbracht hat. Wieder ein netter Abend mit vielen interessanten Einblicken in amerikanische Denk- und Sichtweisen.

11.01.2011 Unser letzter Tag

Heute geht es zurück nach ‚Good Old Germany’. Nach einem letzten IHOP Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung unseres Sohnes für die nächsten Monate fliegen wir vom zweitgrößten Flughafen der USA (flächenmäßig) zurück nach Frankfurt.
Auf dem Flug haben wir die gewonnenen 7 Stunden wieder verloren und landen am Mittwochmorgen 12.01.2011 um 8 Uhr in Frankfurt.
Wieder hatten wir einen genialen Platz mit viel Beinfreiheit, so dass auch der Rückflug völlig entspannt war.

Summary

Es war toll unseren ältesten Sohn zu besuchen und sein Umfeld kennenzulernen. Wir sind total begeistert von ‚seiner OU’ und nun sicher, dass er hier bestens aufgehoben ist und seine Zeit an der Oklahoma in vollen Zügen genießen kann.
 

Entlang unserer Route gab es viele Dinge zu sehen, die wir so gar nicht erwartet hätten, das fantastische Wetter hat natürlich auch dazu beigetragen.
 

Der intensivere Kontakt mit einigen Amerikanern hat das Bild sehr viel positiver gestaltet. Alle Menschen waren überaus freundlich, hilfsbereit und kontaktfreudig. Insbesondere das nette Engagement von Mike und Mary hat uns inspiriert auch etwas für ausländische Studenten in Hildesheim zu tun.