Reisebericht Alaska-Yukon 2011

Geschrieben von: Conny Beckoetter 03. Juli 2011

Alaska-Yukon, The Last Great Road Trip

Der nordwestliche Teil von Amerika, da wo alles größer, wilder und ursprünglicher ist, stand schon lange auf unserem Reisewunschzettel. 2011 hat es geklappt – Wir sind drei Wochen mit dem Camper oder dem RV (recreation vehical) wie der Amerikaner sagt, unterwegs.

Unsere Route führt uns über folgende Stationen Whitehorse – Kluane NP – Haines Jct. – Tok – Glennallen – Valdez – Anchorage – Seward – Kenai NP – Talkeetna – Denali NP – Cantwell – Paxson – Tok – Chicken – Dawson – Whitehorse.

Wir sind nach Good Old Germany zurückgekehrt da es mit dem riesigen Goldfund im Kondike nicht geklappt hat, dafür haben wir aber fantastische Eindrücke und viele Bilder von unendlichen Wäldern, riesigen Gletscherwelten und den Weiten der Tundra mitgebracht. Die erwarteten Tierbeobachtungen haben sich ‚in Grenzen gehalten‘ und die Bilder sind alle hart erarbeitet worden. Allen Besuchern laufen die Bären nur so über die Füße, nur uns leider nicht.

Anmerkung:

In den alten, migrierten Reiseberichten (wie diesem) sind nur relative kleine Bilder eingebunden. Wer sich mehr für die Fotos interessiert, sollte in der zugehörigen Fotogalerie Reisen Alaska-Yukon fündig werden.

In der kurzen Sommersaison von Mai – Sep. explodiert die Natur förmlich und nutzt die kurze Zeit bis Schnee und Eis wieder alles zudeckt. Die Menschen haben gelernt mit den rauen Bedingungen umzugehen und sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn Währung, Maße (Km vs. Mile), Gewichte … im Yukon und in Alaska unterschiedlich sind, so überwiegen doch die Gemeinsamkeiten. Beide Länder sind mit gemeinsamen Highways verbunden und sie nennen den Rest ‚Outside‘ – outside ihrer unendlichen Abgeschiedenheit.

Auf den meisten Autokennzeichen steht ‚The last Frontier‘ – Die letzte Grenze und das trifft es gut.

Start und Anreise (8. Juni 2011)

Wir nutzen die Direktverbindung von Frankfurt nach Whitehorse – mit Condor. Es ist sehr angenehm in USA oder Kanada nicht nochmal umsteigen zu müssen. Nervig ist aber die Gepäckgewichtskontrolle (23 kg) bei Condor, sowohl beim Hin- als auch Rückflug. Beim Hinflug dürfen wir 4 kg Übergepäck in unser Handgepäck verstauen, beim Rückflug muss ein ‚Gewichtsausgleich‘ zwischen den beiden Koffern erfolgen, da der eine 3 kg zu wenig und der andere 3 kg zu viel wog.

Die Flugzeit beträgt 9 Stunden, vorbei an Island, über Grönland nach Kanada. Die ‚Eis-Landschaft‘ über Grönland war sehr beeindruckend. ‚Dank’ der Zeitverschiebung von 9 Stunden landen wir zur gleichen Zeit zu der wir in Frankfurt losgeflogen sind in Whitehorse. Der Kapitän brauchte allerdings zwei Landeversuche. Der Abbruch eines Landeversuchs und Durchstarten war für uns eine neue Erfahrung, hört sich aber viel dramatischer an, als wir es erlebt haben.

Die Übernahme des Wohnmobils ist in Nordamerika erst am nächsten Tag erlaubt, was auch Sinn macht – wir sind nämlich ziemlich geschafft.

Wir besichtigen noch den Schaufelraddampfer Klondike II, der seit 1966 ein Museumsschiff ist. Die Schaufelraddampfer und der Yukon waren vor 100 Jahren die Lebenslinien im Yukon Territory für alle, die mit dem Aufbau beschäftigt waren: Händler, Bergleute, Goldsucher, Fallensteller … Nach einem Abstecher ins lohnende Visitor Center von Whitehorse fallen wir ins Bett.

(Wir haben ja eigentlich auch die ganze Nacht durchgemacht).

 

Alaska Highway Whitehorse – Kluane – Tok (9. – 11. Juni 2011)

Übernahme unseres Cruise Canada Campers, unser Heim für die nächsten 20 Tage, dann einkaufen im Superstore und unser Abenteuer kann beginnen.

Zunächst fahren wir auf dem Alaska Highway Richtung Norden, in Richtung Haines Junction. Unseren ersten Abstecher machen wir zum Kusawa Lake. Hier soll es laut Yukon Naturführer Dallschafe am Berg und Grizzly Bären geben, die nach Beeren und Präriehunden suchen. Die Sache mit den Bären nehmen wir nicht so ernst und sind im Auto fototechnisch schlecht vorbereitet, als zwei Schwarzbären an der Straße auf uns ‚warten‘. Dieter versucht noch ihnen in den Wald zu folgen (wir haben ja die Anleitung zum Verhalten bei Bärenbegegnungen genau gelesen) – leider erfolglos.

In Haines Junction besuchen wir das Visitor Center (ist nach unserer Erfahrung immer zu empfehlen, da es nicht so viele gibt und wir immer hilfreiche Informationen bekommen haben). Ein Film über den Kluane Nationalpark gibt uns einen guten Überblick. Der Kluane wird in seinen Hochlagen von Eis und Schnee beherrscht. Der höchste Berg Kanadas der Mount Logan (5.959 m) liegt hier in der St. Elias Bergkette. Ein Flug über die Eisfelder war fest eingeplant und ist besonders bei gutem Wetter unbedingt zu empfehlen.

In der Nacht hat es geregnet, es nieselt noch und leider liegen die Berge total in den Wolken. Wir fahren trotzdem zum Flughafen und fragen bei Sifton Air nach den Möglichkeiten eines Air-Trips. Der Besitzer und Pilot rät uns ab heute zu fliegen, es wäre nicht viel zu sehen – sehr fair. Er hätte uns ja auch für 255 $ each im Nebel fliegen lassen können.

Wir fahren weiter, denn wir haben ja alle Flexibilität und noch verschiedene Möglichkeiten für einen Flug. Nach Kurzstopp am Liquor Store (Bier zu kaufen ist hier tierisch teuer, Sixpack kostet 12 $, da gibt’s in Deutschland ne ganze Kiste für) und der ‚Lady of the way‘ (Kirche und visitor attraction) machen wir unseren nächsten Walk, den Spruce Beetle (Borkenkäfer) Wanderweg, von den Damen im Visitor Center empfohlen. Auf diesem wird alles rund um den Borkenkäfer erklärt (interpretiv meint, es sind Schautafeln mit Erklärungen und Fotos aufgestellt).

Nun wissen wir auch, dass die vielen grauen Fichten vom Borkenkäfer erledigt wurden, obwohl sie sich heftig mit Harzausscheidungen dagegen wehren. Der Käfer hat bereits Millionen Hektar Kiefernbestände vernichtet. Nach dem Befall werden die sterbenden Bäume zu Mahnmalen mit rostroten Nadeln. Letztlich bleiben nur noch graue, kahle Gerippe zurück.

Über Kluane Lake Viewpoint und Silver City, einer Geisterstadt des Bergbaus aus den frühen 1900’er Jahren, geht es weiter nach Tachäl Dhäl (Sheep Mountain).
Vom Info-Center können wir die Schafe mit dem Fernglas sehen und die Rangerin erklärt uns, wie wir etwas ‚closer‘ an die Tiere kommen. Bitte nicht stören, denn die Schafe haben nur 3 Monate Zeit sich satt zu fressen, dann kommt schon wieder der erste Schnee – echte Überlebenskünstler.

Die 3 km Zufahrt zum Ausgangspunkt des 5 km Wanderwegs verlangt unserem Wohnmobil alles ab, wenn uns jetzt jemand entgegenkommt wird es spannend. Am Anfang des Weges steht eine Gedenktafel an Christine Ann Courtney, die im Alter von 32 hier wanderte und von einem jungen Grizzly getötet wurde. Wir sind nämlich in bear country und die Verhaltensregeln der Rangerin werden durch die Tafel nochmal unterstrichen. Nach 30 Minuten brechen wir die Wanderung ab, nicht wegen der Bären. Die Mücken verderben uns jeglichen Wanderspaß.

Wir übernachten in Burwash Landing auf dem RV Park mit Restaurant. Super, hier gibt es auch was Warmes zu essen, nachdem wir schon länger nichts Richtiges mehr hatten. Scheint ein Diäturlaub zu werden.

Weiter geht’s in Richtung Norden, überall stehen schrägstehende Bäume, die sogenannten ‚drunken trees‘. Die Bäume sind natürlich nicht betrunken, sondern stehen auf Permafrostboden, der zum Teil geschmolzen ist und sich abgesenkt hat. Auf die gleiche Art entstehen auch die kreisrunden Seen (Thermokarst). Im Zuge der globalen Erwärmung und damit der Erwärmung des Permafrostbodens werden diese Erscheinungen wohl stark zunehmen.

In Beaver Creek, dem letzten Ort auf der kanadischen Seite, tanken wir nochmal und dann geht’s zur Grenze. Auf der kanadischen Grenze dürfen wir praktisch durchfahren, danach kommt 30 km Niemandsland (in Amerika ist eben alles größer) und dann die US Bordercontrol. Ist so was wie ein Autoschalter oder ein McDonald drive thru, wir fragen uns schon, wie wir wohl im Auto sitzend Fingerabdrücke abgeben sollen. Der Zollbeamte klärt uns auf, dass wir keine losen Kartoffeln (gibt es denn eingeschweißte Kartoffeln?) und auf gar keinen Fall Tomaten einführen dürfen. Tomaten sind gefährlicher als Waffen (ob die wohl so was wie Ehec haben?). Nach unserer kleinen Gemüse-Spende an den Beamten dürfen wir auf den Parkplatz fahren und im Grenzhäuschen die übliche Prozedur über uns ergehen. Die Beamten sind freundlich und erklären uns, eigentlich müssten US-Amerikaner und Kanadier auch diese Prozedur durchlaufen, aber die hätten ein Gentlemen Agreement. Er entschuldigt sich, dass es so lange gedauert hat (1 Stunde, das habe ich schon schlimmer erlebt), aber im Moment wäre rush hours.

Von Burwash Landing bis Beaver Creek wurde der Highway immer schlechter, ein Schlagloch nach dem nächsten. An den Baustellen werden wir mit Voraus-Fahrzeugen durchgelotst …scheint eine ABM-Maßnahme zu sein, die Notwendigkeit konnten wir jedenfalls nicht erkennen. Jetzt geht es mit Meilen statt mit Kilometern weiter, aber die Straße ist deshalb nicht besser.
Aus der Bezeichnung Highway kann kaum eine Straßenqualität abgeleitet werden, es kann sich um eine gut ausgebaute Bundesstraße handeln oder auch um einen besseren Feldweg. Auf dem Weg treffen wir Deutsche, die Schwarzbären mit Jungen am Straßenrand gesehen haben. Die sind leider schon weg … Dafür lässt sich ein junger Elch durch vorbeifahrende Autos nicht stören, sehr fotogen.

Wir sind an Tok Junction auf den Tok cut off Highway abgebogen, fahren Richtung Glennallen und übernachten auf dem Mentasta Lodge RV Park. Heute gibt es Würstchen mit Reis (Kartoffeln und Tomaten isst ja der Zollbeamte), ein opulentes Mahl zum 29’ten Hochzeitstag. Eine Wurst bleibt über, die geben wir in den Müll, vielleicht lockt es ja die Bären an.

Tatsächlich findet Dieter morgens Bärenspuren, wahrscheinlich haben wir diese verpennt.

Richardson Highway Glennallen – Valdez / Wrangell St.Elias NP (12. – 14. Juni 2011)

In den letzten Nächten hat es häufig geregnet, heute ist strahlender Sonnenschein und über der ‚Alaska Range‘ – (Gebirgszug) hängen nur noch ein paar Fotowolken. Nachts wird es kalt, wir haben um 4 Uhr die Heizung angestellt, trotz 2 Decken war es Conny bei 8 Grad Celsius zu kalt. Dieter macht seinen ersten ‚Fotogang‘ um 7 Uhr und entdeckt am See einen Elch beim morgendlichen Bad. Auf der Weiterfahrt in Richtung Glennallen stoppen wir schon bald da ein Bald Eagle auf einem Baum direkt an der Straße sitzt. Er lässt sich von den Autos kaum stören. Wir können einige gute Fotos machen. Als Dieter auch noch das Stativ aufbaut, wird es im zu viel und er verschwindet.

Bald Eagle, Weißkopfseeadler, sind hier und in ganz Amerika verbreitet. Die mit Abstand größte Population gibt es in Alaska mit ca. 70.000 Tieren. Sie finden hier einfach am meisten Nahrung, speziell natürlich Lachs. Der Bald Eagle ist der Wappenvogel der USA und befindet sich deshalb auf ihrem Siegel.

In den Wrangell St.Elias Nationalpark, er ist die Fortsetzung des Kluane NP auf der Alaska-Seite, führen 2 Straßen, die Nabesna Road und die McCarthyRoad. Da wir die letztere mit unserem Cruise Canada WoMo nicht befahren dürfen, nehmen wir Nabesna Road. Die ersten 30 Meilen sind ’normal‘ befahrbar, danach geht es nur mit 4×4 weiter, da mehrere Flussbetten zu überqueren sind. In der Rangerstation bekommt man eine kostenfreie Audio-CD, die sich an der Straße orientiert und sehr informativ ist.

Über den Tok cut off Highway fahren wir nach Glennallen. Dieser Highway hat seine Schwächen, auch hier kennt man ABM-Maßnahmen und ein ‚follow me‘-Car leitet uns völlig unnötig durch Baustellenbereiche. Im mageren Visitor-Center finden wir eine Broschüre über Flugangebote. Der nette, rüstige Rentner hat keine Ahnung, stellt uns aber gern sein Telefon zur Verfügung.

Wir rufen spontan bei Copper Valley Air an, weil das Wetter immer noch traumhaft schön ist und 1 Stunde später sitzen wir in einer Cessna und starten mit Anna, unserer Pilotin, zu einem 1 stündigen Rundflug. Da die Sicht über den Wangell Mountains heute nicht so gut ist wie die über den Chugach Montains wählen wir diese als Ziel. Wir sehen eine traumhafte Landschaft von oben, türkisblaue Seen, fantastische Gletscher-Schneefelder und eine tolle Bergwelt. In der Vorsaison ist dieser spontane Umgang mit dem Fliegen sicher die vernünftigste Vorgehensweise.

 

Es ist ein teures Vergnügen – 400 US$ für 2 Personen, aber es hat sich wirklich gelohnt. Außerdem haben wir kein Objektiv verloren, wie 2010 über der Namib (das war deutlich teurer).

Wir übernachten nicht in Glennallen, sondern fahren noch ein Stück in Richtung Copper City (Kenny Lake RV-Park). Hörte sich für uns nach Seelage und mehr an, lag aber am Highway und einen See gab es nicht. Die Qualität war gut und wir waren ganz allein auf dem RV-Park – Wifi funktionierte wie eigentlich immer super.

Dem Internet als Verbindung zum Rest der Welt kommt hier sicher noch größere Bedeutung zu als sonst auf der Erde (ähnlich damals dem Radio). Auf dem Richardson Highway, dem ältesten Highway Alaskas, er diente schon 1898 den Goldgräbern als Trail, machen wir einen Abstecher nach Chitina und dem Copper River und besuchen die Fischer am Strand.

Während des Sommers werden hier Red, Silver und King Salmon aus dem Fluss gezogen, nicht gemütlich mit einer Angel, sondern vom Boot aus. Man lässt sich mit der Strömung treiben und holt mit überdimensionierten Keschern die Fische aus dem Wasser (z.T. auch mit alten ‚fish wheels’).

Eine Großfamilie, von Oma bis Enkel, zeigt uns den gesamten Prozess bis die gut gereinigten und ausgenommenen Fische in der Eisbox landen. Danach fahren zum Richardson HWY zurück, ab hier sind es noch 83 Meilen bis Valdez – zieht sich ganz schön hin, auch wenn man wunderschöne Ausblicke auf die Wrangell und Chugach Mountains hat. Über den schneereichsten Ort Alaska, dem Thompson Pass, erreichen wir Valdez unsere erste Großstadt in Alaska mit ca. 4100 Einwohnern.

Das heutige Valdez ist Endstation der Trans-Alaska-Pipeline und erst nach 1964 entstanden. Am 27.3.1964 (Karfreitag) wurde das alte Valdez durch ein Erdbeben völlig zerstört. Das Beben hatte eine Stärke von 9,2 auf der Richterskala und hat zudem eine riesige Tsunamiwelle ausgelöst. Erinnert etwas am Fukushima (11.3.2011) – gut, dass hier keine AKWs standen.

Ein weiterer schwarzer Karfreitag, 24.3.1989, hat Valdez in die Schlagzeilen gebracht. Der Tanker Exxon Valdex zerbrach an den Felsen im Prinz William Sound, 25 Meilen vor Valdez und es kam zur größten Ölkatastrophe Amerikas (heute vielleicht traurig überholt durch die BP Bohrinsel ‚Deepwater Horizon’ im Golf von Mexiko). Für die Reinigungsaktion des Meeres und der Küste waren zeitweise 50.000 Helfer in Valdez, die zum großen Teil mit unsinnigem Aktionismus (mit Putzlappen) versucht haben zu helfen. Inzwischen hat sich die Natur wieder erholt.

Wir übernachten auf dem Bear Paw RV Park am kleinen Jachthafen und gehen nach einigen ‚Fehlversuchen’ in Mike’s Palace essen (offensichtlich tun das alle, denn das Restaurant ist sehr gut besucht). Gute Empfehlung, das Essen ist Klasse.

14.6. Am nächsten Tag entscheiden wir nach Wetterlage, das Wetter ist nicht optimal, aber Internet und Visitorlady sagen, es bleibt trocken (20% Regenwahrscheinlichkeit). Also buchen wir eine Bootstour zum Columbia Gletscher bei Stan Stephens Glacier Tours direkt am Pier neben dem RV-Park.

12:00 Uhr geht’s los 16 Gäste, also nicht mal halbvoll, Platz satt.

Ein echtes Highlight:

Nach 10 Minuten treffen wir eine Gruppe Seeotter. ‚Die alten Männer des Meers’, wie sie auch genannt werden, treiben gemütlich auf dem Rücken wenn sie nicht gerade fressen. Es folgen Bergziegen am steilen Hang, Wasserfälle, mehrere Bald Eagles bis wir in den Bereich des Gletschers kommen. Bevor wir den Gletscher erreichen, muss das Boot durch ein Eisfeld und es kommt etwas Titanic Feeling auf, Eisschollen schrammen knirschend am Boot lang.

Auf dem Rückweg sehen wir noch Seelöwen. Auf dem Programm stehen noch Wale und die Mannschaft bemüht sich sehr.

Ein Buckelwal wir in einiger Entfernung gesichtet und wir folgen ihm, aber richtig gut ist er nicht zu sehen. Unsere Mitreisenden sind begeistert, wir sind wahrscheinlich schon ‚etwas’ verwöhnt durch Australien, da kamen die Buckelwale bis ans Boot.

Von Valdez nach Seward Kenai Fjord (15. – 18. Juni 2011)

Grundsätzlich gibt es an dieser Stelle zwei Möglichkeiten, Seeweg-Fähre oder Landweg über Glenn Highway / Anchorage nach Seward. Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit, da wir im Kenai Fjords NP auf jeden Fall noch eine Bootstour machen wollen (wird dann vielleicht zuviel) und wir auch den Glenn Highway nich auslassen wollen (Zeit haben wir ja). Heute regnet es stark, die Bootstour wäre ins Wasser gefallen. Unsere Strecke fällt deshalb etwas länger aus, fast 400 km bis zur Sheep Mountain Lodge.

Da es dort wieder ein Restaurant gibt, werden unsere Eintöpfe geschont. Im Restaurant haben wir zwei Startnummern für das Iditarod Rennen mit Plazierung (2008 und 2010) gesehen, an dem der Besitzer der Lodge teilgenommen hat. Das Rennen hat in graden und ungeraden Jahren einen anderen vorgegebenen Routenverlauf, unser Host scheint die grade Route zu bevorzugen.

Das Iditarod ist das längste und härteste Hundeschlittenrennen der Welt. Es führt über mehr als 1850 km durch die kaum berührte Natur Alaskas. Der Start ist in Willow und es endet in Nome (ganz im Norden von Alaska). Die Teams starten mit bis zu 16 Hunden. Während 8 bis 15 Tagen müssen die Musher praktisch auf sich allein gestellt mit ihren Hunden arktischen Temperaturen (gefühlt mit Windchill-Faktor können -70°C deutlich unterschritten werden) und vieles mehr überstehen.

Dieter spricht die Besitzerin der Lodge auf das Rennen an und fragt sie, ob sie morgen die Huskys zeigen kann. Klar kein Problem, wie immer hilfsbereit und freundlich.

Die Fotosession am nächsten Tag ist leider nicht so erfolgreich. Die Hunde sind einfach zu aufgeregt, sie springen an ihren Ketten wie verrückt durcheinander und heulen wie Wölfe. Momentan ist den Hunden viel zu heiß (10-15 Grad Celsius), deshalb beginnt das Training erst im August, solange müssen sie hier noch an der Kette ausharren.

Nächstes Ziel Matanuska Gletscher:

Als Erstes verschaffen wir uns einen Überblick am staatlichen Matanuska Gletscher Recreation Park und entscheiden, dass wir zu weit weg sind. Im privaten Glacier Park kann man auf dem Gletscher wandern (20 $ each).

Der Weg dahin ist für unseren RV abenteuerlich. Die Brücke mussten wir erst inspizieren bevor wir uns darauf wagen.

Conny macht ein Foto von der Überfahrt aus sicherer Distanz, um später beweisen zu können, wo das Auto abgesoffen ist.

Man kann sehr dicht an den Gletscher ranfahren und nach 20 Minuten Fußweg erreicht man einen Aussichtspunkt. Von daan geht es auf eigene Gefahr weiter. Wirklich empfehlenswert, wir machen viele Fotos und haben wieder Glück mit dem Wetter.

Auf dem Rückweg treffen wir auf einen Gletscherbach, den wir nicht überspringen können. Der Bach sah nicht tief aus und ein Stein in der Mitte schien eine optimale Hilfestellung zu sein.

Dieter sagt noch:’ Ich lasse dich vor zum Testen’, dann rutscht der Stein rutscht weg und Conny steht 1 Meter tief im Wasser des „reißenden“ eiskalten Stromes.

Conny und die Kamera haben es glücklicherweise gut überstanden (Beweisfotos wurden vor Schreck nicht gemacht).

Wir besuchen später noch eine Moschusochsen Farm vor Palmer. Die geführte Tour hätten wir uns sparen können, der Teeny, der uns führt, spricht so schnell, dass selbst die Amerikaner nicht alles mitkriegen (glauben wir) und an die Tiere kommen wir auch nicht sehr nah ran.

In Anchorage übernachten wir im RV-Park Creekwood Inn. Das können wir absolut nicht empfehlen, laut und teuer.

Nach einem kleinen Einkaufstour-Versuch (iPad 2 sind überall ausverkauft) machen wir uns über den Seward Highway auf den Weg zum Kenai National Park, eine tolle Strecke, besonders bei hervorragendem Wetter wie heute. Am 20 Miles River entdecken wir eine ganze Gruppe von Bald Eagles.

In Portage besuchen wir das Visitor Center und beschließen das nahe gelegene Alaska Wildlife Conservation Center zu besuchen. Dort gibt es Elks, Moose, Caribous, Muskox, Bision und Bären. Große Gehege, kombiniert mit schützenden Zäunen, eröffnen viele Fotomöglichkeiten.

Zwei Braunbären und zwei Kodiak-Bären (beide gehören zur Gruppe der Grizzy-Bären) und drei Schwarzbären posieren für die Besucher.

Dieser Besuch ist für uns ein ‚Muss’, er ist vielleicht nicht mit ‚bear-viewing und fly-in’ im Katmai NP vergleichbar, dafür kostet er auch nur 20 $ und nicht 600 $.

Diese Nacht verbringen wir auf unserem ersten Self-Service Campingplatz am Strand. Dort machen wir noch ein paar Fotos vom anlegenden Kreuzfahrtschiff und den Möwen. Dieter bemerke einen Bald Eagle direkt über sich, der Möwen jagt. Er kommt im Landeanflug genau zu der Stelle an der Dieter, optimal vorbereitet für Vögel, die Möwen fotografiert hat. Ausreichend Speicher, richtiges Objektiv, richtige Verschlusszeit und Blende, wenn es jetzt nicht klappt wird es nie etwas.

Man muss einfach auch Glück haben und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. :-))).

Samstag 18.6. um 10:15 Uhr checken wir ein für unsere nächste Bootstour, diesmal in den Kenai Fjorde. Wir belegen mit einem Paar aus Minnesota (70 Jahre alt, seit 2 Jahren verheiratet) einen 6’er Tisch und haben während der Tour nette Gesprächspartner.

Neben Seeotter, Seals und Seelöwen bekommen wir springende Buckelwale geboten. Leider sind wir oder unsere Kameras zu langsam. Die Wale kündigen nämlich nicht an, wo sie aus dem Wasser kommen und man glaubt nicht, wie schnell diese Riesen wieder unter Wasser verschwunden sind.

Es geht weiter zum Aialik Gletscher, der seit 10 Jahren relativ stabil ist. Er reicht bis in die Bucht und regelmäßig bricht ein ‚Stück’ vorne ab. Auch wir dürfen das „Kalben“ des Gletschers erleben. Auf dem Weg zu Fox Island begegnen uns wieder Buckelwale und auch Orcas, von denen aber immer nur die signifikante Rückenflosse zu sehen ist.

An Bord war auch eine deutsche Reisegruppe und ein Teil der Erklärungen des Kapitäns wurde durch die Reiseleitung übersetzt. Das Trara am Gletscher war schon groß. Gut, dass die Amerikaner selten Deutsch verstehen. Die Truppe bestand fast ausschließlich aus Experten, die wussten wann der Gletscher kalbt und wie groß der Tsunami ist, der dann das Boot trifft. Alles wurde mit Video und iPhone aufgenommen und stolz präsentiert. Für uns wird es ein ewiges Geheimnis bleiben, wie die iPhone-/Handy Besitzer das mit ihren Kameras immer so toll hinkriegen.

Von Seward zum Denali Nationalpark (19. – 21. Juni 2011)

19. Juni, Vatertag in den USA, es wird geflackt und überall finden Feten statt. Nach dem Dumpen (Entsorgen der Abwassertanks) geht es zurück in Richtung Norden. Bis Anchorage fahren wir bis auf einen kurzen Scenic Stopp durch. Heute ist Kultur angesagt – nein, nicht wirklich, wir schauen uns nur ein paar Punkte in Downtown an. Robert Wyland (wer immer das ist?) hat ein großes Wandgemälde mit einer Walfamilie erstellt. In der 4. Avenue steht das 4th Avenue Theater, dass das Wahrzeichen von Anchorage sein soll, weil es das Karfreitag-Erdbeben überstanden hat. Schade, dass Anchorage nicht mehr zu bieten hat. Conny will unbedingt noch die St.Innocent Russian Orthodox Cathedral fotografieren, weil sie im Reiseführer so nett aussieht.

Bis 1867 gehörte Alaska zu Russland und die Spuren sind noch an vielen Stellen zu finden. Alaska war für die aufstrebende Weltmacht die einzige Übersee-Kolonie und kaum rentabel. Mit der Zeit wurden die intensiv bejagten Pelztiere immer weniger und Russland brauchte Geld nach dem verlorenen Krimkrieg. Für 7,2 Mio. $ kauften die USA Alaska – der billigste Landkauf aller Zeiten (0,0004 Cent pro Quadratmeter).

Trotzdem war der Kauf in USA nicht unumstritten, Spötter nannten es Seward’s ice box (der Außenminister Seward hatte den Vertrag unterschrieben) oder Johnsons (damaliger Präsident) Eisbärgehege. Heute müssen sie denen wohl die Füße küssen, insbesondere wegen der Öl und Gas-Vorkommen.

Propangas wollen wir auch auffüllen, dazu muss man eine Tankstelle mit Gas finden und einen dafür ausgebildeten Tankwart, das Auffüllen ist nämlich nicht so einfach. Nach einem Tipp finden wir die begehrte Konstellation. Im nächsten BestBuy machen wir noch einen vergeblichen Versuch ein iPad 2 zu kaufen – Apple ist eben auch in Alaska begehrt.

Um nicht wieder in Anchorage übernachten zu müssen, fahren wir weiter bis Willow. Heute hat es praktisch durchgängig geregnet.

20. Juni Es regnet nicht mehr aber die Wolken hängen noch sehr tief. Wir fahren den Parks-Highway und machen einen Abstecher nach Talkeena. Geplant war hier ein Flug mit Landung auf ‚The One’, dem Mount McKinley mit 6195 m dem höchsten Berg Nordamerikas. Bei den Wolken verzichten wir, 600 Dollar gespart.

Über Jahrzehnte war Talkeena der Ausgangsort für Denali Kletterer, es heißt deshalb auch McKinley Town, heute ist es ein großer Giftshop. Diese stehen aneinander gereiht unterbrochen von Restaurants, Fluganbietern und Cabins. Cabins – einfache Übernachtungsmöglichkeiten gibt es überall in Alaska alte, neue und historische.

Weiter geht es nach Norden und wir erreichen um 4 Uhr den Denali Park, eines der beliebtesten Touristenziele Alaskas. Nur ein kleiner Teil des riesigen Parks ist zu besuchen – mit offiziellen Shuttlebussen oder privaten teuren Bustouren. Der Park beheimatet alle Wildtiere und auf den Touren hat man eine 25% Chance den Mount McKinley zu sehen. Erstmalig sehen wir einen vollen Parkplatz und alle Campingplätze im Park sind belegt. Es werden verschiedene Shuttletouren angeboten und wir entscheiden uns für die mittlere Tour, 53 Meilen bis zum Toklat-River (6,5 – 8 Stunden im Schulbus, das soll reichen). Zwei Kilometer vom Parkeingang bekommen wir noch eins der letzten Plätzchen für unser Wohnmobil im Rainbow RV Park. In der Hochsaison soll alles vorgebucht sein, die Touris müssen manchmal tagelang auf einen Platz im Bus warten und teilweise sogar in Fairbanks übernachten. Wir hatten Glück und sind nun sehr gespannt was uns erwartet.

Obwohl wir diesmal keine Terminalternative hatten, fragen wir nach dem zu erwartenden Wetter. Standardantwort: „Die Tiere sind auch bei Regen da, denen macht das nichts“. Das stimmt, aber bei Sonnenschein sieht das doch viel hübscher aus, auch auf Fotos.

Heute, am Dienstag den 21.6., ist Midsummernight – der längste Tag des Jahres. Für uns sind hier alle Tage lang (21 Stunden Sonnenlicht), im Winter gibt es hier 4 Stunden Tageslicht. Zuerst fahren wir die 13 Meilen in den Park, die für private Fahrzeuge freigegeben sind. Auf den Elch, der vor uns die Straße überquert (Elchtest) sind wir fototechnisch leider nicht vorbereitet – wir lernen einfach nicht dazu.

Um 12 Uhr startet unsere Tour vom Wilderness Access Center. Laut Anzeige sind nur noch 4 Plätze frei, in Wirklichkeit ist der Bus aber nur halb voll und wir können uns ausbreiten und haben optimale Sitz und Sichtpositionen.

Heute lernen wir, dass man auf diesen Touren nur Suchbilder von Tieren machen kann (also Bilder auf denen man die Tiere suchen muss). Die Tiere sind, wenn überhaupt, unten am Flussbett, der Bus aber fährt oben am Berg. Die Schotterpiste ist relativ eng und kurvig, hätte man aber auch selbst fahren können – wenn man dürfte. Dank der vielen Augen sichten wir doch einiges an Wildlife: 6 Caribous, 1 Rabe, 1 großer Grizzly, 1 Grizzlydame mit 2 Cubs, aber immer weit entfernt. Da scheinen unsere Erwartungen / Ansprüche zu hoch zu sein, ein Caribou ‚very close’ laut Busfahrer ist mit einem 400-er Tele kaum sinnvoll aufs Bild zu bannen.

Das kennen wir aus Afrika aber anders.

Gut, dass wir keine längere Fahrt zum ‚Wonder Lake’ gebucht haben, Mount McKinley war heute nicht zu sehen. Ebenfalls gut war, keine private Bustour genommen zu haben, kostet 100 $ mehr und mehr ist auch nicht zusehen. Vielleicht hätte man wandernd mehr gesehen, aber das wollten wir nicht, da zum Teil lange warten muss um wieder vom Bus aufgepickt zu werden (und außerdem hatten wir ja kein Bärenglöckchen an unserm Rucksack :-)).

Abends fahren wir noch bis Cantwell, denn morgen werden wir die südliche Route über den Denali Highway nach Paxson nehmen. Heute gab es ein super Dinner in ‚The Perch’ oben auf dem Berg am Highway (ausgeschildert) super Steaks und Fisch zu moderaten Preisen.

Von Catwell nach Dawson (Goldgräber-City) (22. – 25. Juni 2011)

Zwei Wochen sind schon um, wie im Fluge vergangen. Heute geht’s auf den Denali-Highway, 135 Meilen, bis auf 20 Meilen alles Schotter. Es ist eine ziemliche Schütteltour – it can get be bumpy – it is bumpy. Hier soll man sehr viele Tiere sehen, wir leider nicht, vielleicht machen wir einfach zuviel Lärm mit unserem WoMo. Nach 55 Meilen überqueren wir den Susitna River, kurz hinter der Brücke sehen wir einen männlichen Elch. Keine Suchbilder mehr, Dieter schlägt sich durch den Sumpf, um näher ranzukommen.

Nachdem er 10 Minuten unterwegs ist, kommen riesige Baufahrzeuge von hinten und die Straße muss freigemacht werden – nur wohin? Umdrehen kann man nicht, rückwärts auch nicht also fährt Conny 1 km weiter bis eine entsprechende Bucht kommt. Nachdem Dieter den Elch nun doch ganz passabel aufgenommen hat, kommt er zurück an die Straße (keine WoMo mehr in Sicht, kein Pass, kein Geld nur einen Fotoapparat, nächste Stadt 55 Meilen nach links 85 Meilen nach rechts – wenn deine Frau dich jetzt ausgesetzt hat – hast du ein Problem).

Nach den nächsten Biegungen und einem ordentlichen Fußmarsch, erreicht Dieter wieder das Wohnmobil.

Paxon, die erste Stadt nach Cantwell (und nach 215 km und nach 6 Stunden), ist aber eigentlich nur eine Tankstelle und eine Lodge. Der ganze Ort hat 40 Einwohner und steht auf jeder Karte auch mit dem Maßstab 1:13 Mio. Wir fahren weiter den Richardson Highway hoch in Richtung Delta Junction.

Neben uns fließt der Delta River und auch die Alaska Pipeline. Es blüht fantastisch und riesige lila-rosa Teppiche von fireweed haben sich gebildet.

Kurz vor Delta-Junction finden wir nun doch noch unseren Elch direkt an einem kleinen Teich an der Straße. Wir übernachten bei Joe auf dem Smith Green Acres RV Park (wirklich nett gemacht mit Bäumen / Abtrennungen, gute Sanitäreinrichtungen unbedingt zu empfehlen). Als Deutsche bekommen wir einen Sonderpreis, er mag die Deutschen und die mögen ihn. Joe zeigt uns eingeschweißte Dankesschreiben – sein Marketingmaterial.

23.6. Auf dem Alaska Highway fahren wir südwärts nach Tok, es ist typisches Alaska-Wetter, es regnet. Bisher haben wir relativ viel Sonnenschein gehabt, typisch schein das nicht zu sein, denn immer wieder haben die Alaskaner gesagt ‚was für eine Ausnahme’. Es ist nicht viel zu sehen, erst am Robertson River müssen wir die Kameras rausholen a.) weil Conny alle Brücken fotografiert und b.) auf dem Fluss riesige Eisschollen treiben.

In Tok tanken wir noch (in Chicken soll es teurer sein) und bis Dawson gibt es keine weitere Möglichkeit. Die Dame im Visitor Center sagt uns noch, dass die Grenzstation von 9-18 Uhr geöffnet hat und der Top of the World Highway offen ist. (Das ist nicht selbstverständlich, vor einer Woche gab es einen ‚Erdrutsch’ und die Straße musste geschlossen werden).

Auf den ersten 35 Meilen nach Chicken fahren wir durch verbrannten Wald, borealer Nadelwald aus Schwarzfichten und Birken – die Taiga. Die großen Waldbrände lässt man einfach brennen, solange keine Siedlungen bedroht sind. Alle 80 – 200 Jahre braucht dieser Wald das, um neue Nährstoffe zugeführt zu bekommen. Dies sind die größten zusammenhängenden Wälder unseres Öko-Systems. In höheren Gefilden oder weiter nördlich (zum Beispiel Denali) findet man offene Ebenen mit Gras und niedrigeren Sträuchern – die Tundra. Wir kannten die Begriffe Taiga und Tundra bisher nur in Zusammenhang mit Russland.

Kurz vor 18 Uhr erreichen wir Chicken. Die Straße dorthin ist kontinuierlich schlechter geworden und Chicken ist nach unserer Meinung ein Dreckloch. Der RV-Platz (Chicken Creek mit Power!) besteht aus Matsch und Pfützen. Conny, sonst eher etwas kritischer, beschwert sich nicht. Ich sehe mich einfach veranlasst meiner Frau fürs nächste Mal ordentlichen Urlaub z.B. Robinson Club zu versprechen. Sie meint aber, uns würde nach 2 Tagen langweilig und wir hätten ja auch schon viel gesehen, wenn auch nicht in Chicken.

Ein paar Details zu Chicken:

1886 begann die Entdeckung von Gold in der Gegend. 10 Jahre steckte Bob Matthieson am Chicken Creek seine Claims ab. Bis 1898 arbeiteten hier 700 Goldgräber. Die ersten Goldgräber wollten ihren Ort nach dem Staatsvogel Alaskas benennen, dem Ptarmigan (Moorschneehuhn). Bei der Eintragung ins Register konnten sie das aber nicht buchstabieren. Um sich nicht lächerlich zu machen, haben sie einfach Chicken eintragen lassen (Huhn ist Huhn). Die alte Pedro Dredge (eine Art Flussschaufelbagger mit Goldwaschanlage) steht noch auf dem Campingplatz nebenan. Heute leben in Chicken im Sommer 35 Menschen, im Winter frieren hier 6 Leute!

24.6. Wir starten relativ früh, es geht nach Dawson City. Bis zur kanadischen Grenze sind es 60 km auf dem Taylor Highway, danach heißt er ‚Top of the World’-Highway. Das Wetter wird immer besser und die Aussicht ist großartig (riesige Wälder und im Hintergrund die hohen Berge). Am letzten Roadhouse in Alaska halten wir an und gleich kommt ein junger Mann der uns alles erklären möchte. Sein Großvater wäscht nebenan die Erde. Er ist Miner und sucht hier seit 35 Jahren nach Gold. Heute ist er fündig geworden und präsentiert das kleine Stückchen in der Pfanne. Millionär schien er nicht zu sein, aber völlig zufrieden mit seinem abgeschiedenen Leben.

12:00 Uhr erreichen wir die Grenze, Ausreisen aus USA ist einfacher. Der Kanadier will die grünen Einreisebelege an die amerikanischen Kollegen weitergeben – das war’s !!!

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Yukon und eine kostenlose!!! Fähre bringt uns rüber nach Dawson City. Wir erkunden die Stadt zu Fuß. Die City wirkt auf uns wie ein bewohntes Museumsdorf, man fühlt sich richtig in Goldgräberstimmung versetzt. Richtig reich geworden vom Goldwaschen sind vor allem die ‚Zulieferer’ z.B. ein Sägewerk-Besitzer, der sein Werk in Boston abgebaut hat und in Dawson wieder aufgebaut, da alle Goldgräber Bretter für Kanäle brauchten.

Ebenso gab es hier Dichter und Denker, allen voran Jack London, dessen Cabin zu besichtigen ist. Jack London versuchte sich kurzfristig erfolglos als Goldsucher in Yukon. Er ging zurück nach Kalifornien und begann Klondike-Abenteuerromane zu schreiben. Die Geschichten vom harten Abenteuerleben und der Natur haben ihn zum Bestsellerautor (‚Ruf der Wildnis’, ‚Lockruf des Goldes’…) gemacht.

Wir steuern den Bonanza RV-Park an. Unsere Standnachbarn erzählen Dieter, der mit seinem OU Cap aus Oklahoma zum Superkommunikator wird, sie kämen aus dem Süden und es hätte 9 Tage nur geregnet. Da hatten wir ja richtig Glück.

Heute ist Sommer in Dawson City, 25 Grad Celsius.

Samstag der 25.6: Strahlend blauer Himmel und mindestens 26 Grad, vielleicht auch noch mehr.

Nach Tanken, Reifendruck prüfen, Wasser auffüllen und dumpen fahren wir auf den Midnight Dome, um einen Blick von oben auf Dawson City zu bekommen. Anschließend kaufen wir in der City noch Bier (Bier ist 5 mal so teuer wie Cola). Interessant ist, dass die Lady im Verkauf unbedingt Dieters Ausweis sehen will, um sicher zu sein, dass er auch über 21 Jahre alt ist. Ist das nicht toll oder war die Dame extrem kurzsichtig?

Unser nächstes Ziel ist Dredge Nr. 4 am Bonanza Creek. Eine Gold-Dredge ist ein Schaufelbagger, der sich im Fluss sehr langsam fortbewegt. Das aufgesammelte Material wird in eine riesige Trommel transportiert und das Gold dann ausgewaschen. Den Abraum wirft man hinten wieder rausg. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim Goldpanning mit der Pfanne, es beruht darauf, dass Gold 19 mal schwerer ist als Wasser.

Um 13 Uhr bekommen wir eine Führung ins Innere der Dredge – unbedingt zu empfehlen, beeindruckend und sehr interessant. Die Dredge Nr. 4 wurde 1912 von der Canadien Klondike Mining Company am Bonanza Creek zusammengebaut. Sie ist 8 Stockwerke hoch, so groß wie ein Fußballfeld und mit damaliger Maschinenbautechnik voll gestopft (Elektroantrieb 920 PS). Von 1913 bis 1959 war sie an verschiedenen Stellen in Betrieb und buddelte sich durch das Klondike-Tal. Nach Stilllegung versank sie 1959 im Permafrostboden, aus dem sie 1991-1992 wieder ausgegraben wurde.

Die Führung dauert eine Stunde und anschließend sehen wir noch einen Film, bei dem die Maschine in Betrieb gezeigt wird. Das Ende des Goldschürfens auf diese Art ist nicht nur durch den Ertrag eingeläutet worden (an einem guten Tag schürfte man 800 Unzen Gold = 25 kg), sondern durch die staatliche Auflage, dass der Claim wieder vollständig verfüllt werden muss. Heute noch sind die riesigen Abraumhalden überall zu sehen.

Auch wir (sogar als Ausländer) hätten für ca. 10 Euro einen freien Claim erwerben können. Wir hätten nur nach 6 Wochen anfangen müssen aktiv zu graben, sonst verfällt das Recht. Die ‚Nebenkosten’ sind aber so gewaltig, dass es praktisch keinen Sinn macht. Die Goldstücke, die hier gefunden wurden, sind relativ klein im Vergleich zu Nuggets aus Mittelamerika oder Australien.

Halb vier geht’s endlich auf den Dempster Highway. Das letzte Abenteuer! Ruf der Wildnis!

Unser Plan war nur ein kleines Stück evtl. bis Tombstone zu fahren (nicht hoch bis Inuvik). Die Straße ist erwartet schlecht und schon nach 26 km kehren wir um. Einsamkeit und Wald hatten wir schon auf dem Denali und Top of the World Highway, außerdem fahren wir in die falsche Richtung – wir müssen wieder nach Süden.

Der Campingführer deutete es schon an, Dieter wir heute seinen abgelegenen Campground mit Lagerfeuer bekommen. Am Moose Creek belegen wir für 12 $ den Platz 22.

Bewaffnet mit Prospekten und free firewood versucht Dieter ein Lagerfeuer zu entfachen. Das Papier brennt gut, die halben Baumstämme kokeln nur. Das Schweizer Messer kann leider die notwendige Axt nicht ersetzten.

Auf Conny warten die Mücken vergeblich, sie will nicht wie, alle Leute, die draußen rumlaufen, seltsame Zuckungen bekommen.

Von Dawson nach Whitehorse (26. – 29. Juni 2011)

26.6: Auf dem Kondike Highway geht’s gen Süden. Bei Steward Crossing biegen wir auf den Silvertrail ab. Nach 10 km am Evil’s Elbow, hier soll es eine Aussichtsplattform geben, die wir jedoch nicht finden. Stattdessen finden uns die Mücken. Wir flüchten ins Wohnmobil. Bei Pelly Crossing in der Grocerie, kaufen wir Lebensmittel und eine große Dose Mückenspray (Muskol). Wir wollen uns die letzten Tage nicht ärgern lassen.

Nächster Stopp sind die Five Finger Rapids, eine Stromschnelle, die den Schaufelraddampfern damals echte Probleme machte. Der erste Test für ‚Muskol’, die Wanderung zu der Aussichtsplattform verläuft sehr erfolgreich. Die Mücken umfliegen uns, stechen aber nicht mehr. Über die längste Treppe im Yukon, 220 Stufen, geht es durch den Wald zur Plattform.

In Carmarcks sehen wir uns erst die beiden Campingplätze an und entscheiden uns für den Coal Mine Campground – nett gemacht, außerdem gibt es hier ein Restaurant oder eher eine Pommesbude, die das erklärte Burger Paradies des Umlandes ist. Der Parkplatz ist immer voll und der Koch hat gut zutun.

Wie jeden Abend bearbeitet Dieter die für uns wichtigsten Fotos (bisher sind es schon 600 von 3400).

Montag der 27.6.: Auf diesem Campingplatz werden Plastik und Dosen extra entsorgt. Als wir wieder in Deutschland sind, wird uns klar, dass es in Kanada Pfand geben muss, denn, auf den von Conny akribisch gesammelten Belegen steht Deposit drauf. Eine Rücknahmestation haben wir nie bewusst wahrgenommen.

Unser Reiseführer motiviert uns wieder besonders aufmerksam zu sein, denn zwischen km 240 und 270 auf dem Klondike Highway sind oft Bären zu sehen. Da aber die Beeren am Straßenrand noch nicht reif sind, wollten die Bären auch nicht auf Asphalt laufen.

Um noch etwas Wildlife zu sehen, fahren wir ins ‚Yukon Wildlife Preserve’ nahe Takhini. 5 km Fußmarsch und 30 $, die sich eigentlich nicht gelohnt haben. ‚Alaska Wildlife Conservation Center’ war um Längen besser.

Wir fahren an Whitehorse vorbei bis nach Carcross (Abkürzung von Caribou Crossing). In Kanada herrscht eindeutig anderes ‚Klima’ als in Alaska es ist abends 28 Grad Celsius und wir nutzen erstmals die Klimaanlage.

28.6: Heute ist der vorletzte Tag unseres ‚Last Great Road Trip’. Wir haben Zeit und lassen es langsam angehen. Carcross will Boomtown im Yukon werden glauben wir, überall wird mächtig gebaut. Gleich zu Beginn sehen wir den Zug der White Pass + Yukon Route. Früher fuhr er mal bis Whitehorse, heute ist er ein nostalgischer Zug zwischen Carcross und Skagway.

Im Visitor Center fragen wir nach der ‚Duchess’ und stehen schon fast davor. ‚The Duchess’ ist die älteste Dampflokomotive in British Columbia. Gekauft wurde sie um 1900, durch die White Pass & Yukon Railway, für die etwa 5 km lange Bahnlinie zwischen Atlin und Tagish Lake. Eine Kopie davon steht im Zoo Hannover, gebaut von Peter Schmitz, einem Hildesheimer Metalldesigner.

Wir schauen uns noch einige alte Häuser an, z.B. den Matthew Watson General Store (ältester Store im Yukon der noch in Betrieb ist – als Giftshop). Hier erwerben wir unser Yukon-Gold, weil es ja mit dem goldpanning nicht richtig geklappt hat.

Nach einem kurzen Stopp an der einen kleine Sandwüste Carcross Desert, machen wir uns auf den Rückweg nach Whitehorse. Im Whitehorse Bezirk angekommen erkunden wir zunächst den Miles Canyon.

Eine Hängebrücke überspannt den Canyon (ein weiteres Objekt auf Connys Brückenseite). Der Yukon ist hier sehr schmal, da sein Bett durch Lavagestein begrenzt wird, sodass er sich nicht verbreitern konnte. Die Stromschnellen (Whitehorse rapids) waren die größte Gefahrenstelle auf dem Yukon. Lotsen wurden eingesetzt um die Boote durch diese Gefahrenstelle zu bringen. Durch das Aufstauen des Yukon und die Entstehung des Schwatka Lake (1958) wurde diese Gefahrenstelle beseitig und die Stromschnellen in ihm ‚begraben’. Heute ist der See das Wasserparadies der Whithorser. Ein Fug mit einem Wasserflugzeug reizt schon, aber wir entscheiden uns dagegen.

Whitehorse war viele Jahre das Verbindungsglied zwischen Dawson City und Skagway. Hier steigt man vom Dampfschiff auf die Bahn und umgekehrt. Seit 1953 ist Whitehorse Hauptstadt des Yukon Territory. 1942 begann man mit dem Bau des Alaska Highways. Mehrere tausend amerikanische Soldaten bauten in nur 8 Monaten und 23 Tagen 2455 km Straße durch den Busch.

Durch den Bau eines riesigen Wasserkraftwerks am Yukon in Whitehorse konnten die Lachse nicht mehr bis zu ihren Laichgründen hochschwimmen. Um ihnen das zu ermöglichen, baute man im Jahr 1958 die längste Holzfischleiter der Welt, 366 Meter.

Tierwanderungen (Migration) begeistern uns immer wieder, seien es Gnu-Wanderungen in Kenia, Wal-Migration in Australien oder diese wahnsinnige Fischwanderung. Die Lachse kommen aus der Beringsee und schwimmen 3200 km zurück zu ihren Laichgebieten südlich von Whitehorse. Auf dieser Reise gegen den Strom, die 2 Monate dauert, halten sie nicht an und fressen nichts. Nach dem Ablaichen sterben sie. Den ersten Winter verbringen die neuen Lachse im Süßwasser, dann wandern sie flussabwärts ins Salzwasser des Beringmeers. Nach 3-5 Jahren machen sie sich auf den Weg zurück zum Ursprung, sofern sie kein Bär, Bald Eagle oder Angler erwischt hat.

Das Stadtzentrum von Whitehorse haben wir bei unserer Ankunft gar nicht so richtig wahrgenommen. Es gibt es wirklich und heute ist richtig was los. Vielleicht liegt es daran, das das ‚Yukon River Quest Canoe Race’ (von Whitehorse nach Dawson auf dem Yukon) beginnt oder das am 1.7. Nationalfeiertag ist. Wir entscheiden deshalb zunächst einen RV-Park zu suchen und die Entscheidung ist richtig, der erste, den wir ansteuern, ist ausgebucht – eine neue Erfahrung. Beim Nächsten klappt es dann.

Danach waschen wir das Autos. In der Waschstraße treffen wir einen Deutschen der ausgewandert ist – er kommt aus Osnabrück, unserer Geburtsstadt (die Welt ist doch klein). Als Trucker verdient er gutes Geld (6000 Kanadische Dollar) und arbeitet nur ein halbes Jahr. Ein Teil des Geldes sollte er unser Meinung nach dringend in Dental Services anlegen.

Abreise 29.6. Letztes Frühstück im WoMo, es geht wirklich alles zu Ende – Margarine, Marmelade, Honig. Danach wird aufgeräumt und die Grundreinigung durchgeführt. Wir sind 4674 km in drei Wochen gefahren, kalkuliert hatten wir mehr km, aber so war es genau richtig.

Mittags geben wir unser WoMo bei Cruise Canada ab – und Cruise Canada bringt uns zum Flughafen.

Summary

  • Alaska und Yukon besitzen eine faszinierende Landschaft. Die Weite und Einsamkeit ist einmalig, die gibt es so nicht mal in Afrika.
  • Die meisten RV-Parks mit Stromanschluss lagen am Highway und hatten einen Schotteruntergrund. Das ist zwar sehr praktisch, aber wir hatten es uns etwas romantischer vorgestellt.
  • Wir waren immer auf der Suche nach Wildlife und das hat sich hier schwerer dargestellt, als wir es uns vorgestellt hatten. Die ständigen Bärengeschichten waren sicher faszinierend, aber wer weiß, wie viele Bären(geschichten) uns aufgebunden wurden.
  • Dieter wurde, z.T. durch seine OU (Oklahoma University) Cap zum Kommunikator. An jeder Ecke wurde sich ausgetauscht (gibt es sonst doch nur bei Frauen oder ?).
  • Auch wenn es mit dem Wildlife schwierig war, wir waren noch nie so zufrieden mit den Fotoergebnissen, echt coole Aufnahmen dabei.

Bilder aus Alaska – Kanada mit ‚vernünftiger‘ Auflösung in der Fotogalerie Fotos Amerika – Reisen