Geschrieben von: Conny Beckötter
Reisebericht Spitzbergen 2023
Unsere geplante Tour
Spitzbergen, das sind atemberaubende Landschaften, eine faszinierende Tierwelt, überwältigende Gletscher und das größte Labor der Welt.
Spitzbergen gehört geografisch zu Norwegen und ist eigentlich die Hauptinsel eines Archipels. Im norwegischen heißt die Inselgruppe Svalbard, „kalte Küste“.
Das Klima ist arktisch – subarktisch mit milden Sommern. Im Juni liegt die Temperatur zwischen 2 und 4 Grad. Svalbard ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebiete.
Unsere tatsächliche Route 2023 mit den Stationen
Flug Berlin – Oslo: 20:45 – 22:25
Übernachtung: Park Inn by Radisson Oslo Airport Hotel West
22.6.2023 Anreise
Nach einer entspannten Nacht fahren wir mit dem Shuttle zum Flughafen Oslo-Gardermoen.
Anstehen…. was früher nur in den USA Standard war, ist nun weltweit üblich. Und das Vordrängeln der Asiaten, die wieder reisen dürfen, auch ☹. Wir erfahren schon mal, dass die Reise nicht vollständig ausgebucht ist, einige Kabinen sind noch frei. Ca. 25 Personen sind deutschsprachig.
Der Flug verschiebt sich immer weiter nach hinten, aber um 17:20 Uhr landen wir endlich auf Svalbard.


Angekommen in Longyearbyen, der Hauptstadt Spitzbergens – die nördlichste „richtige“ Stadt der Welt. Das Schiff liegt in der Nähe des Stadtzentrums vor Anker, hieß es. Wir haben Glück, die Ocean Albatros liegt am Pier, so dass wir trocken einsteigen können.
Nach dem Einsteigen stehen wir mit einem Begrüßungsgetränk zum Einchecken an. Es gibt allgemeine Informationen über die Reise, den Tagesablauf auf dem Schiff und die verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen. Vor dem Auslaufen findet eine obligatorische Sicherheitsübung statt – ein Muss.
Abendessen und ein paar Fotos von den Eisbergen im Sonnenuntergangslicht….

Zu unserem Schiff: Ocean Albatros
- ganz neu, (erst die zweite Tour – super)
- 169 Passagiere, ca. 120 Personal
- Eisklasse PC-6:Sommerfahrt in mittlerem einjährigem Eis mit älteren Einschlüssen (äquivalent zu E4) = E4 (Eisdicke bis 1,0 m)
- 104m lang, 18m breit, Tiefgang 5,3m, Geschwindigkeit 15.5 Knoten
- 4 Decks, 18 Zodiacs
Los geht‘s
Das arktische Abenteuer beginnt
6:45 Uhr, die Durchsage aus dem Lautsprecher weckt uns.
In der Nacht ist es nebelig geworden, zwar hell, aber man sieht nur weiß.
Ab 8:30 Uhr Instruktionen, zuerst Vorstellung der Hotelcrew, dann Polar Bear Briefing und Zodiac Briefing – beides verpflichtend, das heißt mit Bordkarte nachweisen, dass man da war. Die Mitteilungen enttäuschen teilweise. Bei Nebel gehen keine Zodiacs raus. Wenn ein Eisbär gesichtet wird, gehen keine Zodiacs raus. Wenn beim Landgang einer entdeckt wird, werden wir evakuiert, keine Annäherung mit dem Schiff näher als 500m an Eisbären …..
Ab 11 Uhr Gummistiefel probieren im Mudroom und Einweisung in die Sea Life vest.
Der Nebel hat sich verzogen – Land in Sicht 😊
Während der „Nacht“ (was ist Nacht, wenn die Sonne nie untergeht?) haben wir Prins Karls Forland passiert und sind im Kongsfjord angekommen. Der Kongsfjord ist ein landschaftlich sehr schönes und abwechslungsreiches Gebiet mit vielen Fjorden und Buchten.
Unsere erste Anlandung ist in Ny Ålesund.

Heute ist dry landing, wir können also am Steg an Land gehen in unseren normalen Schuhen. Zur Einstimmung 😊 nicht gleich am ersten Tag Zodiac fahren. Ist mir ganz recht.
Nach dem Mittagessen dürfen wir das Schiff verlassen. Zuvor war die Expedition Crew an Land gegangen, um die Eisbären-Sicherung vorzunehmen. Es gibt, falls man möchte, eine geführte Tour, ca. 45 Minuten, dann dürfen wir bis 17:30 Uhr uns alleine im Ort bewegen.
Wir entscheiden uns für die „deutschsprachige“ Tour, da wir befürchten, dass in der Foto-Tour zu viele Chinesen sind – gute Entscheidung.
Ny Ålesund liegt tatsächlich weiter nördlich als Longyearbyen und ist die nördlichste feste Siedlung der Welt, an der Südküste des Kongsfjord, gegründet 1917 als Bergbaustadt. Der Ort ist Eigentum des Unternehmens KingsBayAS, das vom Staat beauftragt ist, die Forschungstätigkeiten organisatorisch zu unterstützen, die Kulturdenkmäler zu pflegen und eine ökologisch verantwortliche Gemeinschaft aufzubauen.


Zur internationalen Forschungsstation gehört auch das deutsche Alfred-Wegener-Institut, es betreibt hier ganzjährig die Koldewey-Station. In Ny Ålesund leben ganzjährig 30-40 Menschen. Ihr Aufenthalt dauert 1 bis 6 Jahre. Sie arbeiten für Kingsbay, das Norsk Polarinstitut, AWIPEV und in der Kartographie. Alle Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen. Der einzige Laden hat 2 x die Woche für ein paar Stunden geöffnet und im Sommer zusätzlich, wenn Schiffstouristen kommen. Jeden Sommer kommen außerdem ca. 150-200 Forscher*innen zu den Einwohnern dazu. Und natürlich die Touristen ….


Wir besichtigen mit Stephanie die wichtigsten Häuser – ist überschaubar- und gehen bis zum Masten, erbaut 1926, außerhalb des Ortes, hier starteten die Flugpioniere Roald Amundsen, Richard Byrd und Umberto Nobile in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Versuche mit Zeppelinen den Nordpol zu erreichen. Durch diese Nordpolexpeditionen wurde Ny Ålesund weltberühmt. Da der Luftschiffmast etwas außerhalb von Ny-Ålesund liegt, müssen Besucher, ein Gewehr dabeihaben bzw. in Begleitung eines entsprechend ausgerüsteten Guides sein.
Vorsicht Polar Bears!
René wartet bewaffnet am Mast und schützt uns.


Was gibt es zu sehen in Ny Ålesund: das Roald Amundsen Denkmal, ein Museum, den Masten, ein altes Posthaus, den ehemaligen Coal Train, die London Häuser – heißen so, da sie aus Ny London hertransportiert wurden als der Ort aufgegeben wurde – und rundherum ein atemberaubendes Panorama des Kongfjordes. Nicht zu vergessen den Shop, den wahrscheinlich alle Touristen vom Schiff aufgesucht haben, mit einer Ausnahme: Dieter 😊
Im Museum offiziell Ny-Ålesund By- og Gruvemuseum (Stadt- und Bergbaumuseum) befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte des Ortes, den Bergbau und das tägliche Leben als der Ort noch eine isolierte Grubensiedlung war. Die berühmten Nordpolexpeditionen, die Polflüge von Roald Amundsen und Umberto Nobile mit den Luftschiffen Norge (1926) beziehungsweise Italia (1928) sind im oberen Geschoss zu sehen und über eine „Hühnerleiter“ (sehr enge, steile Treppe) erreichbar.
Gegen 17 Uhr sind wir wieder auf der Ocean Albatros. Die Sonne scheint, so dass man bei 10° C ohne dicke Jacke rausgehen kann – man darf nur nicht in den Schatten gehen.
Abends Captains Cocktail, Rückblick auf den heutigen Tag und Ausblick auf die morgigen Ausflüge. Ab morgen sind wir in farbige Gruppen eingeteilt. Wir sind gelb. Man hat uns auch mitgeteilt, dass es mit der Umrundung von Svalbard nichts wird. Das Packeis im Norden ist zu dick und reicht bis ans Land (frosted ice). Laut norwegischem Recht darf es nicht zerstört werden. Außerdem ist die Ocean Albatros kein Eisbrecher, nur ein Eispusher.
Seit dem Dinner merken wir, dass wir auf einem Schiff sind. Es schaukelt 😊
24.6.2023 Erste Eisbären – leider auch die letzten auf dieser Tour
Heute sind wir schon wach, als um 6:45 Uhr die erste Durchsage kommt. Meine Haare waren gerade trocken, Dieter stand noch unter der Dusche,da kam die zweite Durchsage: „two polar bears in front of the ship“.
Rein in die warmen Klamotten und nach draußen…. ein paar waren doch noch schneller als wir. Auf Deck 8 vor der Panorama Lounge haben wir den ersten Blick auf zwei Eisbären auf einer felsigen Untiefe vor dem Gletscher. Die Eisbären waren Mutter und Kind und 361 m entfernt vom Schiff (Aussage Expeditionsteam).


Awesome!!
Ein schnelles Frühstück, dann aufs Zimmer, erst einmal uns und die Sachen sortieren. Und richtig warm anziehen für die kommende Zodiac Tour. Von 9 bis 10 Uhr ist lecture time, wir bekommen einen Einblick, welche Art von Robben es gibt und welche hier zu finden sind.
10:30 Uhr, die gelbe Gruppe wird aufgerufen in den Mudroom zu gehen. Etwas wuschelig ist es schon dort, da die Gäste der ersten Gruppe zurückkommen und sich ausziehen, einige der blauen Gruppe darauf warten aufs Zodiac zu gehen und wir, die wir uns anziehen wollen…..
Unser Zwiebellook hat viele Schichten, beginnend mit der Skiunterwäsche und den Skisocken. Dann folgen eine normale Hose und ein warmer Pulli. Darauf eine Fleecejacke und zum Abschluss die Regenhose und Regenjacke. Ich fühle mich wie ein Michelin Männchen, aber ich kann mich noch bewegen. Im Mudroom noch in die Gummistiefel und die Life Vest, dann sind wir bereit. Nicht ganz, Handschuhe und Mütze sind nicht überflüssig, es ist windig und frisch.
Das Einsteigen ins Zodiac geht mit Hilfe der Besatzung sehr gut, obwohl direkt am Schiff relativ hohe Wellen entstehen und es gut schaukelt. Die Fahrt war leicht feucht vom Spritzwasser, ansonsten eher unspektakulär. Auch das Aussteigen ist einfacher als gedacht. Wir landen auf Amsterdamøya, einem für uns unscheinbaren Streifen Land mit vielen Baumstämmen und liegengebliebenen Walknochen. Der größte Teil der Amsterdamøya ist felsig-steinig, mit steil ansteigenden Hängen. Im Südosten gibt es ein paar Quadratkilometer Flachland, das allerdings teilweise recht steinig und vor allem im frühen Sommer ziemlich matschig sein kann. Stimmt!
Amsterdamøya ist eine Insel 18,8 km nahe der nordwestlichen Ecke von Spitzbergen Albert I. Land in Nordwestsvalbard. Es war eine der holländischen Walfang- Stationen im 17. Jahrhundert, benannt nach der Stadt Amsterdam. Über 200 Männer lebten – und starben nicht selten – hier in der Blütezeit der Blubberproduktion (Blubber = Tran/Fettschicht der Wale aus dem in erster Line Lampenöl gewonnen wurde). Smeerenburg im Südosten der Insel ist eines der bekanntesten Kulturdenkmäler. Ein Gräberfeld der ersten Europäer, die dort um 1634 überwintern wollten.
Ca. 50 Minuten laufen wir hin und her. Wie gut, dass wir Gummistiefel tragen, denn einige kleine Bäche müssen wir durchschreiten.

Neben den Walknochen gibt es die Arctic Terns (Küstenseeschwalbe) zu beobachten und zu fotografiern. Spitzbergen ist die Heimat dieser weltbesten Langstreckenreisenden. Die Küstenseeschwalbe kommt Mitte Mai nach einer 20.000 km langen Reise aus dem Südlichen Ozean, verbringt etwa drei Monate auf den Inseln und kehrt dann zu ihrem Winterquartieren am anderen Ende der Welt zurück.
Fazit der ersten feuchten Anlandung:
Ich hätte drauf verzichten können, so toll war es nicht, sehe es eher als Übung für meine erste Zodiac Fahrt an. Und dafür war es super. Unsere Handschuhe könnten dicker sein, meine Fingerspitzen sind ziemlich kühl, aber der Touchscreen ist damit gut bedienbar.
Mittagspause auf dem Schiff. Das Tele scheint immer noch Probleme mit dem Autofokus zu haben. Oder liegt es an der Kälte?
Um 15 Uhr beginnt die zweite Zodiac Tour des Tages. Zodiac Cruise entfällt, da nicht genügend Personal da ist um uns rumzufahren und gleichzeitig die Umgebung zu sichern, da letzte Woche ein Eisbär in diesem Bereich war. Das Einsteigen ins Zodiac geht ganz gut, trotz bumpy sea. Ich sitze wieder ganz vorne, warum nur, da bekommt man am meisten Gischt und Wind ab.
Wir landen an einem steinigen Strand von Ytre Norskøya, wo die Walfänger ihre Ausgucke hatten, der nördlichsten Insel in Albert I. Land. Es ist glitschig und geht gleich ein kleines Eisfeld hoch. Die Expeditionscrew hat uns vier Stufen darin vorbereitet und Wanderstöcke mitgebracht, so dass es etwas einfacher ist. Die Vegetation ist ähnlich wie heute Morgen, Steine und Moos. Einige Blumen purple saxifrage beginnen schon auszublühen. Wenn es noch etwas wärmer wird, ist hier ein lilafarbener Teppich an Blüten zu sehen.

Ich bin etwas erstaunt, dass man Touristen hier anlanden lässt, denn wir zertrampeln schon einiges an der Vegetation☹
Das Gräberfeld, das wir eigentlich besichtigen sollten, liegt im Sperrgebiet und wir dürfen nicht hin. Die Gräber der Walfänger lagen hunderte Jahre im Permafrostboden und kommen jetzt durch den Klimawandel zum Vorschein. Eigentlich traurig, aber wäre sicher interessant gewesen. So laufen wir nur eine Stunde hin und her, damit wir gleich wieder etwas essen können und fahren dann mit dem Zodiac zurück.
Abends Recap und Instruction
Zuerst gibt es einen Einlauf für die Raucher. Es ist strikt verboten an Land zu rauchen, das wurde uns auch mitgeteilt. Die Natur soll nicht verunreinigt und vernichtet werden. Asche allein ist schon gefährlich, Kippen noch mehr, falls die Vögel sie fressen. Heute gibt es nur eine Verwarnung. Beim nächsten Mal werden die Leute direkt angesprochen und dürfen das Schiff für den Rest der Reise nicht mehr verlassen. Keine Anlandungen oder Zodiac Fahrten!
Morgen werden wir den Tag im Eis auf dem Schiff verbringen.
25.6.2023 Im Packeis

In der Nacht sind wir bis zum Raudfjord in den Norden gefahren. Eigentlich wollten wir bis zum Wood Fjord und seinem Seitenarm, dem Liefde Fjord, an den Randes des polaren Packeises. Das Satellitenbild zeigt, dass schon hier bald das Packeis beginnt und uns stoppen wird.
Das Hauptziel ist genau die „Kante“, möglicherweise bei 80 Grad Nord! Das ist das Reich des Eisbären! Wenn sich das Packeis im Sommer zurückzieht, reiten die Eisbären auf den Schollen nach Norden, da sich dort ihre Beute – die Robben – aufhält. Bären, die aus unglücklichen Gründen das Eis, das sich nach Norden bewegt, nicht „erwischen“, sind den ganzen Sommer über auf Spitzbergen gestrandet und müssen sich von Beeren, Eiern und alten Wal-Kadavern ernähren, die sie finden können.


Es ist neblig, aber wir sehen die ersten Eisschollen, die im Wasser treiben. Wunderschön!
Heute bleiben wir auf dem Schiff und hören uns einen Vortrag von René zu Eisbären an. Das Eis draußen wird immer mehr und dichter. Wir schieben die Eisschollen von uns her, zusammen und auseinander. Es knirscht unter uns. So hatte ich es mir vorgestellt. Super. Obwohl es uns heute Morgen nicht so kalt vorkam, ist es eisig draußen, besonders, wenn man länger draußen ist.
Der Kapitän hat allen die Erlaubnis erteilt, die Brücke auszusuchen. Toll! Das nutzen wir, um unsere genaue Position zu sehen.
Wir schießen viele Fotos und Videos. Leider sind die Walrosse und Robben sehr weit vom Schiff entfernt, dass selbst das 800er Tele sie nur sehr klein aufnehmen kann. Zwischendurch wärme ich mich kurz auf der Brücke auf. Es ist interessant, dem Kapitän zuzuschauen, wie er durch die Eisschollen navigiert. Am Beginn des Packeises drehen wir bei und fahren am ihm entlang. Wir befinden uns östlich des Raudfjordes, auf dem Weg zum Woolfjord. Endlich kommt für viele die lang ersehnte Durchsage, wir haben den 80. Breitengrad überschritten. Hurra, geschafft. Wir sind in der Arktis und im Reich der Eisbären – nur sie sind nicht da ☹


Als Mittagessen ist ein Outside BBQ angesagt, wetterbedingt. In Eiseskälte essen wir tatsächlich draußen. Langes sitzen ist nicht angesagt, wir müssen schnell wieder rein, unsere Finger auftauen.
Ohne weiteres Programm könnte man direkt ein Mittagsschläfchen machen…. Nach 30 Minuten die erste Durchsage, Seals auf einer Eisscholle, wir stehen auf. Zu weit weg…. kurz danach „schwimmendes Walross“ – wir sind nicht schnell genug in den warmen Sachen….
Ich bleibe jetzt auf, schlafen wird überbewertet 😊. Es fehlt uns noch der Eisbär auf der Eisscholle.

Richtig passiert nichts mehr. Es ist allerdings schon toll, nur zu beobachten, wie der Bug des Schiffes die Eisschollen durchbricht. Gegen 17 Uhr bricht die Wolkendecke auf und die Sonne kommt raus. Nach einer halben Stunde haben wir strahlend blauen Himmel.
Einfach nur faszinierend.


Kurz vor dem Dinner verlassen wir das Packeisgebiet und erreichen wieder normales Wasser. Schade. Wir sind auf dem Weg zurück, gen Westen. Morgen werden wir wieder südwärts fahren. Nach dem Essen nehmen wir auf dem Panoramadeck auf Deck 8 noch eine Art Sonnenbad. Herrlich. In der Sonne ist es fast warm und das um 22 Uhr. Möglicherweise sehen wir sogar die Mitternachtssonne.
26.6.2023 Magdalenefjord

Der Himmel ist blau mit einzelnen Fotowolken.
Wir sind über Nacht etwas nach Süden gefahren an der Westküste lang und jetzt im 10 km langen und 2-3 km breiten Magdalenefjord angekommen. Auf dem Programm steht eine Zodiacfahrt zum Gullybreen Gletscher. Gully = Rinne, bezieht sich auf das steile, enge Tal des Gletschers.
Während unseres Frühstücks werden schon die Zodiacs ins Wasser gelassen. Kurz nach neun startet die erste Gruppe ihre Fahrt. Gruppe Yellow ist erst als dritte dran. Es gibt eine deutsche Fahrt mit Stephanie.

Zuerst fahren wir in die Gullybukta zu einigen Walrossen. Eine Gruppe liegt am Strand und weitere sind im Wasser. Sie ernähren sich von den Muscheln und allen Weichtieren, die sie im spitzbardischen Gewässer finden.

Danach geht es zum Gletscher. In der Bucht schwimmen einige kleine Eisberge und es ist ziemlich kühl und windig. Stephie holt einen Eisblock aus dem Wasser. Er ist total klar, besteht aus gefrorenem Süßwasser und ist durchsichtig.
Ein weiteres Mal zu den Walrossen, dann sind wir durchgefroren genug und fahren zurück zum Schiff. 1,5 Stunden im Zodiac reicht fast allen. Die ersten Zodiacs werden schon wieder mit dem Kran an Bord gehoben. Raus aus den Gummistiefeln – gar nicht so einfach, alleine schafft man es nicht. Auftauen! Mittagessen und der nächste Programmpunkt stehen an.
Wir setzen mit dem Zodiac über auf Gravneset, eine Halbinsel im Magdalenefjord. Vom Gravneset abgesehen gibt es um dem Magdalenefjord wenig flaches Land, die Ufer sind oft sehr steinig-grobblockig. Die steinigen Strände, felsiges Gelände und stellenweise auch Matsch machen das Gehen vielerorts beschwerlich. Das Landesinnere ist stark vergletschert. Die Halbinsel Gravneset bildet einen natürlichen Hafen, der im 17. Jahrhundert von den englischen Walfängern genutzt wurde, die eine Walfangstation mit den üblichen Tranöfen, Unterbringung, Friedhof etc. betrieben.
Der Walfängerfriedhof ist mit 130 Gräbern einer der größten von Spitzbergen, er ist umzäunt und darf nicht betreten werden. Früher befanden sich Kreuze und Inschriften hier, die jedoch verschwunden sind. Die letzte Beisetzung fand im 18. Jahrhundert statt. Die Frosthebung bringt im Laufe der Jahrhunderte größere Gegenstände wieder an die Oberfläche, auch Särge. Sie wurden nicht nur von Eisbären verstreut, auch von Menschen geklaut. Einige spärliche Überreste von Specköfen sind auch noch vorhanden. Um das kulturelle Erbe zu schützen, wurde es eingezäunt. Außerdem sind zwei Mitglieder der Sysselmester‘s field police hier stationiert in einem kleinen Gebäude, das 1930 erbaut wurde.


Die Sonne scheint und das Wetter ist herrlich. Gut eine Stunde verbringen wir auf Gravneset, dann geht es mit dem Zodiac zurück aufs Schiff.
Es ist erst halb fünf und wir gönnen uns eine Pause von den Vorträgen. Man kann mit T-Shirt draußen auf dem Balkon in der Sonne sitzen 😊. Wir fahren wieder raus aufs Meer – Wasser tanken.
27.6.2023 Krossfjord – Vogelfelsen

Morgens sind wir im Krossfjord in der 14. Juli Bucht (Fjortende Julibukta, benannt nach dem französischen Nationalfeiertag) angekommen. Der Krossfjord teilt sich die Mündung mit dem Kongsfjord und schneidet gut 30 km lang und 5 km breit in die nördlich-zentrale Westküste Spitzbergens ein. Er hat mehrere Verzweigungen. Der nördliche und östliche Teil ist kräftig vergletschert, das Hinterland größtenteils gebirgig. Sein Name leitet sich vermutlich davon ab, dass Walfänger im frühen 17. Jahrhundert ein Kreuz aufgestellt haben. Es existiert aber schon lange nicht mehr.
Die Fjortende Julibukta ist eine Seitenbucht im Krossfjord und besonders schön. An der Nordseite ist ein kleiner Vogelfelsen direkt über dem Meer. Hier brüten Dickschnabellummen sowie ein paar Papageitaucher und Gänse. Unser erstes Ziel für heute.
Heute organisieren wir ein „deutsches“ Zodiac. Da zwei Zodiacs einen Schaden an der Schraube haben, müssen jetzt 11 in jedes Boot. Zuerst fahren wir zu den Vogelfelsen bzw. Klippen, die von den Vögeln gut gedüngt werden. Wir können brütende Dreizehenmöven, Lummen und Puffins und entdecken, von letzteren nur wenige, leider. Aber wir sehen mehrere. Es ist relativ schwierig, sie zu fotografieren oder auch mit dem Fernglas zu verfolgen, da das Zodiac doch stark schaukelt. Wir sind trotzdem mit den Ergebnissen zufrieden.


Carina, unsere Bootsführerin, gibt uns ausreichend Zeit und weißt immer wieder auf andere Vögel hin. Auf einem Felsen im Wasser brütet eine Möwe und das Küken ist schon geschlüpft. Ein flauschiger kleiner Ball hüpft neben der Mutter auf und ab. Der Vater sitzt auf dem Nachbarfelsen und beobachtet die Umgebung.


Einige Rentiere, die für mich mit bloßem Auge wie Steine aussehen, äsen auf den von Guano gedüngten Flächen. Der Felsen ist an vielen Stellen relativ grün und die rosa-lila Saxifragie Blüten leuchten richtig.

Im Anschluss fahren wir zum Gletscher. Es wir merklich kühler. Bis auf 500 m dürfen wir uns dem Gletscher nähern. Eine Wache sorgt für die Einhaltung. Wir können sogar einen Abbruch (Kalben des Gletschers) miterleben.
Hier ein Video vom Abbruch des Gletschers, von einem lieben Mitreisenden – Knut vielen Dank. (Video benötigt etwas Ladezeit)
https://www.beckoetter.de/Gletscherkalben.mov
Nachmittags schließen wir uns einfach der blauen Gruppe einfach an. Im Mudroom dauert es….
Wir landen in Signehamna im Lilliehöökfjord am Strand an. Ca. einen Kilometer sollen wir laufen bis zur ehemaligen Wetterstation. Dafür gibt uns Ab eine Stunde Zeit. Der Weg ist beflaggt und sehr steinig. Ein kleines Schneefeld müssen wir auch überqueren und stetig geht es bergauf.

Signehamna erinnert an ein finsteres Kapitel der Weltgeschichte, hier war die Marine-Wetterstation der Deutschen im zweiten Weltkrieg ab 1941. Das Militär etablierte eigene Stationen, da das zivile Stationsnetz nicht mehr funktionierte. Die Wetterdaten aus dem Nordatlantik, der Wetterküche Nordeuropas, waren damals enorm wichtig, da militärische Operationen davon abhingen. 1943 zerstörten und verbrannten norwegische Soldaten die Station. Ein paar verrostete Teile liegen auf dem Boden verstreut herum. That‘s it. Alle Gegenstände mit Hakenkreuzen wurden im Laufe der Jahre geklaut.
Für uns nicht so interessant, aber wir haben uns eine gute Stunde draußen bewegt und können nun wieder beim Dinner zuschlagen 😊
28.6.2023 Hornsund der Süden Spitzbergens
Wir sind im Hornsund. Im Süden Spitzbergens angekommen. Der Hornsund ist der schönste Fjord Spitzbergens (wie auch der Bellsund, Isfjord, St. Jonsfjord, Kongsfjord, Smeerenburgfjord, Liefdefjord etc. 🙂 ) und auf jeden Fall der südlichste. Tolle Berg- und Gletscherwelt! Der Hornsund schneidet etwa 25 km tief ins Land hinein. Im Hornsund gibt es mehr und länger Treibeis als weiter nördlich an der Westküste, da von Nordosten kalte, polare Wassermassen kommen, die ums Südkap Spitzbergens herum die Westküste entlangstreichen.
Bei allen Anlandungen dürfen nur maximal 100 Personen an einer Stelle an Land sein. Das bedeutet natürlich, dass wir immer halbiert werden und nur die Hälfte startet. Es wird morgen und nachmittags gewechselt, so dass wir mal morgens, mal nachmittags in der ersten Gruppe sind. Um uns die Zeit zu vertreiben hält Carina, eine österreichische Zoologin einen Vortrag über Puffins. Mittendrin gibt es Infos eines anderen Expeditionsmitgliedes, dass es Probleme beim Anlanden gab. Es wurde viel getuschelt, was passiert sein könnte….
Nach dem Vortrag kam dann die offizielle Durchsage: Die Zodiacs können (mit Touristen) bis zu maximal 18 Knoten anlanden. Morgens wurden am Schiff 13 Knoten gemessen, an Land waren es dann 27 Knoten. Die Zodiacs sind gar nicht bis ans Ufer zum Ausladen der Touristen gekommen. Sie mussten umdrehen und waren klatschnass, als sie wieder im Mudroom waren. Viele waren „not amused“ darüber. Alle weiteren Touren des Vormittags wurden abgesagt. Bei 13 Knoten mittags wurde ebenso die Kajaktour gecancelt.Stattdessen ist die Ocean Albatros weiter in den Fjord gefahren und wir hatten traumhafte Blicke aus der Panorama Lounge auf die Gletscher von Isbjørnhamna.
In Isbjørnhamna gibt es eine polnische Forschungsstation, die sich seit 1957 hier befindet. Forschungsgebiete sind: Geophysik, Seismik, Meteorologie und die Ionosphäre. Die Arbeitsbeziehung zwischen den polnischen Forschern und dem norwegischen Polarinstitut ist sehr gut, was die Zukunft der Station sichert (solange die Finanzierung läuft). Der Fjord ist fast 30 Kilometer lang und wird von vielen als der schönste bezeichnet, mit vielen Gletschern, die ins Wasser kalben, sowie hoch aufragenden Bergen an den Ufern.
Wenn die Gruppe vor uns aufgerufen wird, in den Mudroom zu kommen, bleibt nicht viel Zeit für uns, um in die wasserdichten Klamotten zu springen. Da heißt es immer schnell sein.Wie gewohnt gibt es eine feuchte Anlandung am Strand. Immer schneller kommen wir rein und raus aus den Zodiacs 😊. Vorbereitet ist ein kurzer Spaziergang über recht schlechtes Gelände, erst feiner Kieselstrand, in den man tief einsank, dann leicht bergauf, sehr steinig und mit viel Geröll.


Oben erwartet uns ein toller Panoramablick auf den Gletscher. Christian (Der Photograph an Board) hat das Vergnügen sich immer wieder auf den Boden zu werfen, um uns alle nacheinander vor dem Gletscher zu fotografieren.
Zurück auf dem Schiff verpassen wir dieses Mal die Teatime nicht. Bei mir ist es eher Kakaozeit. Komischerweise hat man ständig Appetit und ist immer müde. Zu viel frische Luft😊
Es folgt der Polar plunge, organisiert nach Decks von oben beginnend. Erstaunlich viele wollen in dem eisigen Wasser schwimmen, wobei es nur wenige Züge sind. Zuvor wird man mit einem Bauchgurt und Seil gesichert. Das ist bestimmt nötig, denn einige der Chinesen, die ins Wasser springen, sind Nichtschwimmer.
29.6.2023 Bellsund – Walfängerfjord

Angekommen am Ahlstrandhalvøya, einer Halbinsel im Van Keulenfjorden im Bellsund. Der Bellsund ist einer der ersten Fjorde Spitzbergens, der früh im 17. Jahrhundert von Walfängern angelaufen wurde.
Gestern konnten wir uns eintragen, ob wir wandern wollen oder nicht. Wir entscheiden uns gegen die Wanderung, da wir nicht einschätzen können, wie der Boden beschaffen ist. Es soll teilweise steinig, aber auch matschig sein – arktische Tundra.


Wahlweise können wir eine Anladung in der Ingebrigtsenbukta machen, dort steht noch eine alte hölzerne Trapperhütte Bamsebu, die privat von Jägern gemietet werden kann und am Strand liegen Unmengen von Belugawalknochen und drei Bootsskelette.
Nach dem ersten Weltkrieg hat der Norweger Ingebrigtsen im Van Keulenfjord Belugafang (Weißwale) betrieben, die Knochen bleichen dort noch heute in der Sonne.

Bamsebu ist 1930 als Belugawal Station gebaut worden. In die Bucht wurden zwischen den Weltkriegen im Sommer die Belugas gejagt. Sie schwammen in großen Gruppen in den Fjord und wurden einfach mit Netzen am rausschwimmen gehindert und abgeschlachtet. Heute ist es eine einzigartige kulturelle Erinnerungsstätte. Eine Stunde Aufenthalt reichen aus, um bis zum Kapp Toscana zu laufen und viele Fotos von Walknochen zu schießen.Nachmittags geht es zum Ingeborgfjellet, einem 714 m hohen Berg an der nördlichen Küste des Bellsund. Es ist ein wichtiges Vogelgebiet, 55.000 Paare von kleinen Auks nisten und brüten in den Felsen. Am Kies-Stein-Strand angelandet, mussten wir erst einmal über nachrutschende große Kiesel berauf steigen. Über die Tundra ging es dann ein Stück den Abhang hinauf zu den brütenden Auks. Man findet nirgendwo sonst auf Svalbard eine so große grüne Fläche von Moos und Gras. Normalerweise bedeutet das, viele Tiere – wir sind vom Pech verfolgt, außer Vögeln nichts zu sehen.
Stimmt nicht ganz, wir finden einen Bausatz für ein Rentier, hier ein Fuß, dort etwas Fell, dann Teile eines Geweihes und viele Knochen….. ein ganzes können wir wohl nicht daraus erstellen 😊


30.6.2023 Isfjordes
Morgens sind wir im Ekmansfjord angekommen, einem Teil des Isfjordes und haben eine Anlandung, um einen Wasserfall zu besuchen.

Der Isfjord ist mit 107 km der zweitlängste Fjord in Svalbard. Nirgendwo sonst findet man innerhalb eines Fjordes so viel landschaftliche Abwechslung.
Der Anlandung ist very muddy, heißt es und wir sollen an Hand der Flaggen den Weg gehen und nicht zu weit daneben, sonst könnten wir bis zum Knie im Matsch einsinken. Wir sehen uns den Wasserfall erst von unten an und klettern dann daneben hoch, um bis auf Höhe der Abbruchkante zu kommen.
Das Wetter klart immer mehr auf und die Sonne kommt raus. Dadurch wird das Panorama noch beeindruckender.
Nachmittags geht es in die 4,5 km breite Borebukta im Isfjorden. Dort gibt es zwei schöne Gletscher zu sehen, den Borebreen und den Nansenbreen, die sich leider auch stark zurückgezogen haben.

Wir bilden erneut eine deutschsprachige Gruppe und Carina fährt uns raus zu den Gletschern. Auf dem Weg zum Borebreen hören wir per Funk, dass am Nansenbreen, dem Nachbarn Walrosse am Strand liegen. Nichts wie hin. Schon auf dem Weg sehen wir ein Walross schwimmen. Am Strand liegen dann viele, einige auch im Wasser.


Nach fast einer halben Stunde fahren wir zum Borebreen, dem Gletscher benannt nach Boreas, dem Gott der Kälte und der nördlichen Winde. Im Sonnenlicht ist er einfach wunderschön anzusehen.
Schnell geht die Zeit um und wir müssen zurück zum Schiff. Eigentlich sollte der Trip nur 1,5 Stunden dauern, die sind um. Wir brauchen nochmals 1/2 Stunde für die ca. 10 km zurück zur Albatros.
Abends: Farewell Party mit einem Fotorückblick von Christian (dem Fotoexperten des Expeditionsteams). Tolle Fotos!

Hier eins seiner Fotos.
Den Trick / Insiderwissen hatte er Dieter schon draussen an Board beim Fotografieren verraten: Wenn das Eis durch das Schiff aufgebrochen wird, versuchen die Möven dort einen Fisch zu ergattern.
Man kann halt noch viel lernen von den Leuten, die nicht zum ersten Mal in der Arktis sind ;-).
Leider hatte Dieter bei den Möven nicht soviel Glück wie Christian.
Danach ein letztes Mal auf Deck 8 in die Bar und dann heißt es Koffer packen. Bis 5:30 morgen müssen die Koffer vor der Kabine stehen.
1.7.2023 Longyearbyen – Abschied nehmen
Angekommen in Longyearbyen. Es ist nebelig.
Wir sollten mit den Zodiacs ausgeschifft werden. Gestern Abend mussten wir schon unser Gepäck vor die Tür stellen, damit es pünktlich zum Airport transportiert wird. Zur allgemeinen Überraschung bekommen wir aber einen Liegeplatz am Pier, so dass wir gemütlich aussteigen können. Ab 8 Uhr können wir die Albatros verlassen. Busse bringen uns zunächst in die City, soweit man das City nennen kann … hier ist „der Hund begraben“….

Gegen halb neun sind wir an der Busstation mitten in der Stadt angekommen. Alle Geschäfte öffnen um 10 Uhr, dann werden wir aber schon wieder abgeholt zum Airport.
Wir laufen ziellos durch die Stadt, bis zum Museum und zurück und warten dann einfach nur noch ab.
10:25 Uhr sind wir am Lufthaven Svalbard und warten auf unser Gepäck. Es steht jetzt schon fest, dass der Flug mindestens 2 Stunden Verspätung haben wird.

Einchecken – Wir sehen auf flightradar, dass unser Flieger schon in Oslo gecancelt wurde und wohl nicht ankommt. Noch hoffen wir auf eine Fehlermeldung, doch leider bekommen wir um 12:15 Uhr die Mitteilung: Wetterbedingt wird es heute keine Flüge mehr geben, Longyearbyen und auch Oslo sind geschlossen. Unser Hotel in Oslo können wir kostenfrei stornieren. Gott sei Dank.
Wir nehmen unser Gepäck wieder in Empfang, bringen es zum LKW und werden wieder in die City gekarrt. Drei Stunden dürfen wir jetzt in the middle of nowhere die Zeit totschlagen, dann bringt man uns zurück auf die Albatros in unsere alten Kabinen.
Bis dahin besuchen wir das Museum und beschäftigen uns eine Stunde mit Natur und Kultur Svalbards. Es ist schön gemacht und sehr informativ.
Erste Versuche von uns einen neuen Flug am 3.7. zu bekommen. Es wird teuer werden…
Ein kurzer Shopping Stopp und dann essen wir im „Stationen“, wer weiß, wann wir etwas an Bord kriegen. Während wir beim Essen sitzen, spuckt ein Kreuzfahrtschiff, die Amadea, mehr als 500 Leute und einige Rollatoren aus, die Longyearbyen füllen.
Um 17 Uhr beziehen wir erneut Kabine 622. Dieter versucht den Flug umzubuchen, aber noch ist nicht sicher, ob wir morgen rauskommen. Wir stornieren also den Flug. Wenn wir sicher sind, dass wir von Svalbard wegkommen, müssen wir ein Hotel in Oslo buchen und einen neuen Flug. Für den nicht angetretenen gibt es 18€ pP zurück ☹. Spannend!
Alle treffen sich in der Lounge zu neuen Informationen. Eigentlich weiß man nichts Neues. Der Nebel ist schon heftig und so werden keine Maschinen hier landen. Ab wird uns morgen zur gewohnten Zeit um 6:45 Uhr wecken und wir müssen nicht heute Nacht die Koffer vor die Tür stellen. Später erfahren wir von der Vertreterin von Albatros Cruise, dass ein weiteres Problem auftreten könnte. Man weiß noch nicht, ob morgen die gecharterte Maschine von Enterair zur Verfügung steht… Also erneut ein vielleicht letztes Essen auf Deck 5. Der Speisesaal ist relativ leer. Die Chinesen versuchen wohl alle per Internet ihre Anschlüsse umzubuchen.
Draußen ist alles weiß, kein Horizont zu sehen, nur Nebel und etwas Wasser.
2.7.2023 Verlängerung
Wecken um 6:45 Uhr, das wird mir in Hildesheim nicht fehlen. So richtig weiß Ab (Expeditionsleiter) noch nicht, wie es weitergeht. Zunächst fahren wir in den Hafen von Longyearbyen und hoffen auf einen Ankerplatz nahe des Piers – vereinfacht das Ausschiffen per Zodiacs. Ob und wann ein Flug für uns nach Oslo abhebt, ist noch nicht bekannt. Das wir alles auf den Kabinen lassen sollen, spricht vielleicht für einen weiteren Tag an Bord…..
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und aus unserer Sicht spricht nichts gegen einen Flug. Die Frage ist nur, ob Albatros es geschafft hat, eine Chartermaschine zu organisieren.
Im Hafen von Lonyearbyen ist Rushhour. Am Pier liegt die Aida Luna mit 2050 Passagieren und im Hafenbecken außer uns ist Hurtigruten Expeditions MS Spitsbergen da und ein weiteres sehr elegantes Kreuzfahrtschiff, die Eclipse, die Ponant außerdem ein Frachtschifft…. und viele kleine Boote.


Nach dem Frühstück gibt es neueste Informationen der Reederei. Sie können wahrscheinlich erst Mitte der Woche einen Flug chartern, der uns nach Oslo bringt. So lange müssen wir leider in der Nähe von Longyearbyen bleiben, damit wir auf neue Informationen schnell reagieren können. Viele sind sehr aufgebracht. Wie gut, dass wir „frei von jeglichen Karrierechancen“ sind und keinen Zeitdruck haben. Ein paar Termine können von hier gut geregelt werden. Im Hafen haben wir Telefonnetz, mit dem Wlan ist es eher mager hier.
Abends müssen wir jeweils wieder aus dem Hafen raus, zum einen, da die Reederei keine Hafengebühren zahlen will, zum anderen, um Frischwasser zu produzieren. Nach dem Mittagessen werden verschiedene Touren angeboten, aber wir entscheiden alleine in den Ort zu gehen. Um 14:10 Uhr kommt die Ansage: „Last ship to shore“ und wir müssen uns sputen. Geschafft!
Am Pier liegt die Aidaluna, die bald ablegen wird, denn viele Gäste strömen zurück aufs Schiff. Als erstes gehen wir hoch zur Svalbard Kirke. Ungewöhnlich. Es handelt sich um eine Kombination aus Kirche und Gemeindesaal. Im Eingang muss man die Schuhe ausziehen und es gibt einen Tresor für die Gewehre. Barfuß geht es dann die Stufen hoch. Oben erwartet uns ein ausgestopfter Eisbär und es gibt einen Tisch mit Gebetssteinen. Unterschiedliche Steinfarben stehen für unterschiedliche Gebete. Man nimmt den entsprechenden Stein, spricht das Gebet und legt ihn in eine Art Vase. Schöne Idee. 😊


Im Anschluss gehen wir oben am Ort vorbei, dann hinunter und an der anderen Seite wieder zurück, wir kommen an der nördlichsten Tankstelle der Welt vorbei und entdecken ein Rentier im Vorgarten der bunten Häuser. Uns spricht das Angebot in Longyearbyen nicht wirklich an und so sitzen wir erst etwas in der Sonne und gehen dann zurück zum Pier, wo die Zodiacs auf uns warten. Longyearbyen ohne Eis und Schnee ist eher trist, Industrie und weit und breit kein Strauch – kein Baum.


Ein Foto von den berühmten Eisbärenschildern, die es nur auf Svalbard gibt, springt auch noch raus.

Es ist ziemlich windig geworden und die Wellen höher als an Land gedacht. Leicht feucht kommen wir wieder auf der Ocean Albatros an. Kuchen fassen, wir haben ja schließlich seit ein Uhr nichts mehr gegessen😊 Heute gibt es Mousse au Chocolat Torte, mächtig, aber lecker.
Abends im Speisesaal ist es schon relativ leer, man hat das Gefühl, die Hälfte der Passagiere ist schon abgereist. Möglicherweise liegt es daran, dass die große Gruppe Chinesen nicht mehr da ist…
45 weitere Gäste wollen heute Nacht noch auf eigene Kosten abreisen. Wir sitzen das aus. Warum sollten wir den Flug bezahlen, wir haben ja Zeit.
Beim Dinner kommt die Durchsage: wichtige Informationen in der Lounge.
Alle Passagiere werden bis morgen Abend ausgeflogen. Die ersten müssen in einer halben Stunde die gepackten Koffer vor die Tür stellen. Sportlich! Es sieht fast so aus, als ob alle Alleinreisenden noch heute Nacht fliegen. Der Flug startet um 2:30 Uhr☹
Wir sind die Glücklichen und fliegen morgen um 16:25 Uhr – wenn der Flieger geht. Ein Zimmer im Radisson Blue am Flughafen in Oslo buchen wir noch, den Flug nach Berlin sparen wir uns auf, bis wir sicher sind, dass wir Oslo morgen noch erreichen.
Und dann tauchen auch noch Belugawale neben dem Schiff auf. Wahnsinn. Dieter’s Vorschlag jetzt mit den Zodiacs raus zu fahren, wird leider nicht nicht aufgegriffen ☹ (um ehrlich zu sein, so einfach ist das auch nicht spontan zu organisieren).
Die arme Melissa von Albatros hat einige Diskussionen zu führen, warum jetzt 45 Gäste, die den Flug zuvor gebucht haben, ihn selbst bezahlen müssen, während ca. 20 andere im gleichen Flieger sitzen und Albatros dafür bezahlt. Geduld zahlt sich manchmal aus.
3.7.2023 Abreise – jetzt aber wirklich
Vielleicht tatsächlich zum letzten Mal weckt uns Ab um 6:45 Uhr. Die Informationspolitik könnte etwas besser sein.
Morgens wird ein nature walk am Strand Land angeboten. Wir möchten lieber alleine zur Husky Station laufen. Das kleine Pier müssen wir schon während des Frühstücks verlassen und dann nachher mit Zodiacs anlanden. In der Nacht sind schon einige neue Gäste an Bord gekommen. Um neun Uhr warten wir in der Lobby auf die Ansage, wann die Zodiacs rausgehen. Zuerst wird angesagt, es dauert, es ist zu windig. Nach einer Dreiviertelstunde werden die Anlandungen alle abgesagt.
Carina erzählt uns, wie anstrengend die Spitzbergen Touren für die Crew sind. Immer wetterabhängig, man muss sehr flexibel auf veränderte Bedingungen reagieren und es gibt keinen Seetag, also keine Ruhephasen für die Crew. Gestern wurden in der Nacht die neuen Gäste am Flughafen abgeholt, gegen drei Uhr waren alle an Bord und um sieben fängt der neue Arbeitstag an….
Wir können relaxen, bleiben an Bord und hoffen, dass wir mittags zum Flughafen gebracht werden können. Kurz vor neun haben wir es doch gewagt, unseren Anschlussflug von Oslo nach Berlin für morgen früh um 7 zu buchen. Wäre blöd, wenn das nicht klappt, denn er ist wieder nicht stornierbar. Zum Lunch wird es wieder BBQ an Deck geben. Wegen des Windes wird das BBQ in den Speisesaal verlegt. Der Service lässt etwas nach, wir dürfen unsere Koffer selbst in den Mudroom bringen. Um 13 Uhr soll die Ausschiffung von 24 Gästen per Zodiac beginnen. Wir sind pünktlich unten, ziehen brav unsere Schwimmwesten an und warten.
Ins erste Zodiac passen 7 Gäste plus Gepäck. Im zweiten Zodiac passen wir noch rein, es sind allerdings nur 6 Passagiere plus Gepäck. Die Wellen sind nicht ohne, unsere Koffer und auch wir bekommen einen gehörigen Schwall Wasser ab als wir starten. Das Zodiac schaukelt ganz gut auf den Wellen. Gut, dass ich meine Regenhose anhabe!
Am Pier warten schon mehrere von der Expeditionscrew, um uns rauszuholen.
Und dann stehen wir in der Sonne am Bus, mit Sand zwischen den Zähnen, denn es weht ein heftiger Wind, und warten auf die nächsten Passagiere. Zwei Zodiacs versuchen mehrfach die restlichen Gäste an Bord zu holen und müssen immer wieder abdrehen. Dann dreht das Schiff, um sich etwas besser zu positionieren…. Nach ca. einer halben Stunde bringt man uns mit dem Bus zum Flughafen, damit wenigstens einige rechtzeitig da sind.
Wie beim letzten Versuch ist die Maschine in Oslo noch nicht einmal gestartet und man rechnet mit 1,5 Stunden Verspätung. Irgendwann kommen dann die restlichen 11 Gäste der Albatros für diesen Flug an.
Einchecken, warten, flightradar checken…. endlich, die Maschine ist in Oslo gestartet. Es sieht so aus, als ob wir heute noch wegkommen.
Flug Longyearbyen – Oslo: 16:25 – 19:20
Statt Charter gibt es einen Linienflug mit SAS und wir dürften sogar 23 kg Gepäck mitnehmen. Der Flieger startet erst um 18 Uhr und die Maschine ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Übernachtung: Radisson Blue Airport Oslo
Flug Oslo – Berlin: 7:00 – 8:35
Und was es sonst noch gab – Fazit:
- Dieses Jahr startet die Saison sehr spät. Es ist deutlich mehr Eis vorhanden, kälter und die Vegetation ist später dran (Grundsätzlich gut, für uns nicht optimal). Das sagt man uns, aber wenn wir besser uns informiert hätten, hätten wir zumindest gewusst, dass die Umrundung Spitzbergens oft erst Ende Juli möglich ist.
- Wenn es dir gefällt, sag es doch auch deinem Gesicht.
- Steine zählen kann ich auch in Deutschland.
- Chinesen und das Essen: Gerne mit Löffel und gerne das Gesicht direkt über den Teller und nur reinschaufeln. Warum müssen Chinesen sich immer so anschreien? Wir haben ja nur einen sehr kleinen Ausschnitt ‚der Chinesen‘ gesehen, aber diese haben nicht unbedingt einen positiven Eindruck hinterlassen.
- Nach jedem Ausflug/Zodiactrip müssen wir ungefähr 40 Stufen hoch steigen zu unserer Kabine. Wer uns sieht, würde glauben, wir sind mindestens 100, so schleichen wir die Stufen hoch…. und verstehen gar nicht, warum es so anstrengend ist.
- Wildlife Photographie in der Arktis ist herausfordernd / schwieriger. Alles weit weg und mit dem Zodiak weit schwerer zu erreichen als an Land. (Puffins fotografieren mit 800 Tele aus dem schwankenden Zodiak, nicht sooo einfach 😉 ). Zudem verhindern die strengen Auflagen (Umweltschutz und Sicherheit) der Norwegischen Regierung einige Foto-Opportunities.
- Einige Reiseagenten aus Europa (waren auf Promotionreise, da das Schiff nicht ausgebucht war) haben erzählt – die gesetzlichen, norwegischen Randbedingen wurden in den letzten Jahren immer strenger, mit dem Ziel, diese Art des Tourismus einzuschränken oder gar zu beenden. In 2024 sollen neue Abstandsregeln gelten – gut das wir es jetzt gemacht haben !!!
- Eine sehr beeindruckende Reise mit ganz neuen Eindrücken, wenn auch machmal anders als wir es erwartet hatten.
Wer mehr Bilder sehen möchte, mit besserer Auflösung, hier der Link zur Fotogalerie
https://www.beckoetter.de/galerie-spitzbergen-2023/