Reisebericht Slowenien Mai 2024
Geschrieben von: Conny Beckötter
Obwohl wir schon länger überlegen, wann und wohin wir in den Urlaub fahren, ist diese Reise relativ spontan und längst nicht so durchgeplant, wie sonst.
Fest steht nur, wir wollen Braunbären in freier Wildbahn sehen und fotografieren.
Dienstag, 30.4.2024
Unsere erste Etappe dieser Reise geht bis Prien am Chiemsee.
Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir nachmittags an und erkunden mit einer Bootsfahrt per E-Boot den See bis zur Herreninsel. Ein kleiner Spaziergang führt uns bis zur Chiemseebahn mit Entdeckung eines Gogomobils am Straßenrand, dann essen wir mit Blick auf den See.
Mittwoch, 1.5.2024
Morgens starten wir in Richtung Bled, die Sonne scheint und die Fahrt ist unkompliziert. Grenzübergänge sind wieder unkontrolliert, Corona Einschränkungen gibt es nicht mehr.
Mittags erreichen wir Bled und verbringen zwei Stunden am See. Es ist viel los, Feiertag und traumhaftes Wetter locken nicht nur Touris an den See. Den ersten Bären an einem Souvenirshop bannen wir aufs Bild, wer weiß, ob wir mehr sehen.
Weiter geht es zu unserer nächsten Unterkunft nach Bohinj. Wir wohnen für 3 Nächte (Mindestanzahl an Nächten) im Hotel Gasperin. Das Hotel liegt nur wenige Gehminuten vom Bohinj See entfernt im Ortsteil C Laz. Das Zimmer ist okay, recht groß mit Balkon und wir blicken auf die Berge. Ribčev Laz ist ein eher unscheinbarer Touristenort am Bohinjsko Jezero (Wocheiner See), keine Clubs, wenig Restaurants, viele Ferienwohnungen und überall entstehen neue. Das Wahrzeichen des Ortes, die Kirche Janez Krstnik liegt direkt am See und spiegelt sich bei Sonnenschein in ihm.
Der Bohinjer See ist mit 4 km Länge und 1 km Breite der größte See Sloweniens und bis zu 45 m tief. Auf ihm wird gepaddelt, gerudert, gesegelt, es wird gebadet …….. ein Wasserparadies.
Nach einer kleinen Pause wollen wir an den See, es beginnt zu regnen, so dass der Seeblick nur kurz ausfällt und wir uns ein Restaurant suchen. Das gestaltet sich als weniger erfolgreich, so viel gibt es hier nicht, so dass wir in einer Pizzeria landen.
Donnerstag, 2.5.2024
Wie erwartet: Regen den ganzen Tag ☹
Wir trotzen dem Wetter und fahren nach dem Frühstück zum Slap Savica, oberhalb von Ukanc. Die Wanderung ab Ukanc sparen wir uns wetterbedingt und fahren lieber mit dem Auto bis zum nahegelegenen Parkplatz.
Die Straße dahin führt uns zunächst am See lang. Sie ist sehr schmal und unübersichtlich mit vielen Kurven, aber es herrscht wenig Verkehr, so dass wir gut durchkommen.
Vom Parkplatz läuft man zuerst an einem Flüsschen bergauf bis zur Kontrollstelle. Dort werden 3€ pro Person, Kosten für die Wegerhaltung, fällig.
Danach beginnt der steile Anstieg über 555 Stufen hoch zur Aussichtsplattform. Zwischendurch hat man immer wieder tolle Ausblicke auf den See, die leider etwas getrübt sind durch den Regen.
Es regnet kontinuierlich und nicht wenig. Unsere Regenjacke schützt uns zwar oben, aber nicht die Hosen. Der Wasserfall Slap Savica ist wunderschön, Fotos sind jedoch kaum möglich. Von oben kommt nicht nur Regen, auch die Gischt des Falles verursachen viele Tropfen auf den Objektiven. Dafür sind wir alleine mit einem asiatischen Paar auf der Plattform 😊
Der Savica-Wasserfall ist einzigartig unter den Wasserfällen der Welt, da sich der Wasserstrom im verborgenen Untergrund in zwei Ströme teilt. Er wird zum einen von Wasser gespeist, das aus dem Tal der Triglav-Seen und zum anderen von Wasser, das den Slap durch einen horizontalen Höhlentunnel erreicht. Der Wasserfall ist 78 m hoch und liegt auf einer Höhe von 836 m.
Nach kurzer Zeit wandern wir wieder runter, die Regenjacke hält immer noch, die Hosen sind klatschnass und unsere Regenhosen liegen in Hildesheim im Schrank.
Am Parkplatz sind mittlerweile mehrere Touristenbusse angekommen, das wird voll werden auf der Aussichtsplattform.
Erst einmal umziehen, so können wir nicht weiter, also zurück zum Hotel.
Mit trockenen Hosen geht es weiter nach Stara Fužina zur Mostnica Gorge.
Etwas unübersichtlich ist es ohne richtige Karte. Wo geht der Wanderweg los, wo parken wir? Fahren wir weiter auf der mautpflichtigen Straße? Wir entscheiden uns für den ersten Parkplatz und wandern los, es ist halb eins.
Die Wanderung ist lohnenswert: Die Mostnica ist ein alpiner Fluss mit Stromschnellen und Wasserfällen, der durch das Voje-Tal bis nach Stara Fužina fließt. Es gibt viele Brücken über die malerische Schlucht mit kristallklarem, grünem Wasser, die vom Fluss Mostnica geschaffen wurde und an einigen Stellen sehr eng ist. Ein der Brücken ist die steinerne, einbogige Teufelsbrücke, um die sich einige Sagen drehen.
Früher erzählte man sich, wie die Teufelsbrücke gebaut wurde. Die Menschen arbeiteten den ganzen Tag, aber am nächsten Morgen war alles, was gebaut worden war, wieder abgerissen. Und jemand sagte: „Lass den Teufel diese Brücke bauen, ich werde sie nicht mehr bauen.“ Und dann fing der Teufel wirklich an, sie zu bauen. Die Leute fragten ihn, was er für seine Mühe wolle. Der Teufel antwortete: „Die erste Seele, die über die Brücke geht – die will ich haben.“ Am Abend fragten sie sich, wer diese unglückliche Person sein würde. Ein Bauer, der einen Hund hatte, kam auf eine Idee. Er sagte: „Ich werde einen großen Knochen und meinen Hund mitnehmen.“ Dann warf er den Knochen über die Brücke, und der Hund rannte hinter ihm her. Da nahm der Teufel die Seele des Hundes.
Besonders interessant ist ein hohler Felsen, der den Namen „Kleiner Elefant“ erhielt, da er entstand, als das Wasser einen Felsen durchbrach – sagt der Reiseführer – man braucht schon viel Fantasie, um darin einen Elefanten zu sehen 😊
Zum Abendessen fahren wir nach Bled zu „unserem“ Campingplatz, auf dem wir 2021 drei Nächte verbracht haben. Der Regen hat aufgehört und die Insel im Bleder See leuchtet fast im Abendlicht.
Ein kurzer Spaziergang direkt am See bietet tolle Blicke auf die Kirche.
Freitag, 3.5.2024
Es regnet wieder und nicht nur Nieselregen, kontinuierlich….
Ursprünglich hatten wir gedacht, mit dem Auto sind wir mobil und bei schlechtem Wetter fahren wir einfach weiter, aber die Regenfront bedeckt ganz Slowenien und große Teile Kroatiens. Wir bleiben.
9:30 Uhr starten wir nach Tolmin, um die Klamm zu besichtigen. Mit Jacke und Regenschirm soll es wohl gehen. Und die Ersatzhose nehmen wir auch mit.
Die landschaftlich schöne Strecke über Prodbrdo ist nur 64 km, aber wir benötigen zwei Stunden bis Tolmin. Die Straße führt uns hoch in die Berge, in den Nebel.
Sie hat nicht nur viele Serpentinen, sie besteht nur aus Kurven, rechts der Berg, links geht es runter ins Tal zur Bača. Sichtweite weniger als 30 m, die Straße ist schmal, kurvig und es kommen immer wieder Autos entgegen, so dass wir nur 30-40 km/h fahren können. Mir erscheinen einige Hausbesitzer mutig, so manches Haus hat eine Ecke direkt an der Straße und die eine oder andere Delle ist auch drin.
In Tolmin sind alle Schilder mit Korita durchgestrichen. Es wäre besser gewesen, wenn ich nicht nur den Reiseführer, sondern auch im Netz die Klamm nachgelesen hätte, dann hätten wir uns den Weg gespart. Der Eingangsbereich wird gewartet und die Klamm ist bis Juni geschlossen.
Wir können mit dem Auto in Richtung Cardj fahren, dann kann man von oben reinschauen, sagt man uns. Machen wir.
Es regnet beständig weiter. Etwas in Gebäuden im Trockenen wäre schön, also ein Museum. Ich stehe ja auf außergewöhnliche Museen, keine Bildersammlungen oder historische Abhandlungen.
In Idrija gibt es ein Bergwerksmuseum über die Gewinnung von Quecksilber. Super, nur 30 Minuten entfernt und um 14 Uhr ist eine Führung, die wir erreichen können.
Kurz vorher sind wir da. Die letzten hart gekochten Eier werden unser Mittagessen und dann startet die Tour.
In Idrija gibt es die zweitgrößte Quecksilbermine weltweit. Hier wurde Quecksilber nicht nur als Erz in Form von Zinnober HgS gefördert, sondern auch als gediegenes Metall. Nicht ganz ungefährlich und sehr gesundheitsschädlich. Die meisten Knappen, Bergleute, fuhren mit 18 erstmals in den Berg ein und starben mit 35 an Staublunge oder chronischer Quecksilbervergiftung. Der Lohn reichte nicht einmal zum Leben. Die Frauen verdoppelten ihn durch ihr Klöppelhandwerk. Noch heute ist die Stadt dafür bekannt.
Wir gehen mit Marco für eine Stunde in den Antonius Stollen (Antonijev rov) runter. Er wurde im Jahre 1500 ausgegraben und stellt den ältesten erhalten gebliebenen Eingang in eine Grube in Europa dar. Die Galerien wurden mit Fichtenholz gesichert, da dieses knistert bevor es bricht, so war es gleichzeitig eine Warnanlage für die Bergleute. Marco erklärt uns die Förderung in den unterschiedlichen Jahrhunderten und den unterschiedlichen Werkzeugen, vom Hammer bis zur motorunterstützten Bohrung. Zu Beginn jeden Tages heißt es auch in Slowenien „Glück auf“, bzw. „Srečno“. Bevor es richtig in die Tiefe geht, betet man in der Dreifaltigkeitskapelle im Stollen zur heiligen Barbara. Dann geht es über Leitern herab. Für uns Besucher wurde in einem Blindschaft eine Treppe aus Holz gebaut.
Alle Galerien, deren Förderung ausgeschöpft waren, wurden gleich mit Stein, Schutt und später mit Beton verfüllt, damit sie nicht einbrechen konnten nachdem die Nutzung eingestellt war. Dies diente gleichzeitig zur Sicherung der darüber liegenden Stadt.
22 m steigen wir über Stufen runter auf einen tieferen Schaft. Diese 117 Stufen dürfen wir am Ende auf glitschigen, aufgetretenen Steinstufen wieder hochklettern. Auch heute noch arbeiten acht Bergleute hauptberuflich im Stollen, um ihn sicher zu halten für die Besucher.
Auch wenn es recht kalt im Stollen war, waren es kurzweilige, trockene und sehr interessante 1,5 Stunden.
Kurz nach fünf erreichen wir Ribčev Laz und überlegen den weiteren Verlauf der Reise nach dem Überprüfen des Wetters für die kommenden Tage. Es soll besser werden. Muss auch! Heute hatten wir nicht nur den ganzen Tag Regen ohne Pause, auch nur 8 bis maximal 10 Grad.
Obwohl ich heute am Morgen noch gedacht hatte, dass wir morgen in den Süden fahren, entscheiden wir uns für ein Hotel in Bovec im Soča Tal, im westlichen Triglav Nationalpark für die nächsten zwei Nächte.
Um sieben sichten wir die Fotos, aber es sind keine Kunstwerke im Nebelwald entstanden☹
Samstag, 4.5.2024
10 Uhr ausgecheckt und auf der Piste, wie gestern Richtung Tolmin. Ein letzter Blick auf den Bohinj See, denn erste blaue Stellen tauschen am Himmel auf, dann geht es weiter.
Dieter fährt deutlich schneller und schneidet die Kurven mit 60 km/h – gestern waren es 20-30 km/h. Mein Gleichgewichtsorgan will nicht mehr, Druck auf den Ohren und mein Magen hebt und senkt sich, insbesondere wenn Dieter mal wieder schnell abbremsen muss, da uns jemand entgegenkommt. Nach 1 Stunde protestiere ich und es geht langsamer voran.
In Most na Soči werfen wir einen schnellen Blick auf den milchig türkisen See, Tolmin sparen wir aus und fahren gleich nach Kobarid, der Slap Kozjak ist unser Ziel. Auf dem Weg überqueren wir auch die Napoleonbrücke, unterhalb von Kobarid. 1750 entstand die steinerne Napoleonbrücke mit nur einem Brückenbogen. Auf der Brücke marschierten Napoleons Truppen Richtung Predel, daher auch der Name.
Ein natürliches Bedürfnis sagt mir, nur ein kurzer Blick auf die Soča und dann ins Hotel.
Stattdessen spazieren wir über die Hängebrücke, sehen das Schild: nur 20 Minuten bis zum Wasserfall, und entscheiden uns weiterzugehen.
Der Eintritt beträgt 4 € für Senioren und eine Toilette gibt es nur für das Personal ☹
Am Ende des Wanderweges angekommen befindet sich eine Aussichtsplattform, die den herrlichen Ausblick auf eine mystische, filmreife Kulisse mit dem grünen Becken und weißem Wasserfall enthüllt.
Der letzte Teil des Weges ist gewöhnungsbedürftig, wir steigen über viele Felsen, ungesicherte Treppen und Brücken,
Der Slap Kozjak liegt in einer Halbhöhle und ist einer der schönsten Wasserfälle Sloweniens. Stimmt: awesome
Zurück am Auto und weiter zum Hotel Boka bei Bovec. Auf den ersten Blick spricht es mich überhaupt nicht an und erinnert eher an ein heruntergekommenes Hostel. Von innen ist es allerdings modern und nachhaltig renoviert. Unser Zimmer liegt im 2. Stock zur Straße, um 40€ zu sparen, würde ich nicht wieder machen, sehr laut.
Zu Fuß können wir vom Hotel zum Slap Boka, 100 m sagt man uns. Schon bald fragen wir uns, ob damit Luftlinie gemeint war? Den zweithöchsten Wasserfall Sloweniens kann man schon von der Straße aus sehen. Der Fußweg, der zu einer Aussichtsplattform führt, geht ständig bergauf und ist durchaus länger als 100 m 😊 Der Slap Boka ist mit einer Gesamthöhe von 144 m und Breite von 18 m einer der prächtigsten Wasserfälle in Europa. Der Blick auf den Fall ist toll, aber der Fall ist weit weg. Die Sonne scheint, 19 Grad, da stört uns auch die Entfernung zum Fall nicht.
Mit Auto fahren wir danach zum Slap Virje. Das erste Hinweisschild führt uns am Golfplatz vorbei, darf man hier mit dem Auto durch? Die Straße ist sehr eng, besonders im Ort und in den Kurven. Dieter stört es nicht und ich schließe bei Bedarf die Augen.
Einen Parkplatz nahe am Slap gibt es auch, man hört das Wasser dort schon rauschen. 10 Minuten bergab in einem großen Bogen spazieren wir zum Wasserfall, einem der schönsten aus unserer Sicht.
Toll, nicht so hoch, leider im Gegenlicht, aber morgen früh werden wir sicher wiederkommen.
Zum Hotel zurück fahren wir eine andere Strecke über Bovec, etwas komfortabler.
Abends testet Dieter die Drohne am Fluss, denn morgen soll sie am Slap Virje zum Einsatz kommen. Das Fliegen funktioniert einwandfrei, aber der „return to home“ Modus will nicht so ganz. Mit vollem Körpereinsatz rettet Dieter sie, da sie im Wasser landen will. Ein Teil überflüssige Haut am Mittelfinger wird dabei geopfert und genetisches Material, Blut, auf den Kieseln verteilt. Für tolle Bilder muss man auch mal Opfer bringen. Die abgelaufenen Pflaster im Verbandskasten des Autos kommen endlich zum sinnvollen Einsatz.
Da wir im Hotel nur frühstücken können, fahren wir nach Bovec zum Dinner. Auf den Schreck gibt es heute sogar Bier mit Alkohol 😊
Sonntag, 5.5.2024
Obwohl wir direkt an der Straße liegen und diese gut befahren ist, schlafen wir gut.
Erster Punkt heute: wieder Slap Virje, mit Drohne, diesmal über die offizielle Straße von Bovec aus. Wir sind zuerst ganz alleine, traumhaft! Nach einer 3/4 Stunde kommen immer mehr und wir verlassen den Wasserfall. Der Drohnenflug war jedenfalls erfolgreich. Diesmal schauen wir uns auch den Stausee gleich daneben an – muss man aber nicht.
Weiter zur Velika Korita, den großen Soča-Trögen oder auch Potholes der Soča. Auch hier kommt die Drohne zum Einsatz (siehe Mitte Bild ;-).
Die Soča fließt dort über 750 m in einer nur ein paar Meter breiten und 15 m tiefen, geschliffenen Klamm. In der Klamm gibt es unzählige Strudeltöpfe, die von Sturzbächen in den felsigen Untergrund des Bachbetts erodiert wurden. Fantastisch!
Nach einem Lunch-Snack fahren wir zur Soča Quelle. Es geht steil bergauf, heißt es und es ist anspruchsvoll. Das letzte Stück ist mit Stahlseilen gesichert – das ist dann auch nur noch klettern, kein wandern mehr. Es ist tatsächlich sehr anspruchsvoll! Wahrscheinlich vor der letzten Kurve verweigere ich, das ist mir zu riskant. Man kann kaum noch auftreten auf dem schmalen Grat und hängt wie ein Affe an den Stahlseilen ☹ Was passiert, wenn uns hier jemand entgegenkommt?
Auf dem Rückweg rutscht Dieter auf dem Schotter etwas und stürzt sich mit der rechten Hand ab. Nun müssen wir erst einmal die Wunde reinigen.
Flop, wir wandern erst nur bergab zur Mlinarica runter durch den Wald über einen mäßig befestigten schmalen Weg. 15 Minuten soll es dauern, wir brauchen fast 30 und ich überlege zwischendurch immer wieder, lohnt sich das? Im Rückblick: nein! Man kommt gar nicht in die Schlucht rein, am Anfang ist eine Aussichtsplattform gebaut und der weitere Zugang ist gesperrt. Also, das ganze wieder hoch, geht viel schneller. Tatsächlich nur 15 Minuten.
Montag, 6.5.2024
Das Wetter ist wieder etwas schlechter und kühler, bewölkt bei 11 Grad und mein rechtes Knie ist ganz schön angeschlagen. Könnte jetzt eine Toilettenerhöhung gebrauchen, also gibt es heute keine Wanderungen.
Wir fahren noch einmal zu den Soča Trögen, um die kreativen Drohnenfotos auf der Brücke zu wiederholen. Ganz schön frisch im T-Shirt.
Weiter nach Kobarid auf die Anhöhe zur St Anton Kirche und dem Denkmal der gefallenen Soldaten. Über eine Straße, auf der sich die Stationen des Kreuzweges befinden, fährt man hoch auf das auf Gradič, zum italienischen Beinhaus. Es hat die Form eines Achtecks mit drei konzentrischen Kreisen, die sich in Richtung der Spitze in die St. Anton-Kirche verengen. Die Überreste von 7.014 bekannten und unbekannten gefallenen italienischen Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges im Soča-Tal kämpften, wurden in das Beinhaus gebracht. Ihre Namen wurden auf Tafeln verewigt.
Nach einer kurzen Besichtigung fahren wir über Most na Soči, Idrija bis Postojna, zum Postojna Cave Hotel.
Unser Zimmer ist schön und ruhig, hier können wir nachts sogar das Fenster auflassen. Beim Einchecken kaufen wir gleich Karten für die Postojna Höhle (Adelsberger Grotte).
Ab 16:45 ist dann anstehen angesagt am Eingang, Einlass für die 17 Uhr Tour, Audioguide annehmen, warten… die Zugfahrt in die /durch die Höhle dauert ca. 15 Minuten, 3,7 km bringt uns die Bahn in die Höhle hinein.
Wir sind begeistert von den Tropfsteinformationen, an denen wir nur vorbeirauschen. Wenn wir hier nicht mal anhalten, wie muss das denn erst in der Höhle sein, sagt Dieter.
Wundervoll, awesome, amazing, atemberaubend
Die Postojna Höhle ist eine der attraktivsten Karsthöhle der Welt mit prächtigen Tropfsteinskulpturen und abwechslungsreicher Tierwelt (Spinnen, Fledermäuse und Grottenolme). Das Wahrzeichen der Höhle ist der fünf Meter hohe und glänzend weiße Stalagmit, Brillant genannt. Direkt daneben steht eine prunkvoll dekorierte Tropfsteinsäule.
Die Temperatur in der Höhle ist das ganze Jahr über konstant (10°C), was uns gar nicht so kalt vorkommt. Das Höhlensystem ist unheimlich groß, über 24 km gibt es unterirdische Gänge, Galerien und Säle. 1,5 km dürfen wir begleitet von Höhlenführern begehen.
Allerdings werden wir eher durch die Höhle getrieben, wie die Rinder beim Viehtrieb durch die Städte im wilden Westen☹
Das Personal ist unhöflich und will uns nur wieder raushaben. Um 18:06 fährt der Zug uns wieder raus und das Personal hat es geschafft, die nur 1,5 Stunden lange Tour um 10 Minuten zu verkürzen.
Dienstag, 7.5.2024
Regen ist angesagt, wir buchen die Bärentour bei GetYourGuide für heute Abend und gehen tagsüber unter die Erde.
Kurz nach 10 fahren wir zu den Škocjan Höhlen und kommen an, als uns die 11 Uhr Tour entgegenkommt. Wieder Menschenmassen☹ Die Škocjan Höhlen gehören seit 1986 zum UNESCO Weltkultur- und Naturerbe und sind deshalb Publikumsmagnet.
Kurz überlegen, wollen wir das, wieder mit so vielen Menschen durch die Höhle? Ja
Beim Warten kommt eine WhatsApp von Jernej von BEARoundme.com. Wir können heute nicht zu den Bären, erst morgen, Fehlbuchung von ihm ☹
Okay, umplanen, Bären wollen wir sehen, also morgen.
Die 12 Uhr Tour ist wieder gut mit Menschen gefüllt. 15 Minuten laufen wir im Nieselregen bis zum Höhleneingang. Dort erfolgt die Aufteilung in 4 Gruppen, 1 x deutsch, 3 x englisch. Die Deutschen dürfen als erste rein…. Super! Unser weiblicher Guide ist sehr gut verständlich und gibt uns interessante Einblicke in die Geschichte der Höhle.
Gut eine Stunde gehen wir durch die Höhle. Erinnerungen an Indiana Jones kommen hoch. Die Škocjan Höhle ist nicht vergleichbar mit der Postojna Höhle, obwohl beides Topfsteinhöhlen sind. Wir sehen weniger auf die Stalaktiten und Stalagmiten, sie sind auch nicht so beeindruckend. Die Grotten von Škocjan sind ein gewaltiger unterirdischer Canyon, der Fluss Reka rauscht unten durch die Höhle und sorgt dafür, dass man sich fast nicht unterhalten kann. Der Weg durch die Höhle ist 3 km lang und auch hier spüren wir bei einer Temperatur von 12°Grad die Kälte nicht – liegt vielleicht an den vielen Stufen, die wir erklimmen. Der Höhenunterschied 144m hört sich gar nicht so groß an, aber es geht immer wieder runter und hoch. Am beeindruckendsten ist es, wenn man in der großen Höhle auf der Brücke steht, ca. 80 m unter uns tobt die Reka und über uns sind auch noch fast 30 m bis zum Gewölbe der Höhle. Unbeschreiblich, dass muss man selbst erlebt haben.

Nach dem Verlassen der großen Höhle gibt es drei Ausgänge. Nr. 1 bedeutet nur 15 Minuten nach rechts raus, Nr. 2 nach links 1/2 Stunde und gut 450 Stufen, Nr. 3 auch links mit weiterer Grotte und 600 Stufen.
Wir gehen nach links, nach den ersten 100 Stufen kommt die entscheidende Frage, wie viele…. uns reichen weitere 350.
Erschöpft zurück im Hotel, verlängern wir an der Rezeption um eine Nacht zu einem guten Preis, günstiger als Hotels.com. Insgesamt ist das Postojna Cave Hotel unbedingt zu empfehlen, sehr nettes Personal und wirklich das Hotel mit dem bestem Preis / Leistungsverhältnis.
Mittwoch, 8.5.2024
Unser Plan war ursprünglich heute weiter nach Piran an die Adria zu fahren. Stattdessen machen wir einen Tagesausflug dorthin, damit wir abends die Bärentour machen können.
Slowenien ist nicht besonders groß, nur gut 20.000km², so groß wie Hessen. Man kann also einiges erreichen, auch wenn man nicht täglich die Unterkunft wechselt.
Piran ist ein wunderschönes, malerisches Städtchen mit vielen schmalen Gassen und venezianischem Charme.
Wir parken oberhalb der Altstadt in Arze und verschaffen uns als erstes einen Überblick von oben von der Stadtmauer auf die Altstadt. Im Anschluss laufen wir bergab zum Tartinijev trg, dem Hauptplatz des Ortes. Piran ist ein typisches, italienisch anmutendes Städtchen am Meer. Vielen anderen Touristen gefällt es hier auch 😊
Ein Aperol mit Blick aufs Meer, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Welt scheint perfekt zu sein.
Jetzt fehlt uns nur noch der Blick auf wilde Braunbären heute Abend, dann haben wir fast alles gesehen, was wir uns vorgestellt haben.
Um 18 Uhr werden wir von Jernej am Treffpunkt abgeholt und bekommen erste Instruktionen, dann fahren wir in seinem Jeep ca. 20 Minuten bis zu einer geheimen Beobachtungshütte im Wald. Wir sind zu sechst, außer uns ein junges französisches Pärchen und zwei Niederländerinnen. Jernej parkt auf einem Waldweg, letzte Hinweise, dann ist absolute Stille angesagt, um die Bären nicht zu verschrecken.
Wir gehen noch 150 m in den Wald hinein und stehen unvermittelt vor einer Holzhütte, die zu unserer Seite nur eine Tür hat. Zur anderen Seite sind 6 kleine Fenster und darunter jeweils ein unverglastes Loch für die Kameraobjektive. Jeder bekommt einen Sitz zugewiesen und wir warten schweigend auf das Auftauchen der Bären. Um 20:20 Uhr ist Sonnenuntergang und kurz davor sollten die Bären erscheinen…
Sollten… sind sie leider nicht ☹ wir saßen 2,5 Stunden in der Kälte und nach kurzer Zeit im Dunklen still in einer Holzhütte im Wald, waren leicht durchfroren und ich habe für mich festgestellt: Ich werde nie Jägerin oder Anglerin – mir fehlt die Geduld. Nach einer Stunde habe ich eh nichts mehr gesehen und wie Jernej mein Handy rausgeholt und gelesen. Ich war mir sicher, wenn ein Bär auftaucht, bekomme ich es schon mit, da die anderen sehr aufmerksam mit Ferngläsern das Gelände beobachteten.
20:40 brechen wir ab. Auf dem Rückweg sollen wir möglichst laut sein, um die Bären auf uns aufmerksam zu machen und zu vertreiben. Crazy, erst warten wir darauf, dann vertreiben wir sie. Leicht gruselig ist es schon, es ist stockdunkel, die Handy-Taschenlampe weist uns halbwegs den Weg und Bären sind irgendwo in der Nähe.
Jernej bietet uns für den nächsten Tag eine kostenlose Tour an und wir verlängern erneut um eine Nacht unser Hotel.
Donnerstag, 9.5.2024
Ljubljana, die Hauptstadt, ist das heutige Tagesziel. Da wir nicht wirklich Städte- und Museumstouristen sind, hatten wir vorher schon besprochen nur ein paar Stunden die Stadt zu erkunden. Ein Halbtagesausflug ist also ideal.
Wir finden ein Parkhaus mitten in der Stadt und machen uns zu Fuß auf den Weg zur Drachenbrücke. Unterwegs kommen wir an Infocenter vorbei und Dieter schlägt vor „lass uns fragen, ob es einen Stadtrundgang gibt“. Gibt es und er startet 5 Minuten später, ideal.
Zwei Stunden laufen wir durch die 2000 Jahre alte Stadt und werden auf mittelalterliche und neue Gebäude und Gassen hingewiesen, immer mit Blick auf die mächtige Burganlage oberhalb der Stadt. Wir starten an den Tromostovje, den 3 Brücken, sehen den Preŝeren Platz, mittelalterliche Gassen, die Bibliothek, natürlich die Drachenbrücke und enden auf der Burg mit Blick auf die Stadt.
Es waren sehr informative Stunden, aber auch sehr anstrengend, da wir eher wenig gelaufen und mehr gestanden haben. Auf jeden Fall hat es sich gelohnt.
Die Stadtführerin erzählt uns sie würden versuchen die positiven Seiten ihrer Nachbarn (Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien) zu übernehmen und uns scheint das sehr gut gelungen. Die Integration in die EU, NATO und der Eurozone hat super funktioniert. Die Hauptstadt Ljubljana (eine wirklich wunderschöne Stadt) ist stolz darauf, die umweltfreundlichste Hauptstadt Europas zu ein. Eine Zigarettenkippe auf der Straße findet man hier nicht.
Abends, the same procedure as yesterday, doch dieses Mal sehr erfolgreich. Es ist noch hell, als zwei junge Bären, wahrscheinlich 1 Jahr und 3 Monaten alt auf dem Weg vor der Hütte erscheinen, fast zum Anfassen nah. Amazing!
Freitag, 10.5.2024
Gestern haben wir uns Ziel, Bären in freier Wildbahn in Europa zu sehen, erreicht, nun können wir wieder zurück nach Hause.
Resümee zu Slowenien aus unserer Sicht:
- Die Landschaft ist fantastisch. Der Triglav Nationalpark ist wirklich ein Ort, um unberührte Natur in Europa genießen. Das Wetter hätte besser sein können ;-(
- Slowenien ist ein kleines Land mit rund zwei Millionen Einwohnern und jung, es wurde 1991 unabhängig von Jugoslavien, aber sehr erfolgreich. Slowenien ist das wohlhabendste Land des ehemaligen Jugoslawiens. Seine wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ist überdurchschnittlich erfolgreich.
- Die Menschen sind überaus freundlich und immer hilfbereit – da können wir noch viel lernen.
- Alles hätten wir erwartet aber nicht so gutes Essen. Wir sind nie enttäuscht worden und das Preis Leistungsverhältnis ist OK.