Geschrieben von: Conny Beckötter

Reisebericht Tansania 2020

Der Kontinent Afrika fasziniert seit Jahrzehnten Menschen aus der ganzen Welt – auch uns.

Fakten:

Tansania liegt in Ostafrika südlich von Kenia und Uganda. Es ist 945.166 km² groß und nach der Bevölkerungszahl (ca. 57 Mio Einwohner) das fünftgrößte Land Afrikas. Zum Vergleich: die Bundesrepublik Deutschland hat eine Fläche von 357.386 km² mit 82,79 Millionen Einwohnern. In Tansania werden etwa 125 Sprachen gesprochen, offizielle Amtssprachen sind Swahili und Englisch.

Montag 27.1.2020

„Der schönste Moment im Leben eines Menschen ist der Aufbruch in fremde Länder.“ – Sir Richard Burton, britischer Afrikaforscher.

Heute brechen wir auf, um einen kleinen Teil Tansanias kennenzulernen.

Frankfurt – Addis Abeba 21:35 – 06:25

Dienstag 28.1.2020

Addis Abeba – Kilimanjaro 10:15 – 12:50

Jambo Tansania!

Die vier Stunden Aufenthalt in Addis Abeba finde ich etwas nervig, da ich im Flieger nicht schlafen konnte, aber dafür sind wir mittags in der Lodge.

Tansania ist für Selbstfahrer äußerst ungeeignet ☹ Es gibt nur wenige safaritaugliche Autos zu mieten und die Infrastruktur ist rudimentär. In den Nationalparks gibt es keine Beschilderung und man sollte Kenntnisse in Mechanik haben, um einfache Schäden selbst zu beheben. Wir haben uns deshalb für eine geführte Tour entschieden. Um unabhängig zu sein, gönnen wir uns eine privat geführte Tour, keine Gruppenreise.

Wir landen um 12:30 Uhr auf dem Kilimandscharo Airport und wie bei vielen kleinen Flughäfen dürfen wir zu Fuß über das Rollfeld laufen. Es ist warm in Tansania, ca. 25 Grad.

Da wir schon das E-Visum in Deutschland für Tansania beantragt haben, dürfen wir in die kürzere Schlange bei der Immigration. Die Lady schaut sich unseren Ausdruck nicht mal an. Ein Foto wird gemacht und ein Stempel in den Pass gesetzt – fertig. Ich bin etwas enttäuscht, dass ich kein Visum in den Pass geklebt bekomme wie in Uganda, der Stempel ist so unscheinbar… und dafür haben wir 50 $ bezahlt.

Schon um 13 Uhr ist alles erledigt und die Koffer warten schon auf uns. Vor dem Airport in Arusha wartet unser persönlicher Guide Gottfried von der Matembezi Agentur auf uns. Er wird uns die nächste Woche auf unserer Safari begleiten.

Eine Dreiviertelstunde ist es vom Airport zur Afrikan View Lodge, unserer ersten Unterkunft. Auf der Fahrt dorthin erzählt uns Gottfried mehr als Julius in Uganda am ganzen Tag. Das wird gut werden!

Alles ist grün zurzeit, überall stehen Sonnenblumen und Mais und Gottfried erklärt uns, dass es seit November täglich regnet – ungewöhnlich für die kleine Regenzeit.

Die African View Lodge liegt auf fast 1400 m Höhe, wurde 2016 eröffnet und ist nur einen Steinwurf vom Arusha Nationalpark entfernt.

Rund um die Lodge wächst eine der besten Kaffeesorten Tansanias. Zwischen den Kaffeesträuchern stehen hohe Bäume, die dem Kaffee Schatten spenden und das Wasser im Boden halten.

Um 14:30 Uhr beziehen wir das Zimmer Nr. 7, den Grzimek Raum. Es ist einer von zwei Räumen in einem Bungalow, der mit Bananenblättern gedeckt ist. Wir versuchen etwas Schlaf nachzuholen, aber es ist recht laut draußen.

Nach und nach scheint es voll zu werden. Die Temperatur ist angenehm warm, aber es nieselt immer wieder etwas.

Der Blick auf den Mount Meru können wir nur bedingt genießen, der Berg versteckt sich hinter den Regenwolken.

 

Mittwoch 29.1.2020

Es hat heftig geregnet und lange. Um drei Uhr werden wir wach, da es so laut auf unser Bananendach pladdert.

 

Um neun Uhr kommt Gottfried, um den Plan für die nächsten Tage zu besprechen. Dann starten wir zu unserer ersten Safari in Tansania.

Drei Stunden fahren wir über asphaltierte Straßen, und einen Teil des Transafrican Highway, bis wir den Tarangire Park erreichen.

Das von Auspuffgasen geschwängerte Gras neben der Straße muss besonders gute stickstoffbelastete, CO2 haltige Nährstoffe enthalten, denn die Massai hüten ihre Rinder und Ziegen direkt neben der „Autobahn“. Dieter macht sich immer über mich und mein Bedürfnis nach wifi „always connected to the World“ lustig, aber selbst hier stehen die Massai Rinder- hütend rum und tippen auf ihren Smartphones Nachrichten….

Gottfried hält sich immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Sobald ein 50er Schild sichtbar wird oder Pole Pole auf der Straße steht, geht sein Fuß vom Gaspedal. Speed Tickets sind teuer, sagt er, 15 $ – in Deutschland freuen wir uns, wenn es nur 15€ sind…

Zwölf Uhr, wir kommen am Tarangire an und picknicken zunächst, da die Sonne noch viel zu hoch steht zum Fotografieren. Gottfried kümmert sich um die organisatorischen Dinge und ich empfinde es fast als schade, dass wir es nicht müssen, auch wenn es die Reise vereinfacht.

Der Picknickplatz liegt gleich hinter dem Eingang des Parks. Es sieht so aus, als ob er sehr beliebt bei den Guides ist, denn fast alle Plätze sind belegt mit Kleingruppen, die ihre Lunchpakete verzehren. Einige Meerkatzen warten darauf, dass für sie etwas abfällt, bzw. versuchen sich am Tisch zu bedienen. Die Guides, die das bemerken, scheuchen sie sofort lautstark weg. Das Füttern der Tiere, auch das unfreiwillige, wird mit 300$ bestraft,

Wer sich für Elefanten begeistert, kommt um einen Besuch des Tarangire-Nationalparks nicht herum, sagt der Reiseführer. Also mein Park!

2850 km2 groß ist der Park und er beherbergt nicht nur die größte Elefantenpopulation im nördlichen Tansania, auch Gnus, Zebras, Büffel und Impalas. Der Tarangire ist Schauplatz der drittgrößten Säugetierwanderung in ganz Afrika.

 

 

Ebenso wie die Tiere gehört der Baobab, der Affenbrotbaum, zum Tarangire.

 

Der Tarangire hält, was er verspricht, wir sehen unzählige Baobabs, viele Elefanten, Impalas, Wasserböcke, Mangusten und Warzenschweine.

 

 

Dank des Funkgerätes finden wir dann auch noch einen Geparden, der durchs Gelände streicht. Dort sind wird dann nicht mehr ganz alleine, schon von weitem sieht man anhand der Fahrzeuge, dass dort etwas interessantes ist. Mit uns stehen 15 Autos um uns herum, um den Geparden aufs Bild zu bannen.

 

Gottfried rangiert den Wagen immer wieder um, so dass wir einen guten Blick auf den Geparden haben. Leider fängt es an zu regnen, so stark, dass wir das Dach schließen müssen. Wir beobachten den Geparden fast eine Stunde lang, aber er ist so nass und träge nach einiger Zeit, dass Gottfried nicht mehr erwartet, dass er noch jagt, obwohl es zunächst so aussah.

Kurz nachdem wir weitergefahren sind, hört es auf zu regnen und wir können das Dach wieder öffnen.

Auch einen Löwen will Gottfried uns noch bieten, obwohl man Löwen eher selten sieht, da sie sich aufgrund der dichten Vegetation gut verstecken können. Dazu fahren wir in die Nähe des Flusses. Dieser führt so viel Wasser, dass er sogar die Brücke überschwemmt. Total ungewöhnlich nach der kleinen Regenzeit, sagt Gottfried, aber es hat ja auch täglich geregnet. Überall steht Wasser und das Gras ist grün und hoch.

 

 

 

Tatsächlich findet Gottfried nach einiger Zeit den Löwen, ein junges Männchen mit einer großen Schramme unter dem linken Auge.

Gegen halb sechs verlassen wir den Tarangire, denn es ist noch eine Stunde Fahrt bis zur nächsten Lodge, außerdem schließt der Park bald seine Tore, die Ranger warteten schon auf uns.

Die Fahrt zur Lodge wird, nachdem wir die asphaltierte Straße verlassen haben, zum Abenteuer. Es sieht so aus, als ob wir von einem Minisee in den nächsten fahren, gar nicht nach Schotterpiste. Ich bin froh, dass wir einen Fahrer haben und uns keine Gedanken machen müssen, ob wir evtl. festsitzen… Dieter wäre sicher gerne selbst gefahren 😊

Unsere Unterkunft, das Lake Burunge Tented Camp, liegt am Ufer des Burunge Sees, an der nordwestlichen Grenze zum Tarangire, mit sehr schönem Blick auf den See. Wir bekommen das Zelt „Komba“ mit direktem Blick von der Terrasse auf den See. Toll!

Wie gut, dass die Zelte mit einem Strohdach überdacht sind, dann pladdert es nachts nicht so sehr. Und es regnet wieder heftig ab 22 Uhr.

Auf dem Zeltdach trappeln irgendwelche Tiere. Idyllisch!

 

Donnerstag 30.1.2020

Trotz Regen haben wir sehr gut geschlafen.

Da wir um 8:30 Uhr mit Gottfried starten, heißt es etwas eher aufstehen und frühstücken, für afrikanische Verhältnisse immer noch spät. Wegen des morgendlichen Regens ist eh noch nichts zu sehen.

Beim Frühstück kommt langsam die Sonne durch die Wolken.

Heute dürfen wir unser Lunchpaket selbst zusammenstellen, dann bleibt vielleicht auch nicht so viel übrig.

„Wenn es etwas gibt, dass ich nochmals erleben wollen würde, dann wäre es eine Safari.“ – Karen Blixen, dänische Schriftstellerin.

Nach dem Frühstück fahren wir zum Lake Manyara National Park, zur nächsten Safari. Unterwegs versuchen wir das Leben auf der Straße fotografisch einzufangen.

Das erste Stück bis zur Hauptstraße ist abenteuerlich. Wir versuchen es zu filmen, aber man muss es erlebt haben, um es zu glauben. Zeitweise geht das Wasser über die Motorhaube bis an die Scheibenwischer. Unglaublich!

Am Gate des Lake Manyara NP angekommen, bekommen wir von Edina, einer Ranger-Azubine, einen kurzen Einblick in Fauna und Flora des Parks. Vier Tribes haben hier früher gelebt. Jetzt sind sie umgesiedelt und dürfen nur noch einen kleinen Teil des Sees nutzen.

Und dann geht es auf unsere zweite Safari – in den Wald…. wie sollen wir hier nur Tiere finden?

 

 

 

 

Als erstes entdecken wir die allgegenwärtigen Paviane und die Diadem-Meerkatzen. Eines der Fotos wird hoffentlich Dieters Ansprüchen genügen 😊

Die Lehmpisten sind katastrophal, da der Regen vieles unterspült hat. Zunächst bin ich nicht so begeistert von der Karawane, die in den Park fährt, dann denke ich mir, nicht so schlimm, kann uns jederzeit einer retten falls wir stecken bleiben. Alle Flüsse führen unheimlich viel Wasser und einige Wege zum Lake Manyara sind gesperrt. Wir durchqueren Wasserstellen, durch die ich Dieter nie hätte fahren lassen, aber wir sind ja nicht allein. Und dann kommen wir an eine Matschstelle, die ich als unkritisch eingestuft hätte und Gottfried erklärt uns: Hier ist gestern ein Fahrzeug stecken geblieben und die Leute mussten bis drei Uhr nachts aushalten, bis die Ranger sie rausgeholt haben … irgendwie beruhigt mich das gar nicht….

Aber wir bleiben nicht stecken!

 

 

 

Immer wenn Gottfried Gas gibt, ahnen wir, dass es etwas Interessantes zu sehen gibt, auch wenn wir seine Kommunikation in Kisuaheli mit anderen nicht verstehen.

Plötzlich sind sie da, die Elefanten, ganz nah, fast zum Anfassen. Fantastisch!

 

 

Als nächstes sehen wir eine große Herde Kaffernbüffel und stehen mittendrin.

In einem Baum entdecken wir riesige schwarze Vögel, Kaffernhornraben und kleine, rote, wunderschöne Vögel, die Bischöfe, toller Name.

Schnell ist es 13 Uhr und wir steuern einen Picknickplatz an. Wir sind nicht allein…. Gottfried reserviert einen Tisch für uns und holt die Tischdecke raus, damit wir stilvoll unsere Papiertüte mit dem Lunch öffnen können.

Ein paar Panoramafotos des Sees, der bräunlich-rosa schimmert, dann geht es weiter auf die Suche nach Tieren.

Der Manyara-See beheimatet eine Vielzahl von Vögeln, von bunten Bienenfressern, Eisvögeln und Schreiseeadlern bis zu Pelikanen und Flamingos. Da der See zurzeit sehr viel Wasser enthält, sehen wir nur wenige Flamingos, sie sind alle am Lake Natron.

Manyara galt aber auch lange neben den Queen-Elizabeth-Nationalpark in Uganda als der einzige Ort, an dem man baumkletternde Löwen beobachten kann. In Uganda wurden wir nicht fündig…. hier leider auch nicht. Eine Erklärung für das seltsame Verhalten gibt es nicht. Heute findet man baumkletternde Löwen eher in der Serengeti als in Manyara. Next chance!

Löwen entdecken wir nicht mehr, hätte mich auch gewundert, aber noch weitere zwei Male kreuzen Elefanten die Piste, auf der wir unterwegs sind.

 

Unzählige Paviane säumen den Weg – zum Teil agieren die nicht ganz jugendfrei, wie hier zum Beispiel.

 

 

 

 

 

Wieder ein sehr erfolgreicher Safaritag.

Statt wie vorgesehen um vier Uhr wird es wieder nach fünf als wir den Park verlassen.

30 km Hauptstraße, dann 5 km Lehmpiste hatte uns Gottfried gesagt.

Wir biegen dann tatsächlich nach einer halben Stunde auf die Lehmpiste ab und fahren vorbei an vielen Schulkindern ins Nirgendwo…. abseits jeglicher Zivilisation liegt die Lodge, nein stimmt nicht ganz, einige Einheimische leben hier auch in ihren Hüttchen. Der Ort Tloma liegt in der Nähe von Karatu im Schatten des Ngorongoro Kraters in einer Gegend, die hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Anbauflächen besteht.

Die Tloma Lodge ist im Farmstil gebaut und hat einen schönen Garten mit vielen Blumen und Kaffeesträuchern. Ansonsten haben wir in Tansania schon besser gewohnt… wir sind in Nyani untergebracht, in einem recht einfachen Zimmer in einer Art Reihenhaus.

Angepriesen wurde sie als exklusives Hotel an der Ostseite des Ngorongoro Kraters. Aber wenn man so kurzfristig bucht und sich nicht selbst vorher um die Unterkünfte kümmert, kann man auch nicht mehr erwarten. Für uns ist es okay. Wir schlafen erstmalig in Tansania in einem gemauerten Haus mit Betondecke.

Dieter braucht ab sofort Sonnencreme und ich mehr bug spray. Letzte Nacht haben mich die Mücken überfallen, Dieter allerdings verschont.

 

Freitag 31.1.2020

Heute heißt es etwas eher aufstehen, 6:30 Uhr frühstücken und 7:30 Uhr Abfahrt.

Das erste Stück unseres Weges führt wieder über die schmierige Lehmstraße. Das Motorrad vor uns schlingert ganz schön, obwohl der Fahrer beide Füße fast auf dem Boden hat.

Nach dem Tanken in Kataru fahren wir über eine asphaltierte Straße zum Eingang des Ngorongoro Conservation Gebietes.

8:30 Uhr hat Gottfried uns eingecheckt und es geht bergauf auf den Rand des Ngorongoro Kraters, um von oben einen Überblick zu bekommen.

Fast eine halbe Stunde fahren wir bis oben. Oben angekommen, schauen wir zunächst auf eine Nebelwand. Fünf Minuten später verziehen sich die Wolken und wir haben eine tolle Sicht in den Ngorongoro Krater und auf den Lake Manyara.

  „Das Schönste, was ich je in Afrika gesehen habe“ beschrieb Ernest Hemingway den Blick von der Kante des Großen Afrikanischen Grabenbruchs auf den Manyara-See. Auch 80 Jahre später hat sich an diesem Blick nicht viel verändert

(Das Bild fängt es nur unzureichend ein – es ist einfach umwerfend).

Auf dem Weg in die Serengeti haben wir viel Zeit uns die Conservation Area anzusehen. Auf einen Besuch eines Massaidorfes verzichten wir, Tanz, Gesang und Verkaufsshow brauchen wir nicht.

Zuerst kommen wir am Grzimek Denkmal vorbei.

Am Denkmal für die „Wiege der Menschheit“ dürfen wir sogar kurz aussteigen und die beiden Schädel aus der Nähe bewundern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bis Mittag sehen wir einige Gabelracken, Giraffen, Zebras, Thomson Gazellen, Grant Gazellen und tausende Gnus.

Beim Weiterfahren treffen wir nach einiger Zeit auf eine Autoschlange. Irgendwas Interessantes? Nein, in einer Furt durch ein Flüsschen in Bereich der Olduvai Schlucht, das dank Regen über die Ufer getreten ist, haben sich zwei Auto so festgefahren, dass es nur noch in eine Richtung gehen, und das ganz langsam…. spannend sieht es aus, wie die LKWs und Jeeps durch das Wasser schlittern.

Endlich ist unsere Richtung dran, es kommt nichts mehr aus der Gegenrichtung. Kurz vor dem Fluss liegt ein Abendsonne Afrika Jeep und ein zweiter Jeep, der mit den ganzen Reifen im Schlamm festsitzt. Oje!

Erstmalig meint auch Dieter, dass es gut ist einen Fahrer zu haben, der die Straßenverhältnisse kennt und einschätzen kann.

Auf einem kleinen Hügel halten wir zur Mittagspause mit dem Lunchpaket, diesmal ohne Tische, Stühle, WC. Letzteres ist für mich besonders bedauerlich.

Von oben können wir noch besser ermessen, wie viele Gnus hier unterwegs sind.

Obwohl es hier viel geregnet hat in den letzten Monaten, ist die Schotterpiste zur Serengeti staubtrocken und jedes Auto zieht eine lange Staubfahne hinter sich her.

Gottfried hat von Löwensichtungen gehört und gibt Gas. Mit fast 100 Sachen prescht er über den Schotter. Hoffentlich kriegt kein Gnu einen Rappel und springt vor unser Auto. Und schon liegt eine kleine Gazelle auf der Straße, die den Kampf gegen ein Auto verloren hat, gut, dass es nicht unseres war.

An der Grenze zur Serengeti, wenige Meter vor dem Eingang, biegt Gottfried rechts ab, in eine…. Straße kann man das nicht nennen, auch nicht Weg, es sind nur zwei Fahrrillen. Auch hier geht es mit 70-80 km/h weiter und ich denke noch „Sch… auf die Löwen, ich will hier heile wieder raus“. Abenteuerlich ist es. Irgendwann fährt Gottfried dann aus dieser Spur raus auf das Gras, weiterhin Vollspeed, quer durch die Gnuherde. Immer wieder scheucht er Gnus aus dem Weg… zwischendurch fummelt er am Handy rum.

Und plötzlich liegt er da, der männliche Löwe, wie in einem Nest aus grünem Gras. Hatte ich mir ganz anders vorstellt.

Gottfried drängt uns schnell zu fotografieren, denn es gibt noch weitere Löwen und er möchte vor dem Regen hier raus, sonst könnte es nachher nicht mehr gehen. Was soll das heißen?????

 

 

Wieder querbeet rasen wir auf die Löwen zu. Ich kann nicht sehen, ob es irgendwelche unsichtbaren Löcher unter dem Gras gibt.

Die anderen Löwen sind eine Gruppe von drei Weibchen, denen das Posieren langsam zu viel wird und die sich auf den Weg machen dem zu entgehen.

Auch hier ein paar schnelle Fotos, wir müssen zurück, der Regen kommt.

Ein weiterer kurzer Stopp bei einer Hyänengruppe, die Schwarzstörche, Marabus, Zebras und sonstiges ignorieren wir.

Meine linke Schulter und auch meine Hand sind schon leicht verkrampft, so intensiv halte ich mich am Griff unter dem Dach fest.

Dann erreichen wir die Fahrrille wieder und sehen nicht weit entfernt zwei Autos feststecken. Gottfried hält an und fragt, ob er helfen kann, obwohl schon einige angehalten haben und Hilfe leisten. Aber man weiß ja nie, wann man selbst welche braucht.

Die zwei kommen relativ schnell raus. Um ein Auto rauszuziehen, braucht man zwei andere 4×4 Fahrzeuge und viel Geschick.

Wir fahren weiter, denn vor uns soll noch eines feststecken. Gottfried sucht einen sicheren, festen Platz und steigt wieder aus. Zwei Autos rangieren vor den steckengebliebenen und versuchen ihn rauszuziehen. Erfolglos ☹ ein drittes Auto wird vorgespannt, doch aus das klappt nicht. Danach versucht man es seitlich… klappt auch nicht. Versuch vier ist dann das hochpumpen der Hinterräder mit dem Wagenheber, der Ersatzreifen wird neben das Rad in den Matsch gestellt und dann vorsichtig nach hinten rausziehen – super, das war erfolgreich. Zwischendurch standen 15 Fahrzeuge hier herum und ganz viele Leute an dem feststeckenden Jeep – Katastrophentourismus. Zwischendurch hat es geregnet und die Straße/Pad ist nicht besser geworden.

 

Zurück am Eingang zur Serengeti werden ein paar Fotos geschossen, dann geht es weiter über 18 km zur Registrierung und dem ersten WC nach 8 Stunden, Männer-Buschtoiletten gibt es immer mal, für Frauen sieht es mager aus ☹

Vier Uhr, Gottfried hat die Formalitäten erledigt und die Serengeti wartet auf uns.

Die 14.763 km2 große Serengeti ist das Herzstück des Serengeti-Masai-Mara-Ökosystems. Sie und die große Tierwanderung der Gnus und Zebras sind das Sinnbild Tansanias. In den 50er Jahren sorgten Michael und Bernhard Grzimek mit ihren Dokumentarfilmen „Die Serengeti darf nicht sterben“ und „Kein Platz für wilde Tiere“ dafür, dass das Bewusstsein für den Naturschutz geweckt wurde. Die Grzimeks waren nicht nur Naturschützer sondern auch Wissenschaftler. Sie waren die ersten, die zoologische Untersuchungen in der Serengeti anstellten und dafür Bestandszählungen aus der Luft machten. Michael Grzimek kollidierte während eines Fluges mit einem Geier und verunglückte tödlich. Sein Vater setzte seinen Einsatz für die Serengeti fort.

Die Serengeti ist ein Paradies, wichtiges Schutzgebiet der Raubtiere und Schauplatz der zweitgrößten Tierwanderung auf der Erde. Größer ist nur die Wanderung der Flughunde zwischen Kongo und Sambia. Ca. 30.000 Löwen, 10% der verbliebenen wilden Löwen, leben in der Serengeti.

Zwischen Januar und März halten sich die großen Herden in der südlichen Serengeti auf. Die Tiere erholen sich hier von den Strapazen der Wanderung und bringen ihre Jungtiere zur Welt.

Dieses Jahr hat es so viel Regen gegeben, dass die großen Gnuherden sogar außerhalb der Serengeti grasen, im Ngorongoro Conservation Gebiet.

Ich hatte mir die Serengeti als endlose Grassavanne mit vielen Schirmakazien und Herden an Gnus, Antilopen und Zebras vorgestellt. Landschaftlich stimmt es….

Die Hauptstraße in der Serengeti soll gut befahrbar sein, aber immer wieder gibt es Abschnitte, an denen so viel Wasser steht, dass man denkt, man wäre auf einem Kanal. Spannend! Und noch fahren viele Fahrzeuge hintereinander her.

Gottfried bekommt per Funk oder Telefon, er hantiert mit beidem während der Fahrt rum, die Nachricht, dass einige Straßen stärker überflutet und nicht befahrbar sind.

Ich bin fast froh, als wir links abbiegen, statt rechts, denn noch sieht die linke Strecke besser aus, zumindest trockener. Da habe ich mich aber gewaltig getäuscht.

Die Straße wird zum Albtraum. Entweder ist sie total überflutet und ich finde, ein Boot wäre hilfreicher als ein Jeep, oder sie ist matschig hoch drei. Nach jeder „Wasserfahrt“ denke ich, Gott sei Dank, wir sind durch, dann kommen aber gleich drauf so matschige Stellen, auf denen wir hin und her schlingern, dass ich fast das Wasser vermisse. Da sieht man wenigstens nicht, was auf einen zukommt, wegschauen funktioniert bei mir irgendwie nicht. Zudem ist Gottfried ständig am Telefonieren oder am Funkgerät, so dass er nur eine Hand zum Lenken übrighat. Zwischendurch sucht er auf den Bäumen noch nach Leoparden…. meine Gedanken kreisen nur noch darum „hoffentlich bleiben wir nicht stecken“. Am liebsten würde ich ihm zurufen: Junge nimm das Lenkrad in beide Hände und schau nach vorne auf den Weg. Ich will hier gar keinen Leoparden sehen…..

Aber eines muss man Gottfried lassen, er hat das Auto und die Straße im Griff und wir kommen immer durch. Ich bin mir nicht sicher, ob es Können ist oder jugendlicher Leichtsinn.

Immer wieder schießen mir Gedanken durch den Kopf: Wie positionier ich mir am besten, damit ich mir möglichst wenig breche falls es einen Unfall gibt. Und dann: Warum tue ich mir das an? Buche ich vielleicht nächstes Jahr Ostsee statt Afrika? Wahrscheinlich eher nicht, dafür ist es hier zu schön.

Und wieder steckt jemand vor uns fest und wir sind die ersten, die ihm helfen können. Wir versuchen ihn von schräg hinten mit dem Auto anzuschieben… klappt nicht. Dann kommt ein weiteres Fahrzeug und wir setzen uns vor den Steckenbleiber. Jetzt heißt es, wir ziehen und der andere schiebt mit seinem Auto. Beim dritten Versuch kommt der Jeep frei, ohne dass ein anderer von uns sich festfährt.

Sechs festgefahrene Landcruiser in zwei Stunden – und das sind nur die, die wir gesehen haben….

Meine Nerven liegen ziemlich blank…. wie soll das morgen nur weitergehen. Das Wasser verschwindet doch nicht über Nacht.

Erst um halb sieben, kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir das Kati Kati Camp.

Will ich so viel Abenteuer? NEIN! Oder doch?

Die Hyänen heulen uns heute in den Schlaf. Das will ich definitiv!

Kati Kati Camp ist der richtige Ort, um echtes Safarifeeling aufkommen zu lassen. Die Zelte sind komfortabel mit En-Suite Dusche und WC eingerichtet. So lautet die Beschreibung, komfortabel würde ich hier als zweckmäßig beschreiben…. eher ein Bundeswehr Manövercamp.

Wir haben schon in diversen Zeltcamps geschlafen, von super luxuriös, wie Meno A Kwena und Pelo, über gut wie Murchison Falls Camp, Palmwag und Lake Burunge Camp bis hin zu Mahangu und Kati Kati……

 

Samstag 1.2.2020

Da die Wege rund um das Camp sehr nass sind, hat es wenig Zweck frühmorgens auf Pirschfahrt zu gehen. Wir haben mit Gottfried deshalb acht Uhr Abfahrt vereinbart.

Es hat in der Nacht wieder kontinuierlich geregnet, aber jetzt ist es trocken – von oben, die Wege sehen noch genauso aus wie gestern.

Als erstes möchte uns Gottfried einen Leoparden bieten. Er ist ständig in Kontakt per Funk und Handy mit Obama (nur Kollege) und Comedy (Rafiki, Freund).

Zunächst sehen wir eine Herde Büffel, einige Kuhantilopen und dann drei wunderschöne Löffelhunde, ein ganz neues Erlebnis für uns, denn Löffelhunde sind nachtaktiv und selten am Tag zu sehen.

 

Dann kommen wir an eine Stelle, an der schon einige Fahrzeuge stehen, hier wurde der Leopard im Gras gesichtet und man vermutet, dass er auf den Baum steigen wird. Fast eine Stunde warten wir vergeblich, dann erhält Gottfried die Nachricht, dass Löwen gesehen wurden. Wir brechen auf, um sie zu finden. Plötzlich verändert sich die Straßensituation, ganz normale Schotterpisten mit Schlaglöchern gibt es also auch in der Serengeti. Bisher hatten wir nur Wasserlöcher und Flüsse befahren, denn Pfützen kann man das nicht mehr nennen.

Die zwei Löwen sind immer noch da und überqueren hinter unserem Auto die Straße. Toll! Wir versuchen zu erahnen, wo sie hingehen, da sie wahrscheinlich auf Jagd sind. Das brechen wir nach kurzer Zeit ab, Obama hat einen Löwen auf dem Baum gesehen. Also hin. Als wir die Stelle erreichen, sitzt er zwar nicht mehr auf dem Baum, aber er posiert auf einem Termitenhügel. Super! Es sind sogar vier Löwen.

Weiter zur nächsten Attraktion, Geparden…. eine Mutter mit drei einjährigen Kids sitzen unter einem Baum. Besser kann man es sich nicht wünschen.

Zur Mittagspause fahren wir ins Serengeti Welcome Center.

Gottfried hat Adleraugen, er sieht alles, Nerven wie Stahlseile und beherrscht sein Auto und die katastrophalen Straßen perfekt. Nur seine Blase ist etwas schwach, jede Stunde verschwindet er hinter dem Auto kurz um das Revier zu markieren, wie er sagt.

Im Serengeti Center huschen eine Menge Tiere, ähnlich den Murmeltieren, die rock hyrax rum.

Nach dem Lunch soll es wieder auf Leopardensuche gehen, aber Obama hat drei weitere Geparden im Angebot und wir schauen sie uns an. Schnell versammeln sich 20-30 Autos an der Stelle, aber Gottfried findet immer einen guten Platz für uns.

Danach ist es schon ziemlich spät und wir beschließen zum Camp zu fahren. Auf dem Weg nehmen wir noch eine Giraffe und die Hippos mit, dann geht es wieder in das wasserhaltige Gebiet, die Zufahrt zum Kati Kati Camp.

Gegen vier erfährt Gottfried, dass ein Kollege, der die zwei deutschen älteren Ladies aus unserem Camp fährt und ein weiteres Fahrzeug stecken geblieben sind und ein Motor sich auch nicht mehr starten lässt. Das eine Auto kommt nach einer halben Stunde frei und nimmt die Ladies mit zum Camp. Gottfried bringt uns zuerst ins Camp, muss dann aber zurück, um dem Kollegen zu helfen.

Es ist schon wieder fünf Uhr geworden. Wir machen Pause und Dieter bestellt sich eine Eimerdusche. Ich verzichte lieber und dusche morgen in der Tloma Lodge, die mir nun sehr luxuriös erscheint.

Es regnet mal wieder…

 

Alles im Zelt ist klamm, besonders die Betten. Kein Wunder bei dem Regen.

 

 

Sonntag 2.2.2020

8 Uhr ist geplante Abfahrt. In dieser Lodge brauchen wir weniger Vorlauf bis zum Frühstück😊

Wir nehmen eine andere Route als die anderen und kommen gut durch. Von den anderen Gästen bleibt wieder einer stecken.

Einen Leoparden will Gottfried uns noch bieten und er erhält von Obama die Info, wo einer gesehen wurde. An der gleichen Stelle hatten wir gestern längere Zeit gewartet. Heute liegt er dort im Baum. Der besitzt allerdings so viele Blätter, dass wir nur das Leomuster durchschimmern sehen.

Zwei Stunden dauert die Fahrt vom Camp bis zum Ausgang der Serengeti. Kurz vor dem Ausgang sitzen noch mehrere Löwen am Straßenrand und laufen dann direkt neben dem Auto.

Die Sonne scheint!!!!!! So stellt man sich Afrika vor.

Heute geht es weiter durch das Ngorongoro Hochland bis zum Kraterrand, um dann für eine halbtägige Tour hinunter in den Krater zu fahren. Viele Bereiche im Ngorongoro sind gesperrt, da die Straßen überschwemmt sind. Ist das nicht überall so? 😊

Der Ngorongoro-Krater gilt als eines der faszinierendsten Ziele in Ostafrika. Er ist Weltnaturerbe, Weltkulturerbe, atemberaubendes Panorama und besitzt die höchste Dichte an großen Säugetieren in Afrika. Auf 260 km² leben ca. 25000 große Säugetiere.

Wir befahren wieder abenteuerliche Wege… und gerade denke ich noch „noch 3-4 weitere Tage, dann finde ich diese Wege sicher schön“, da kommt wieder ein Gebiet, dass mir grenzwertig vorkommt.

Gottfried schippert uns auch da sicher durch und wir sehen noch weitere Löwen.

Auf das Nashorn, das wahrscheinlich weit entfernt steht, verzichten wir dann. Man muss es auch nicht übertreiben.

Gottfrieds Kommentare: „Da hinten stecken 4 fest, die kommen so nicht frei, da muss ein Traktor kommen, das dauert“ und „da sitzt noch einer fest“ beruhigen mich nicht wirklich.

 

Bis 18 Uhr muss man den Krater verlassen haben, wir nutzen fast die ganze Zeit und sind erst um 17:30 Uhr wieder auf einer richtigen Straße.

Gegen 18 Uhr erreichen wir die Tloma Mountain Lodge. Der Weg dorthin ist sogar trocken. Heute sind wir im Poa Zimmer untergebracht. Im Vergleich zu Nyani sehr viel besser, im Vergleich zum Kati Kati fantastisch luxuriös.

 

Montag 3.2.2020

8 Uhr Start hat Gottfried, der eigentlich Godfrey heißt, wieder vorgegeben.

Die Sonne scheint 😊

Der letzte Tag dient nur noch der Fahrt zum Flughafen, fast nur über asphaltierte Straßen. Wir starten so früh, da man die polizeilichen Aktivitäten nicht einschätzen kann, sagt Gottfried.

Unterwegs stoppen wir bei einem basarähnlichen gift shop, bei dem uns die Preisverhandlungen zu unheimlich sind (der Preis des Elefanten aus Rosenholz ändert sich in wenigen Sekunden von 175 auf 50$ – was wahrscheinlich auch noch zu viel ist)

Gegen 11:30 Uhr erreichen wir die Katambuga Lodge für eine Mittagspause mit Lunch.

14:00 Uhr Transfer zum Kilimanjaro International Airport

Wir benötigen tatsächlich eineinhalb Stunden für 27 km.

 

Gottfried verabschiedet sich von uns mit den Worten: „Tell the people about the crazy guide who drove you across the ozean on wheels.“ – stimmt und das ohne stecken zu bleiben.

 

Gottfried did a really good job !!!

 

 

 

 

 

 

 

Kwaheri Tansania

Kilimanjaro – Addis Abeba 17:35 – 20:05

Addis Abeba – Frankfurt 23:50 – 05:25

 

Anmerkung:

  • Die Lehmstraßen sind natürlich nicht aus Lehm, sondern aus roter, eisenhaltiger Vulkanerde.
  • Gottfried heißt auch nicht Gottfried, sondern Godfrey. Da wir einen deutschen Guide gebucht haben, hat er seinen Namen auch eingedeutscht 😊
  • Jedes Mal, wenn wir eine Lodge erreichen, sagt Gottfried „home sweetie home“.
  • Wir kommen wieder !!!

 

„Es gibt etwas bei einer Safari, das dich alle Sorgen vergessen lässt und dir das Gefühl gibt, du hättest eine halbe Flasche Champagner getrunken – ein Gefühl, das dich überschäumt vor tiefempfundener Dankbarkeit am Leben…“

– Karen Blixen, dänische Schriftstellerin´